AGAINST ME! – KÖLN, LIVE MUSIC HALL (20.12.2016)

HIGHFIELD FESTIVAL 2015 - Großpösna Leipzig, Störmthaler See (14.-16.08.2015)
Foto: Archiv
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Alle Jahre wieder … kommt das Christuskind? Okay, von mir aus. Kurz vor den weltweit gefeierten Schenkfesten stand aber noch ein anderer Besuch an, der Punkrockfans hierzulande himmelhoch jauchzen lässt: die floridianischen Musiker*innen von Against Me! gastierten auf ihrer Tour in wenigen deutschen Städten, so auch in der Kölner Live Music Hall. Vor zwei Monaten veröffentlichte das Quartett seinen siebten Langspieler namens Shape Shift With Me. Eine gute Voraussetzung, um ein in insgesamt vielerlei Hinsicht eher bescheidenes Jahr laut und polternd zur Zielgeraden zu führen. Da das alleine nur halb so viel Spaß macht, wurden gleich zwei Supportbands eingeladen, um die Amerikaner auf ihrer Tour zu begleiten. Das Besondere: Der Abend stand ganz im Zeichen der Frauen, da jede Band von weiblicher Besetzung angeführt wurde.

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Der Abend wurde von einem großartigen Duo namens Mobina Galore eröffnet. Die beiden kanadischen Frauen präsentierten dem Publikum einen wunderbar rotzigen Punkrock mit riesiger stimmlicher Power seitens Gitarristin Jenna Priestner. Einziger Wermutstropfen ihres Gigs war wohl der fehlende Bass, was den Sound insgesamt abgerundet hätte. Nichtsdestotrotz eine absolut starke Sache.

Als weiteren Support gab es britischen Punkrock mit unüberhörbarem Grunge-Einschlag auf die Ohren. Milk Teeth klangen wie eine Symbiose aus beiden Schubladen und eröffneten ihr Set mit einem Cover des Joan Jett-Klassikers Bad Reputation. Die vor erst drei Jahren gegründete Band veröffentlichte Anfang dieses Jahres ihr Debut Vile Child über das amerikanische Label Hopeless Records. Auch auf die Gefahr hin, dass ein solcher Satz abgedroschen oder kitschig klingen mag: Die Band vermittelte eine wirklich überbordende Energie.

Auch wenn die beiden vorherigen Bands einen wahrlich überzeugenden Eindruck hinterließen, war die Freude doch groß, als endlich Against Me!-Frontfrau Laura Jane Grace samt ihrer Mitmusiker die Bühne betrat. Mit True Trans Soul Rebel begann der Vierer mit einem seiner Hits aus dem letzten Album Transgender Dysphoria Blues, das sich stark mit der Geschlechtsidentität und der Transsexualität von Grace beschäftigt. Spätestens ab jetzt gab es für die Mehrheit des Publikums kein Halten mehr: die hymnischen Songs der Band luden einfach zum Mitgrölen ein. Da machte es dann auch keinen Unterschied mehr, wie alt oder jung ein Song nun war. Sei es die aktuelle Single 333, Unconditional Love, die pro-choice-Hymne White Crosses, White People For Peace oder T.S.R (This Shit Rules) – die Unterstützung des Publikums war den amerikanischen Punks sicher.

Das Publikum bestand aus vielen jungen Menschen, aber wahrscheinlich genau so vielen, die sich als Fans der ersten Stunde bezeichnen würden. Letztere waren es dann vorrangig, die bei Klassikern wie Pints Of Guinness Make You Strong oder Walking Is Still Honest den Gesangston angeben konnten. Die starken politischen Texte sind ein Markenzeichen  der Band aus Gainesville, das sich durch ihre Diskografie wie ein roter Faden zieht. Bevor sie ihr Set mit der poppig angehauchten Single I Was A Teenage Anarchist und Black Me Out vorerst beendeten, ließ Grace die Leute wissen, dass dies die drittletzte Show in Deutschland wäre und sie sich wahnsinnig darüber freuten, wieder in Deutschland unterwegs zu sein, sich aber genauso darauf freuten, rechtzeitig zu Weihnachten wieder im heimischen Florida anzukommen.

Als Zugabe wurde zuerst ein weiterer Klassiker des ersten Albums gespielt – durch einen Zuruf entschied sich Grace dazu, den Song Baby, I’m An Anarchist zu spielen. Sicher darüber, dass der Song leider nach wie vor aktuell ist, sagte sie, sie sei froh darüber, dass niemand der anwesenden Personen für Donald Trump gestimmt hätte. Neben einem Cover des Songs Train In Vain von The Clash durfte auch das finale Sink, Florida, Sink nicht fehlen, bei dem ein Crewmitglied in den Genuss kam, live mit der Band zu spielen. „Vielen Dank!“ rief Bassist Inge Johansson beim Verlassen der Bühne dem Publikum zu. Nein, Inge – danke DIR, danke EUCH.

Setlist AGAINST ME! @ Köln, Live Music Hall (20.12.2016):
  1. True Trans Soul Rebel
  2. 333
  3. Haunting
  4. Unconditional Love
  5. Pints Of Guinness Make You Strong
  6. Cliché Guevara
  7. White Crosses
  8. Dead Friend
  9. Crash
  10. Delicate, Petite & Other Things I’ll Never Be
  11. Rebecca
  12. Bamboo Bones
  13. Miami
  14. S.R. (This Shit Rules)
  15. White People For Peace
  16. Walking Is Still Honest
  17. Transgender Dysphoria Blues
  18. I Was A Teenage Anarchist
  19. Black Me Out
  20. Baby, I’m An Anarchist (z)
  21. Train In Vain (z)
  22. Norse Truth (z)
  23. Sink, Florida, Sink (z)
Weblinks Against Me!:

Homepage: http://www.againstme.net/
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Twitter: https://twitter.com/againstme?lang=de

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