KNOCK OUT FESTIVAL – Karlsruhe, Schwarzwaldhalle (17.12.2016)

Fotos: KNOCK OUT FESTIVAL 2016
Eisbrecher, © Dietmar Grabs
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Bereits zu Beginn des Festivaltages konnte man merken, dass beim Knock Out Festival in der Karlsruher Schwarzwaldhalle Wert auf eine gute Organisation gelegt wurde. So konnte man beispielsweise direkt zu Beginn im Parkhaus für 4 Euro ein Ausfahrticket für hinterher kaufen, sodass am Ende die Schlangen verkürzt werden. Aber ans Ende wollte man ja noch gar nicht denken. Also erfreute man sich erst einmal über die insgesamt entspannte und sympathische Atmosphäre auf dem Festival. Man merkte dabei, dass man auf einem Metal-Festival ist: Kutten standen auf der Tagesordnung, das Bier floss aus 1-Liter-Bechern. Mit diesen ersten Eindrücken konnte es dann auch bald losgehen.

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Die beiden ersten Bands Orden Ogan und Almanac zogen bereits so einige Zuschauer und das Publikum ging gut mit: Arme wurden in die Luft gestreckt, man klatschte munter mit und stimmte sich dabei gut den weiteren Abend ein, den J.B.O. im Anschluss fortsetzten. Mit dem Hinweis, dass sie im kommenden Jahr ein gut zweieinhalbstündiges Weihnachtskonzert spielen werden, begannen sie ihr an diesem Abend 50-minütiges Set gut gelaunt und boten das, was man erwarten durfte in guter Form. Den „Danke Knock Out“-Rufe wurden gewohnt mit „Bitte Vito“ entgegnet. Auch „Besinnliches“ (wie Hannes es nannte) gab es in Form von Gänseblümchen. Das Publikum wurde dabei stets einbezogen wie unter anderem vor Ein schöner Tag zum Sterben, als Hannes fragte, ob das Publikum singen können – was natürlich mit einem lauten Ja beantwortet wurde, sodass die Band selbst eigentlich kaum selbst singen musste. Auch neue Stücke fanden dabei ihren Weg ins Set, das bewährte Wacken-Lied begegnete ebenfalls und die gute Laune wurde zu jeder Zeit hochgehalten. Zum Ende hin wurden riesige Bälle ins Publikum geworfen, die stets in der Luft gehalten wurden, zwei „Bühnenfuzzis“ trieben in wechselnder Verkleidung auf der Bühne Blödsinn und als mit Ein Fest das Ende des Sets erreicht wurde, wusste man, dass man ein gutes Set gesehen hatte.

Es folgte Dirkschneider, dem man zu jeder Zeit seines Sets anmerkte, dass er das lebt, was er da tut. Laut und voller Energie steht er auf der Bühne, lässt aber auch seine Mitmusiker gerne mal in den Vordergrund treten und stellt sich währenddessen schon mal in den Hintergrund. Nachdem er sein Set mit Balls To The Wall beendete, war das Publikum noch längst nicht so weit, ihn ziehen zu lassen. So kam er wieder mit den Worten „Okay, einer geht noch. Hier ist Burning!“ Das Publikum sang die Hauptzeile „Burning just like fire“ begeistert mit. Und auch im Anschluss wollten die Fans die Band schlicht nicht gehen lassen. So wurde das Set noch um ein Gitarrensolo angereichert, die Band griff noch einmal für eine Minute tüchtig in die Seiten, bevor wirklich Schluss war und Udo dem Publikum noch einen schönen Abend wünschte.

Weiter ging es mit Saltatio Mortis, der Band mit dem kürzesten Anfahrtsweg – laut ihrer eigenen Aussage etwa fünf Kilometer. Dass die Band erwartet wurde, merkte man auch schnell, als bereits während des Soundchecks die ersten „Saltatio Mortis“-Rufe laut wurden. Mit der Zirkusmelodie begonnen, kam die Band auf die Bühne und sorgte für Stimmung, Alea wirbelte in bewährter Tai Chi-Manier über die Bühne und Stücke wie Wachstum über alles zündeten bei den Anwesenden sofort. Die Frage, wer schon einmal auf einem Konzert der Band war, fand folglich auch viele positive Antworten. Auch wenn diesmal kein Feuer dabei war: Als bei Prometheus die Zeile „Ich bringe Euch Feier“ ertönte, gingen spontan alle Arme in die Luft. Die Band war bereits leicht außer Atem, machte aber mit Vollgas weiter mit Stücken wie Früher war alles besser. Trotz allem Spaß waren auch kritische Töne mit auf dem Programm: Vor Nachts weinen die Soldaten machte Lasterbalk eine ernste Ansage zu den Kriegen auf dieser Welt. Auch dies kam gut an, die „Saltatio Mortis“-Rufe hörten nicht auf, die Band ließ sich von der Stimmung tragen, Sänger Alea ließ sich zudem während Der Rattenfänger vom Publikum tragen. Nach 80 Minuten endete das Set der Band mit dem Spielmannsschwur, der zunächst leise vom Klavier getragen wurde, bis wieder aufgedreht wurde und das Publikum laut mitklatschte. Trotz anfänglicher Skepsis funktionierte die Band hier sehr gut, obwohl sie nicht hundertprozentig in den metallischen Rahmen des Abends passte.

Erstaunlich war, dass einige nun schon gefahren sind, obgleich der letzte Act des Abends noch ausstand. Das große Finale bestritten Eisbrecher, die direkt mit einem fulminant explodierenden Regen aus „Eistalern“, der sich über das Publikum ergoss, eröffneten. Die Band kam nun auf die Bühne, Sänger Alex stellte sich mit Brille in Lehrermanier ans Pult und begann zu singen. Die Band gab alles, äußerte sich aber auch gerne mal kritisch dabei. Zum einen zu Themen direkt vor Ort, wie den in die Luft gestreckten Smartphones, vor allem aber auch zur weltpolitischen Lage mit einem eher weniger schmeichelhaften Statement zu Donald Trump. Auch das sind eben Eisbrecher – nicht nur musikalisch beherzt bei der Sache, sondern auch mit klaren Ansagen. Als dann um 01:00 Uhr die Band nach Miststück die Bühne verließ, waren der Jubel und der Wunsch nach einer Zugabe gleichermaßen groß, sodass die Band nach und nach wiederkam und mit Ohne dich noch einen drauf legte. Nach gut 80 Minuten gab es um 01:05 Uhr Erdbeeren fürs Publikum und Alex verabschiedete sich mit den Worten „Bleibt verrückt!“. Eine Bitte, der man gerne nachkommt.

Ein gelungener Konzertabend am Wochenende des vierten Advents ging zu Ende und man konnte viele Eindrücke und Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Der Besuch in der Schwarzwaldhalle hatte sich durch und durch gelohnt!

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