Ein Eighties-Revival und Großraumdisco-Feeling sorgten am Montag für ein fast ausverkauftes E-Werk in Köln. Schuld daran waren CHVRCHES aus Schottland mit ihrem Support Shura.
Aleksandra Lilah Yakunina-Denton, aus dem Nachbarland England und unter dem Künstlernamen Shura bekannt, eröffnete den Abend und sorgte mit ihrem Synthiepop gleich für eine Zeitreise 30 Jahre zurück in die Vergangenheit. Dabei schwang auch ein nordischer Flair mit, der an die isländische Musikszene erinnerte. Man stelle sich also Vök mit Cindy Lauper als Frontfrau vor und hat damit eine recht treffende Vorstellung ihrer Musik, die allgemein sehr positiv aufgenommen wurde und schonmal gut auf den Hauptact einstimmte.
CHVRCHES, die schon in zahlreichen Filmen, Serien und Videospielen mit ihrer Musik vertreten sind, brachten mit ihrer hämmernden PA-Anlage schon mit den ersten Basstönen von Never Ending Circles das Kölner E-Werk zum erfürchten Erzittern. Leider wurde Lauren Mayberrys ohnehin schon hohe Stimme dabei extrem in die Höhe verzerrt, was es mitunter etwas unangenehm machte. Während sie sich souverän auf der Bühne bewegte und die beiden Männer der Band, Iain Cook und Martin Doherty an den Synthesizern ihre Arbeit verrichteten, blieb das Publikum zunächst etwas bewegungsunfreudig. Wie so oft auf Popkonzerten wurde hier mal wieder das Filmen mit dem Handy dem Tanzen vorgezogen, was an dieser Stelle wahrscheinlich auf das recht junge Durchschnittsalter der Anwesenden zurückzuführen ist. Nicht, dass sich das Mitschneiden von Bild und Ton nicht gelohnt hätte. Immerhin hatte die Band eine beeindruckend riesige LED-Wand hinter sich aufgebaut, die perfekt und vielseitig die Musik visualisierte. Jedoch ist zu bezweifeln, dass eine Handykamera das komplette Ausmaß der Sinnenseindrücke auch nur annähernd adäquat einfangen kann. So überdauerte die Trägheit der Menge leider tatsächlich fast zwei Drittel der Show, ehe Gun für etwas mehr Dynamik sorgte. Da sag nochmal einer, Waffen seien keine Lösung…
Den Knoten endgültig zum Platzen brachte jedoch erst Doherty, der sich für High Enough To Carry You Over und Under The Tide ans Mikrofon begab und besonders bei seinem zweiten Song die komplette Bühne für sich und seinen ausladenden Tanzstil in Beschlag nahm. Das schien ansteckend zu sein, denn obwohl Mayberrys Gesang um Längen besser war, wurde der Herr deutlich mehr abgefeiert. Die euphorisierte Stimmung hielt danach aber an und so spornten Recover, Leave A Trace und Clearest Blue nochmal zum Abzappeln an. Im Anschluss gab es begeisterten Applaus, der das Trio aus Glasgow nicht um eine Zugabe herumkommen ließ.
Dabei wurden bei Afterglow zunächst sehr ruhige Töne angeschlagen, jedoch bei The Mother We Share nochmal alle nochmal mobilisiert, auch das letzte bisschen Energie aus sich herauszutanzen, was es zu einem lauten und bunten Abschluss des Konzerts machte.
Wer die Band gerne nochmal sehen möchte, muss sich bis Juli gedulden, denn dann treten sie beim ausverkauften Melt!-Festival in Gräfenhainichen auf.
Setlist CHVRCHES @ Köln, E-Werk (04.04.2016)
01. Never Ending Circles
02. We Sink
03. Keep You on My Side
04. Make Them Gold
05. Empty Threat
06. Tether
07. Playing Dead
08. Science/Visions
09. Gun
10. Bury It
11. High Enough To Carry You Over
12. Under the Tide
13. Recover
14. Leave a Trace
15. Clearest Blue
16. Afterglow (Z)
17. The Mother We Share (Z)