HURRICANE FESTIVAL – Scheeßel, Eichenring (24.-26.06.2016)

Fotos: HURRICANE FESTIVAL 2016 - Sonntag (Bands, Besucher & Impressionen)
Hurricane Festival 2016 © Tabea Debora Pringal
Geschätzte Lesezeit: 6 Minute(n)

Scheeßel im Ausnahmezustand: Was mit Stau anfängt, geht mit Unwettern weiter und wird dann bei strahlendem Sonnenschein trotz massiven Kürzungen mit guter Laune zu Ende gebracht.

Donnerstag, 23.06.2016 – 19 Uhr:

Wie schon in den Vorjahren geht es auch 2016 bereits am Abend vor dem eigentlichen Festival los. Wir stehen allerdings seit 2 Stunden in der Schlange um auf den Campingplatz zu kommen, aber wie sich das so gehört sind alle bester Laune und freuen sich auf das Wochenende. Schell wird das Zelt aufgebaut und schon geht es auf zur White Stage wo die Eröffnungsparty mit Swiss + Die Anderen, Chefboss, Romano und Grossstadtgeflüster los geht. Nach wenigen Minuten hatte man nasse Füße, da die Abdeckung des Bodens nicht ganz dicht war, und bald tropft auch der Schweiß von der Decke. „Kennt jemand den Saunameister? Ich hätte gerne einen Vodkaaufguss“, sagt Jen Bender, die Sängerin von Grossstadtgeflüster dazu nur. Um ein bisschen abzukühlen geht es nach draußen, Bier bestellen ist an diesem Abend keine gute Idee, da draußen für die geschätzt 20.000 Leute leider nur erst ein Getränkestand geöffnet ist. Da wir vor den ersten auftretenden Gewitterwolken zu unserem Zelt fliehen, bleiben uns die restlichen Auftritte verwehrt. Kaum liegen wir auf unseren Matratzen, geht das Schauspiel auch schon los. Blitze im Sekundentakt, Donner aus jeder Richtung, genug Wasser um die Dürrephase in Afrika zu beenden und ein Sturm der einige Zelte und Pavillons das Leben kostet.

Lobenswert: Über all diese Umstände wird man jeder Zeit sehr verlässlich von der Festival App, Hurricane Facebookseite und Camp FM informiert, welches wir allerdings im Auto aus unersichtlichen Gründen nicht empfangen können.

Freitag, 24.06.2016:

Der Freitag startet mit Verspätung auf Grund von Schäden des großen Unwetters erst um 15:30 Uhr mit Chefket auf der Blue Stage, welcher trotz anfänglich nur 10 Leuten vor der Bühne mit einer super Stimmung in den Festivaltag startet. Die White Stage kann wegen Schäden an der Bühne nicht eröffnet werden. Von Minute zu Minute füllt sich das Gelände immer weiter und um 16:00 Uhr beginnen Zebrahead auf der Green Stage, während der Himmel sich wieder langsam zuzieht. Die Zeit zwischen den Konzerten kann man gut nutzen um sich in den kleinen aufgebauten Lädchen umzuschauen, den Merch Stand zu plündern oder eines von vielen Essensangeboten wahrzunehmen. Und bei Chakuza und Ho99099 war das Gelände endlich wieder richtig belebt.

Royal Republic scheinen sich auf der Green Stage mit den Blitzen auf der Bühne den Wetteraussichten angepasst zu haben und spielen trotz leichtem Regen energiegeladen ihr Set. Kurz darauf will Haftbefehl die Bühne betreten, doch das Gelände wird auf Grund erneuter Unwetterwarnungen geräumt und alle Besucher sollen sich in ihre Autos begeben und anderen Unterschlupf gewähren. Wie schon in den Vorjahren wurden die Zuschauer während des Festivals immer wieder mit animierten Videos aufgeklärt, wie man sich in solchen Situationen verhalten soll. Dies betrifft neben dem Verstauen von Gegenständen beim Gewitter, auch Themen wie das Crowd-Surf Verbot und die Warnung vor Taschendieben.

Nachdem das Gewitter weitergezogen ist, dürfen um 20:30 Uhr Genetikk wieder auf die Bühne, Jennifer Rostock, die Emil Bulls und einige andere sind leider auf Grund der Evakuierung ausgefallen. „The Hives stopped the rain“ celebrieren The Hives 15 Minuten später auf der Green Stage und brechen zur Ehre des Geburtstags eines Securities das Crowd-Surf Verbot und motivieren ca. 30 Leute, sich von der Menge tragen zu lassen. Um 21:45 Uhr wird es langsam dunkel und AnnenMayKantereit betreten breit grinsend die Bühne und genießen sichtlich eines ihrer ersten großen Konzerte mit tausenden, textsicheren Fans. Super sympatisch aber noch etwas unerfahren, ein bisschen an kleinen Welpen erinnernd, gewinnen sie das Publikum für sich. Um 22:00 Uhr kann dann auch endlich das Programm auf der Red Stage mit Turbostaat losgehen, die leider mit den Dropkick Murphys auf der Green Stage konkurrieren müssen. Bei Feine Sahne Fischfilet und Trailerpark leeren sich langsam die Reihen vor den kleineren Bühnen, da viele nun schon zur Green Stage für die berüchtigten RAMMSTEIN pilgern. Ich habe es selten so voll bei einem Auftritt auf einem Festival gesehen wie bei Rammstein. Um 00:15 Uhr fangen diese mit einem großen Knall an und überzeugen nicht nur mit der verwendeten Pyrotechnik, sondern auch einer unglaublichen Kulisse und Liveshow, in welcher es keine kreativen und finanziellen Grenzen zu geben scheint. In der Menschenmasse gibt es tatsächlich an der einen oder anderen Stelle ein paar vereinzelte Plätze, von denen auch kleine Persönlichkeiten Teile der Bühne sehen können. Dies ist möglich, da das Festival nicht nur auf Sicht versperrende FOHs verzichtet hat, sondern man wegen der Regenfälle sowieso mit Gummistiefeln bewaffnet ist und somit einfach in den sonst gemiedenen Schlammpfützen stehen kann. Zum Ende des Konzerts verteilen sich die Massen wieder auf die Blue und Red Stage wo K.I.Z und Pennywise dem Publikum einheizen. Bei K.I.Z wird auch wieder keine Mühe gespart, es wird Geld mit den Gesichtern von Tarek, Maxim und Nico in die Menge geschossen, der auf der Bühne stehende Panzer schießt Pyro während Boom Boom Boom Boom. Es werden sowohl Klassiker wie Spasst, als auch die neue Hymne Hurra Die Welt Geht Unter gespielt, bei welcher Henning May nochmal auf der Bühne erscheint und die drei Jungs unterstützt. Nach den Konzerten haben die Besucher die Möglichkeit bis 3 Uhr noch bei der Motorbooty Party weiter zu tanzen oder sich durch den Matsch zu ihrem Camp zu kämpfen, wo die Trinkparty dann weiter geht…

Samstag, 25.06.2016:

Mit voller Vorfreude auf den Tag wachen wir zu einer Nachricht aus der Hurricane App auf : es hat mehr geregnet, das Festival Gelände kann erst später geöffnet werden. Traurig aber optimistisch nehmen die Gäste das hin und nutzen die Zeit für Schlammschlachten und Rettungsaktionen der unter Wasser stehenden Zelte. Als es dann um 16 Uhr wieder anfängt zu regnen und die Gäste auf 20 Uhr vertröstet werden, sinkt der Optimismus, aber die gute Laune bleibt auch dann bestehen als FKP Scorpio nach einem erneuten, nicht vorhergesagten Regenguss, schweren Herzens den Festivaltag komplett absagen muss.

Von den Besuchern gibt es sehr viel Verständnis, vor allem nachdem man die 30 Meter zum Dixi Klo und zurück auch mit Poncho und Gummistiefeln nicht ohne nasse Unterwäsche überlebt. Auf dem Geländer befindet sich ein großes Team an Feuerwehrleuten und anderen Helfern um das Wasser abzupumpen. Für den Samstag hat es leider nicht geholfen, aber dank dieses Einsatzes war der letzte Festival Tag gerettet. Man sieht viele enttäuschte Gesichter und knapp 20% der Besucher sind in den letzten Tagen auch schon abgereist, aber das Festival Feeling bleibt bestehen. Die Gäste freuen sich, dass alles versucht wird und dass es am nächsten Tag weiter gehen soll.

Sonntag,26.06.2016 :

Am Sonntag geht alles vergleichsweise schnell, alle Bands die angekündigt waren spielen, bis auf The Heavy, die Probleme mit ihrem Flug hatten. Da der Tag endlich mal komplett mit Konzerten gefüllt ist, zieht er rasant an einem vorbei. Die verbliebenen Besucher werden für ihre Hartnäckigkeit belohnt, alle Bühnen sind wieder voll bespielbar und die Bands freuen sich spielen zu dürfen.

“We heard it was a little stormy and rainy. We also heard you guys were absolutely amazing while it was happening, that’s what everybody is saying backstage!”, sagt der Sänger von The Subways während sie wie immer einer sportliche Show auf der Green Stage abliefern. Das Lob endet dort nicht, jede Band bedankt und freut sich, wie auch WANDA mit dem irgendwie passenden: „[…] vor den Überlebenden zu spielen.“

Bevor Bosse auf der Green Stage sein Konzert beginnt, betritt Stephan Thanscheidt vom Hurricane Festival die Bühne und bedankt sich, nach einer vorherigen Pressekonferenz, auch offiziell bei den Besuchern und allen Helfern, die den letzten Tag noch möglich machten. Mit vollem Elan übernimmt Bosse dann die Stage und es dauert keine 3 Lieder, da tobt er schon mit den Fans gemeinsam in der Menge. „You guys are fucking legends for staying here“, brüllt fast zeitgleich der Frontsänger von The Wombats, mit Blumengitarre und Blumenshirt ausgestattet. Ein paar Lieder von The Wombats genossen, geht es auch schon wieder zur nächsten Stage, auf welcher James Bay ein viel sichereres Konzert liefert als noch im März. Er hat sich nicht nur mehr auf der Bühne bewegt, sondern die Fans auch einige Zeilen, zum Beispiel bei Hold Back The River alleine singen lassen. Eine Stunde später geht langsam die Sonne unter und Deichkind starten mit ihrem Entertainment-Programm wofür sie mit mehreren Containern angereist sind. Das Bühnenbild bewegt sich, Tänzer unterstützen das Trio und die Menge feiert ausgelassen zu Liedern wie Denken Sie Groß und Arbeit Nervt. Nach der Party wird im Dunkeln mit Mumford And Sons das Festival wunderschön ausgeklungen. Die Jungs bewegen sich zwar kaum auf der Bühne, füllen diese aber dennoch durch ihre Präsenz bis in die hintersten Ecken aus. Als Little Lion Man angestimmt wird, bricht ein Chor von ca. 50.000 Leuten aus und nicht nur bei den Mädels, sondern auch bei den Männern kullert die eine oder andere Träne, vielleicht weil die Atmosphäre so schön war, weil jeder irgendwas mit den Liedern verbinden kann, oder einfach, weil das ein echt tolles Wochenende war!

Nächstes Jahr wird das Hurricane Festival vom 23. Juni bis 25. Juni 2017 stattfinden, Karten können hier schon reserviert werden. Über eine Entschädigung für die ausgefallenen Bands wird noch nachgedacht und man wird auf der Facebook Seite auf dem Laufenden gehalten.

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