Der musikalische Hype der 00er-Jahre: Tanzbarer, zappeliger Indie-Rock, meist aus den USA oder dem UK. Schauen wir doch mal, was aus den Stars von damals so geworden ist.
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Hard-Fi und The Rakes: Nicht mehr existent. The Futureheads: Seit fünf Jahren ohne Lebenszeichen, vorher mit seltsamen A-Capella-Experimenten auf Albumlänge. Arctic Monkeys: Machen irgendwas zwischen 60s-Blues und Queens Of The Stone Age für Arme. Bloc Party: Spalten ihre Anhängerschaft mit Ausflügen in Dream-Pop-Gefilde. The Strokes und die Kaiser Chiefs: Veröffentlichen alle paar Jahre noch Platten, für die sich kein Arsch mehr interessiert. The Libertines: Irgendwas mit Drogen.
Wer bleibt da noch übrig? Richtig: Franz Ferdinand, die tatsächlich immer noch recht große Hallen und öffentlichkeitswirksame Festival-Slots füllen – und eben Maxïmo Park. Die haben ihren künstlerischen Höhepunkt zwar auch lange hinter sich und füllen in Köln mittlerweile nur noch die Live Music Hall und nicht mehr das Palladium. Aber für den oder ein anderen tollen Song auf den Alben nach den beiden Hit-Maschinen A Certain Trigger und Our Earthly Pleasures ist der Trupp aus Newcastle immer noch gut. Get High (No, I Don’t) ist so einer. Bis dieser allerdings dem Publikum, das an diesem Abend gefühlt zu 80 Prozent aus Mitt-Zwanzigern bestand, präsentiert wurde, gab es zahlreiche andere neue und alte Stücke – und eine Vorband namens Flawes. Drei Jungs aus Huddersfield, die seit zwei Jahren im Geschäft sind und mit ihrem musikalischen Programm leider nur bedingt direkt vor Maxïmo Park auf eine Bühne gehören. Dass Josh Carruthers, Freddie Edwards und Josh Hussey auf ihrer Facebook-Präsenz London Grammar als einen ihrer Haupteinflüsse erwähnen, hört man raus. Recht ruhige, manchmal dezent tanzbare Pop-Musik, die durchaus Potenzial hat. Songs schreiben kann das Trio, Sänger Carruthers wirkte aber insbesondere bei den länger gezogenen Tönen ein wenig wacklig. Kann ja noch werden. Der einhellige Tenor vor der Bühne: „Gute Musik, hätte aber fetziger sein können.“ Unterschreiben wir so.
Paul Smith will nicht mehr “Alternative” sein
Dann aber Maxïmo Park. Und die enttäuschen grundsätzlich nie. Wenngleich auch dieses Konzert mit 80 Minuten Spielzeit mal wieder viel zu schnell vorbei ging und zahlreiche tolle Songs aus dem Katalog „hinten rüber“ fielen. Die drei Alben vor der aktuellen LP Risk To Exist wurden kaum bis gar nicht berücksichtigt, Paul Smith und Co. vertrauten auf die Alt-Hits und das neue Material. Erfreulich: Auf Platte eigentlich recht unspektakulär daherkommende Stücke wie Alchemy bekommen in der Live-Umsetzung viel mehr Drive. Erfreulich zum Zweiten: Die Band bleibt ihrer jahrelangen Linie treu, immer mal die ein oder andere Rarität ins Set einzustreuen, für viele Besucher dürfte das Konzert der erste Kontakt mit dem angenehm düsteren Sharp Tongue gewesen sein. Aber natürlich gab es auch die wirklich großen Songs: Books From Boxes, I Want You To Stay, Going Missing, Girls Who Play Guitars, Our Velocity, das wunderschöne Leave This Island und zum Schluss Apply Some Pressure. Unter ohrenbetäubendem Jubel verließ das Quintett die Bühne und verweigerte sich leider einer Extra-Zugabe.
Fazit: Mit Maxïmo Park verhält es sich wie mit alten Schulkollegen: Man hatte vor vielen Jahren eine unfassbar geile Zeit miteinander, die Bekanntschaft verliert im Laufe der Jahre an Intensität, aber wenn man sich alle paar Jahre mal zufällig trifft, ist es doch wieder richtig schön und spaßig.
Das überraschend politische Schlusswort gebührt Paul Smith, der während des Konzerts Bezug auf die erschütternden Ergebnisse der Bundestagswahl am Vorabend nahm: „We used to be called an alternative rock band. Since yesterday we don’t like that word ‘alternative’ anymore.“
Setlist Maxïmo Park @ Köln, Live Music Hall (25.09.2017)
01. What Did We Do to You to Deserve This?
02. Risk To Exist
03. I Want You To Stay
04. Books From Boxes
05. Leave This Island
06. The Hero
07. Sharp Tongue
08. The National Health
09. Going Missing
10. Respond To The Feeling
11. The Undercurrents
12. Alchemy
13. Our Velocity
14. What Equals Love?
15. By The Monument
16. Girls Who Play Guitars
17. Nosebleed (Z)
18. Get High (No I Don’t) (Z)
19. Apply Some Pressure (Z)
Fotos: Angela Trabert