LAIBACH – Köln, Live Music Hall (20.01.2016)

Fotos: LAIBACH
Laibach, (c) Frank Güthoff
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Nach dem spektakulären Ausflug in die nordkoreanische Hauptstadt Pyöngjang sind Laibach im Januar wieder zurück auf europäischen Bühnen und beglücken nun auch hiesige Audienzen mit einigen Neuinterpretationen des von Kim Jong Un so geliebten Musicals The Sound Of Music von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein. Sonderlich voll war es in der Ehrenfelder Konzertstätte beim einzigen NRW-Konzert der Tour aber nicht. Mit ausreichend Platz pro Nase genossen die einigen hundert Besucher zunächst einmal zwei circa zwölfminütige Exzerpte aus dem norwegischen Opernfragment Olav Trygvason von Edvard Grieg. Krachig und doch atmosphärisch, erhaben, episch und auch ein wenig monoton – der Konzerteinstieg erinnerte durchaus an die Zeit, als Laibach noch dunklen Martial Industrial in der eigenen Landessprache auf Platte pressten.

Wie passend, dass als zweites dann Smrt Za Smrt von der Frühwerkschau Rekapitulacija 1980-1984 auf dem Programm stand und die zuvor entstandene Stimmung über weitere sechs Minuten erstreckte. Dann folgte allerdings der erste von vielen krasseren stilistischen Brüchen, als die beiden technoiden WAT-Stücke Now You Will Pay und The Great Divide in leicht modifizierten Versionen dargeboten wurden. Es sollten nicht die einzigen beiden hochpolitischen Songs des Abends bleiben, nach dem folgenden Eurovision ging es dann aber erst einmal in die von Laibach-Konzerten gewohnte „Intermezzo“-Pause.

Laibach begeistern auch mit Songs aus dem Musical The Sound Of Music
Laibachs Milan Fras in seinem Element
Laibachs Milan Fras in seinem Element

Einen Klogang und ein Bier später – und spätestens da stellte sich die Frage, warum das Bier in der Live Music Hall in Bechern ausgeschenkt wird, welche an Urinprobengefäße erinnern – widmeten sich Milan Fras, Mina Spiler und Mitstreiter dann aber den angekündigten The Sound Of Music-Stücken, die dem ohnehin schon riesigen Klangkosmos des Künstlerkollektivs eine weitere Facette hinzufügen. Auch ein gewisser Witz ist zu vernehmen, wenn Sänger Fras mit seiner legendär tiefen Brummelstimme Textzeilen wie “Cream colored ponies and crisp apple strudels / Doorbells and sleigh bells and schnitzel with noodles” intoniert und dazu fliegende Dosensuppen und My little pony-Figuren über die Leinwand huschen. Nach dem aus vier Songs bestehenden Spectre-Block, der wieder einmal aufzeigte, wie sehr es die Musiker verstehen, ihre Stücke live noch einmal auf ein höheres Level zu hieven und den Klassikern B Mashina und Opus Dei/Leben heißt Leben endete nach knapp 105 Minuten Nettospielzeit einmal mehr ein hochklassiges Konzert vor einem respektvollen wie begeisterten Publikum, welches sich über Sound und Performance sicher nicht beklagen konnte.

Nachdem die fünf Musiker die Bühne verließen, wurde es aber noch einmal dunkel in der Live Music Hall. Laibach präsentierten als Rausschmeißer eine Art Trailer für die 2016 erscheinene Doku zu ihrem Auftritt in Pjöngjang – inklusive ersten teilweise erheiternden Nahaufnahmen des geschockten, verblüfften oder auch völlig gelangweilten nordkoreanischen Publikums. Soviel sei schon mal gesagt: Ein interessantes Stück Musikfilm wartet da auf uns.

Setlist Laibach – Köln, Live Music Hall (20.01.2016):

01. Olav Trygvason
02. Smrt Za Smrt
03. Now You Will Pay
04. The Great Divide
05. Eurovision
Intermezzo
06. Do-Re-Mi
07. Edelweiss
08. The Sound Of Music
09. My Favourite Things
10. Mach dir nichts draus
11. The Whistleblowers
12. No History
13. Bossanova
14. Resistance Is Futile
15. B Mashina
16. Opus Dei / Leben heißt Leben

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