NEW MODEL ARMY – Dortmund, FZW (18.03.2017)

Fotos: NEW MODEL ARMY
New Model Army, © Marcus Nathofer
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So einen Samstag hat man gerne: am Nachmittag gewinnt mein Fußballclub und am Abend spielen dann als Sahnehäubchen die legendären New Model Army im FZW in Dortmund. Nachdem die Bradforder das FZW bereits 2013 ausverkauft hatten und eine umjubelte Show ablieferten, sind auch für das heutige Gastspiel schon seit langem keine Karten mehr erhältlich. Als ich am FZW eintreffe, wartet bereits ein bunt gemischtes Publikum auf den Einlass. Und allen, ob Punk, Metalhead, Gothic oder dem freundlichen Banker von nebenan, ist die Vorfreude deutlich anzumerken.

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Nach zügigem Einlass wird dann im Vorraum das Merch sondiert -faire Preise- ein Pluspunkt und heutzutage bei Bands dieser Größenordnung nicht immer üblich. Nachdem ein Shirt den Besitzer gewechselt hat, betrete ich die bereits ordentlich gefüllte Konzerthalle. Es steht ein zweites Schlagzeug auf der Bühne, also spielt wohl noch eine Vorband, kombiniere ich messerscharf.

Genau so ist es auch. Pünktlich um 20 Uhr betreten die Dortmunder Brookland die Bühne. Lokalmatadore also. Kann ja nichts schief gehen. Zwei-Mann-Bands, bestehend aus Sänger/Gitarrist und Drummer scheinen irgendwie immer mehr in Mode zu kommen. Macht aber nix, solange die Qualität stimmt. Und diese stimmt bei den Dortmundern. Mit einer Mischung aus Noise und Indierock wird dem Publikum ordentlich eingeheizt. Das Resultat sind nickende Köpfe, wippende Körper und satter Applaus. Ich weiß zwar nicht ob es stimmt, dass Brookland heute nur wegen der geographischen Nähe zum FZW spielen, wie der Sänger augenzwinkernd behauptet, vermute aber, dass es dann doch eher die Musik war, die die Verantwortlichen überzeugt hat. Vor dem letzten Song kommt die Ansage, dass man jetzt gleich nach der Show noch was am Merch erwerben kann. Und zwar zehn Tapes. Sehr sympathisch. Geiler Gig, hat Spaß gemacht. Nächstes mal kaufe ich dann auch ein Tape, versprochen.

Dann heißt es warten auf den Headliner. Die Halle füllt sich immer weiter, es ist schön warm und kuschelig – ein netter Kontrast zum Schmuddelwetter draußen. Nach einer gefühlten Ewigkeit gehen dann endlich die Lichter in der Halle aus, das Intro ertönt und die Gladiatoren betreten die Arena New Model Army!

Ohrenbetäubender Jubel, als die ersten Takte des Openers R & R erklingen. Sofort fällt der glasklare Sound auf, alle Instrumente sind sauber herauszuhören. Der gleichnamige Titelsong des aktuellen Fabelwerks Winter schließt sich nahtlos an, gefolgt vom Klassiker Here comes the War, zu dem der erste Pit des Tages gestartet wird. Die Band zeigt sich extrem spielfreudig, und vor allem Frontmann und Bandgründer Justin Sullivan scheint nicht zu altern. Die wütenden Anklagen gegen alles Unrecht in der Welt werden derart leidenschaftlich in die Menge geschmettert, dass einem Hören und Sehen vergeht. Sehr beeindruckend. Ansagen gibt es nicht viele, Mr. Sullivan lässt die Musik für sich sprechen. Wenn der Frontmann doch einmal etwas zum besten gibt, hängt das Publikum förmlich an den Lippen des charismatischen Zynikers. Nach einigen weiteren neuen Songs, wie Born Feral, Die Trying, Burn The Castle oder dem hitverdächtigen Devil wird es dann Zeit für einen der absoluten Klassiker der Band. Mit einem kurzen „Now. More than ever“ wird 51st State angekündigt, bei dem das FZW förmlich explodiert. Der Song wird aus hunderten Kehlen textsicher mitgesungen, pure Magie.

Get me out beschließt schließlich den regulären Auftritt und die Band verlässt unter tosendem Applaus die Bühne. Das Publikum hat allerdings noch lange nicht genug und verlangt lautstark nach mehr. Mit Stupid Questions kehren NMA fulminant zurück, um direkt im Anschluss das zutiefst melancholische Green and Grey hinterherzufeuern. Was für eine unsterbliche Hymne. Absolute Gänsehaut, bin immer wieder ergriffen von diesem wunderbaren Song. Nachdem NMA ein weiteres Mal zurück auf die Bühne gebrüllt worden sind, beschließt die Band mit einem weiteren Song aus dem übergroßen Klassikerfundus den Abend – I love the World. Das Saallicht geht an, ringsumher glückliche, verschwitzte Gesichter. Zeit, den Heimweg anzutreten – mit der Gewissheit, einem grandiosen Konzert einer nach wie vor wichtigen Band beigewohnt zu haben.

Setlist NEW MODEL ARMY @ Dortmund, FZW (18.03.2017):
  1. R&R
  2. Winter
  3. Here Comes the War
  4. Part the Waters
  5. The Charge
  6. Angry Planet
  7. Born Feral
  8. Eyes Get Used to the Darkness
  9. No Pain
  10. Die Trying
  11. Did You Make It Safe?
  12. Burn the Castle
  13. Devil
  14. 51st State
  15. Between Dog and Wolf
  16. Get Me Out
  17. Stupid Questions (Z)
  18. Green and Grey (Z)
  19. Wired (ZZ)
  20. I Love the World (ZZ)

Fotos: Marcus Nathofer

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