ENTER SHIKARI / MODESTEP – Köln, E-Werk (27.03.2016)

Fotos: ENTER SHIKARI
Enter Shikari, © Michael Gamon
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Ausverkauftes Haus beim zweiten Kölner Enter Shikari-Konzert zum vierten Studioalbum The Mindsweep. Wenig verwunderlich, dürften sich die Livequalitäten des Quartetts aus dem englischen St. Albans doch mittlerweile herumgesprochen haben.

Doch Rou Reynolds und Konsorten beherrschen anscheinend nicht nur das Gespür für hochklassige Genregrenzen brechende Musik, sondern auch das für passende Einheizer. Bereits nach dem knapp 45-minutigen Auftritt von Modestep rochen gefühlt knapp 80 Prozent der ungefähr 2.500 Menschen im E-Werk ordentlich nach Schweiß. Dass dem so war, lag an den fast schon zu fetten (lies: leicht übersteuerten) Bässen, welche die Opener-Combo auf das Publikum herabregnen ließ. Mit einem hochenergetischen Live-Band-Set, welches musikalisch irgendwo zwischen Pendulum und Skrillex einzuordnen war, sorgten die Londoner nach dem Surprise-Act Hacktivist für die ersten deftigen Moshpits des Abends. Unter begeistetertem Jubel wurden Modestep dann gegen viertel vor 9 verabschiedet und machten die Bühne für den mit Spannung erwarteten Hauptact frei.

Und dieser durfte sich an diesem Sonntagabend beobachtet fühlen, wurde das Konzert doch vom WDR Rockpalast live in alle Welt gestreamt. Womöglich hat dieses Hintergrundwissen Band und Publikum noch einmal extra beflügelt. Denn das, was sich nun 90 Minuten lang in der zweitgrößten Köln-Mülheimer Konzerthalle ereignen sollte, muss wohl bei jedem Beteiligten fast schon zwingend in die Kategorie „Konzert des Jahres“ eingeordnet werden. Bereits vor dem Opener Solidarity erfüllten ohne Animation der Musiker die ersten „And still we will be here – standing like statues“-Chöre den Raum. Mit dem smarten Move, direkt im Anschluss den größten Hit Sorry, You’re Not A Winner nachzulegen, hatten Enter Shikari das Publikum dann endgültig auf ihrer Seite. Immer wieder unterbrochen von atmosphärischen Videos, die jeweils mit den Lyrics des folgenden Songs unterlegt wurden, rockten sich die Engländer quer durch die Banddiskographie, ließen dabei aber auch immer wieder Raum für Jam-Parts, Improvisationen, das live von Reynolds per Trompete performte auf Torn Apart folgende Interlude und sogar ein Exzerpt des lautstark mitgegrölten Robbie Williams-Evergreens Angels.

Selbst Klavier und Trompete kommen zum Einsatz

Dass Enter Shikari mittlerweile bei weitem nicht mehr nur eine Band sind, die auf Albumlänge Trance-Synthies mit Hardcore-Punk vermischen, zeigte sich spätestens eindrucksvoll bei der 7-Minuten-Ballade Dear Future Historians…, welche Reynolds auf einer kleinen „Extrabühne“ über den Zuschauern am Klavier performte. Ebenso publikumsnah zeigte sich Gitarrist Liam „Rory C“ Clewlow, der sich es mehrfach nicht nehmen ließ, sich von den Fans durch das vordere Hallendrittel tragen zu lassen. Irgendwann war es dann aber doch Zeit für eine kleine Pause, die Zugabe begann die Band mit der neuesten Veröffentlichtung Redshift. Und die Fans ließen es sich trotz der noch sehr kurzen Lebensdauer dieses Stückes nicht nehmen, den songprägenden „Oh Oh Oh Ooooh“-Chor noch lange nach dem letzten regulären Takt eigenständig weiterzuführen. Mit den absolut gerechtfertigten Worten „You’re one of the best fucking audiences on this tour. Maybe some of the best audiences we ever had“ und dem krachigen Album-Outro The Appeal & The Mindsweep II war dann um 22.45 Schluss. Leider.

Spaß, Spielfreude, Moshpits, gute Akustik, passende atmosphärische Zwischenvideos als Ruhepausen, lautstarke wie textsichere Fans und eine Setlist, die alle Phasen der Bandgeschichte ausreichend widerspiegelte. Was will man mehr? Die Antwort darauf kann nach diesem Sonntagabend nur lauten: Mehr Enter Shikari-Konzerte!

Setlist Enter Shikari @ E-Werk Köln (27.03.2016):

01. Solidarity
02. Sorry You’re Not A Winner
03. The One True Colour
04. The Last Garrison
05. No Sleep Tonight
06. Destabilise
07. Radiate
08. Slipshod
09. The Jester
10. There’s A Price On Your Head
11. Dear Future…Historians
12. Arguing With Thermometers
13. Gandhi Mate Gandhi
14. Torn Apart
15. Interlude
16. Mothership
17. Redshift (Z)
18. Anaesthetist (+ Reso Remix) (Z)
19. The Appeal & The Mindsweep II (Z)

Fotos: Michael Gamon

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