Ritterstraße 20, Dortmund: Vor den Türen vom FZW tummeln sich 300 aufgeregte Mädels um endlich in dem kleinen Saal das letzte Konzert der Europatour von Counterfeit zu sehen. Hier und da bekommt man den einen oder anderen Mann zu sehen, welche den Anschein machten sich nur auf Grund der Freundin dorthin verirrt zu haben. Auffällig am Publikum war, dass auf Grund des Durchschnittsalters sehr starke Alterskontrollen am Einlass durchgeführt wurden. Drinnen angekommen fällt auf, dass es zwar ausverkauft, aber definitiv nicht voll ist – man kann sich -bis auf in den ersten fünf Reihen- ohne große Probleme durch den gesamten Raum bewegen.
In dem kleinen Laden werden pünktlich die Monarks mit Jubel in Empfang genommen, welche ihr Bestes geben, die Menge mitzureißen. Mit Deutschlandfahne und Trikot ausgerüstet starten Sam Kinsella, Matt Arnold, Matt Holloway und Paul Hawkins ihr Set. Die meisten Besucher scheinen sich ihre Kräfte aber für Jamie Campbell Bower und Co. aufzusparen. Als die Monarks zum Schluss ankündigen, dass die neue Single You Were My Fire für ein kommendes Musikvideo mitgeschnitten wird, steigt die Stimmung.
Nach einer kurzen Umbaupause betreten Jamie Campbell Bower, Tristan Marmont, Roland Johnson, Jimmy Craig und Tim Hillierbrook (für den verhinderten Gitarissten Sam Bower) die Bühne.
“Alright guys, let’s fucking do this”
So eröffnen Counterfeit ihre Show und die Halle bebt als die ersten Töne von Carol angeschlagen werden. Die Mädels sind überraschenderweise nicht nur zum Konzert erschienen um den Filmstar Jamie Campbell Bower (Harry Potter, Sweeny Todd, Twilight) anzuhimmeln, sondern gröhlen auch textsicher mit. Bei Family Suicide wird dann auch das erste mal ein Moshpit eröffnet und die Stimmung steigt ins Unermessliche und die Band fegt wie ein energiegeladener Tornado über die Bühne. Kaum wird Hold Fire angestimmt legt Jamie seine Gitarre auf die Seite. verschwindet plötzlich im Publikum und klettert am anderen Ende des Raumes auf die Empore, wo er das Lied zu Ende singt. Das Mikro wird, bevor er wieder von dieser Empore runterspringt, mit einem charmanten „Can you hold this for a second please“ einem Fan in die Hand gedrückt und selbstbewusst kämpft er sich durch die kreischende Menge wieder auf die kleine Bühne. Gerade wenn sich das Publikum langsam wieder beruhigt, kommt ein Satz von der Band und der Jubel geht wieder los.
“You gotta do a lot better than this for us to play another song it’s our last day on tour in Europe”
Nach ein paar Liedern werden die Gäste freundlich, aber mit einem typischen “fucking” untermalt, gebeten, einen Kreis zu bilden in dem sich dann der Frontsänger mit seiner Gitarre platziert. Er erzählt, dass sich vor einem Jahr einer seiner besten Freunde umgebracht hat und er das nächste Stück für ihn geschrieben hat. Letters To The Lost wird angestimmt und nach 5 Sekunden kniet sich der Chor an Gästen auf den Boden. Eines der Mädels, das dabei in Tränen ausbricht, wird von Jamie zu sich in die Mitte geholt und sie beenden gemeinsam mit vielen Umarmungen das Lied. Diese traurige Stimmung ist aber sofort vergessen als die neue Single Addiction angespielt wird und erneut nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Saal getobt wird.
“We traveled fucking 1.000 miles to play this show, that’s fucking bullocks, we played a lot of shows”
Hold Fire und Letters To The Lost blieben nicht die letzten Lieder in denen sich Jamie Campbell Bower in die Menge begiebt und gemeinsam mit den Fans feiert. Schade finde ich an der Situatuation nur, dass diese nicht einfach mit ihm feierten sondern den Sänger von allen Seiten anfassten, umarmten und so die Show ein wenig verhinderten, aber mit etwas anderem war auch nicht zu rechnen. Nach ein paar weiteren Songs fragt die Band ob die Leute weiter tanzen wollen und Lost Everything sowie Come Get Some, welches auch auf der gleichnamigen EP zu finden ist, ließen die Menge nicht durchatmen.
Nachdem die Jungs von der Bühne verschwinden, dauert es nicht lange bis „One more Song“ geschrien wird und eine gebührende Zugabe mit Enough gegeben wird, bei welcher sich Jamie nicht nur mit einem Mikrofon symbolisch erhängt, sondern auch auf die Drums stellt.
Der Sound im FZW war super, das Licht leider sehr enttäuschend, da eigentlich nur rot beleuchtet wurde und dieses keinerlei Abwechslung bietet und auch eher schlechte Umstände für die Fotografen darstellt. Obwohl dies das erste Jahr auf Tour für Counterfeit ist, wirken sie mehr als sicher, wissen was sie sagen müssen um Frauenherzen zum schmelzen zu bringen und eine gute Show zu bieten. Durch die Nähe und die Energie die versprüht wurde ist es rückblickend definitiv eines meiner Top 3 Konzerte und wenn man die Möglichkeit hat Counterfeit auf ihrem letzten Gig auf dem Deichbrand Festival 2016 an der Nordsee zu sehen, kann ich diese Band jedem der richtig abrocken möchte nur wärmstens ans Herz legen.
Setlist COUNTERFEIT @ Dortmund, FZW (19.06.2016):
01. Carol (Riffs)
02. Family Suicide
03. For The Thrill
04. Hold Tire
05. Romeo
06. Close To Your Chest
07. Letters To The Lost
08. Addiction
09. Washed Out
10. Lost Everything
11. Come Get Some
12. Enough (Z)
Fotos: Marcus Nathofer
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