20 Jahre Demanufacture – knapp über 1.000 alte und junge Fans kamen an einem kühlen Freitagabend in der Kölner Essigfabrik zusammen, um einem der größten Metal-Alben und dem vielleicht besten Industrial-Metal-Longplayer aller Zeiten zu huldigen. Bevor Burton C. Bell, Dino Cazares und ihre beiden Live-Mitstreiter Mike Heller und Tony Campos aber auf die Bühne kamen, gab es zunächst den Sound gleich zweier Vorbands auf die Ohren. Wobei der Schreiber dieser Zeilen von Dead Label aus dem irischen Städtchen Celbrigde nur noch dem letzten Song lauschen konnte, da der Beginn entgegen der aufgedruckten Uhrzeit auf der Eintrittskarte kurzerhand um knappe 20 Minuten nach vorne verschoben wurde. Etwas euphorischer wurden die Publikumsreaktionen dann bei Once Human. Schnörkelloser Midtempo-Metal mit biestigen, weiblichen Growls – das Quartett um Frontfrau Lauren Hart zog die Audienz vor allem mit dem abschließenden Machine Head-Cover Davidian auf ihre Seite. Ein solider und kraftvoller Auftritt, der gebührend einheizte.
Als Fear Factory dann um Punkt 21.30 Uhr die Bühne betraten, kannte die Menge aber kein Halten mehr. Mit dem eröffnenden Titeltrack des legendären Albums entstand ein ordentlicher Moshpit, überall gingen die Fäuste und Pommesgabeln in die Luft und lautstarke “I’VE GOT NO MORE GODDAMN REGRETS”-Chöre erfüllten den Raum. Fans und Band gaben alles – und dies über knappe 80 Minuten. Dass Fear Factory die größten Hits der Platte seit Jahren immer am Ende ihrer Sets spielen – gut und schön, aber man merkte den Anhängern an, dass sie sich nach einer erneuten Live-Performance der eher unbekannteren Brecher der Marke New Breed, Body Hammer oder Flashpoint sehnten. Und auch der für seinen meist kühlen und zurückhaltenden Clean-Gesang bekannte Sänger Bell enttäuschte nicht und beeindruckte besonders bei der abschließenden Ballade A Therapy For Pain mit einer kraftvollen Intonation.
Nach einer kurzen Pause präsentierten Fear Factory dann den Obsolete-Doppelpack aus Shock und Edgecrusher, gefolgt von drei Stücken der neuen Platte Genexus. Zum krönenden Abschluss gruben die Kalifornier dann nochmal ganz tief im Archiv und spielten Martyr vom Debütalbum Soul Of A New Machine. Sicher, ein paar Songs aus der Phase zwischen 2001 und 2012 wären noch schön gewesen. Doch bei dem Energielevel, welches das Quartett auf die Bühne brachte, konnte sich eigentlich keiner wirklich über das Ende um kurz vor 23 Uhr beschweren. Da erscheint es umso seltsamer, dass sich zwei Gestalten auf dem Herrenklo nach dem Gig darüber mokierten, dass “der beste Song Replica nicht gespielt wurde.” Eine Aussage, die wohl nur auf zu hohen Kölsch-Konsum vor und während des Konzertes zurückzuführen ist.
Setlist Fear Factory – Köln, Essigfabrik (04.12.2015):
01. Demanufacture
02. Self Bias Resistor
03. Zero Signal
04. Replica
05. New Breed
06. Dog Day Sunrise
07. Body Hammer
08. Flashpoint
09. H-K (Hunter-Killer)
10. Pisschrist
11. A Therapy For Pain
12. Shock
13. Edgecrusher
14. Soul Hacker
15. Dialectric
16. Regenerate
17. Martyr
Fotos: Frank Metzemacher