Als nächstes war der britische Singer-Songwriter Nick Howard angereist. 2012 ging er aus der zweiten Staffel der Castingshow The Voice Of Germany als Gewinner hervor und 2013 war er mit seinem Casting Coach Rea Garvey auf Tour (wir berichteten). Der sympathische Sänger hatte anfangs Probleme das Publikum für sich zu begeistern, aber er schaffte es im Laufe seines Sets immer mehr Menschen für sich zu gewinnen. Viel mitgesungen wurde nicht, da die Texte zu Songs wie Plane Crash, Dancing As One oder Can’t Break A Broken Heart vermutlich nicht besonders präsent waren. Ein Cover-Medley unter anderem mit dem Hit Timber von Ke$ha und Pitbull schaffte er es jedoch den Kölnern ein paar Töne zu entlocken. Insgesamt steigerte sich die Stimmung während seines Auftritts, sodass er letztendlich wohl zufrieden sein konnte. Jedoch zeigte sich deutlich, dass das bloße Gewinnen einer Castingshow im Fernsehen nicht dazu führt, dass man über Nacht zum umjubelten Popstar wird.
Einen anderen Weg berühmt zu werden hatten die drei Jungs von Boyce Avenue eingeschlagen. Die Brüder Alejandro (Gesang, Gitarre, Klavier), Fabian (Gitarre, Hintergrundgesang) und Daniel Manzano (E-Bass, Perkussion, Hintergrundgesang) begannen 2007 damit Lieder anderer Künstler in akustischen Versionen zu covern und Videos davon auf Youtube bereit zu stellen. Das Konzept ging auf und so durchbrachen sie in kurzer Zeit die Marke von einer Million Videoaufrufen. Mittlerweile sind sie viel auf Tour und spielen dabei in ausverkauften Hallen respektabler Größe.
Und so haben sie sich diesen März zum bereits siebten Mal in die Domstadt begeben und natürlich wahren viele Fans zum wiederholten Male anwesend. Der ein oder andere hatte sogar extra für VIP Tickets bezahlt um den Künstlern kurz die Hand schütteln und ein Foto machen zu können.
Gegen Viertel nach Acht ging es mit der Eigenkomposition Speed Limit los. Wo man eine enthusiastische Band vor lauthals kreischendem Publikum erwartete wurde jedoch nur eine mehr oder minder gelangweilte Band vor teilnahmslosen Zuschauern geboten. Mitsingen, Klatschen oder gar Bewegung vor der Bühne? Fehlanzeige! Das kam unerwartet. Okay, Eigenkompositionen sind bei einer Band die ihre Bekanntheit nahezu vollständig Coverversionen verdankt vielleicht kein guter Start, daher mal abwarten. Zwei Songs später das erste Cover: Wake Me Up von Avicii. Ein wahrer Partysong und siehe da – Köln lebt! Zwar nicht viel, aber ein bisschen.
Was in den ersten paar Songs passierte war charakteristisch für das komplette Konzert. Die Band spielt ein paar eigene Lieder, die das Publikum lediglich zur Kenntnis nimmt, um die Zuschauer dann mit einem Cover wieder zu reanimieren (allerdings nur soweit, dass die Atmung wieder einsetzt). Nennenswerte Stimmung kam selten auf. Es ist verständlich, dass eine Band wie Boyce Avenue nicht auf Coversongs reduziert werden möchte, aber wenn ein Großteil der Youtubeaufrufe auf Cover verfallen, ist es nicht verwunderlich, dass die Leute auch Cover live hören möchten. Die Tatsache, dass die Band an den Erwartungen und Wünschen der Fans vorbei spielte, gepaart mit der Lustlosigkeit mit der die Brüder auf der Bühne agierten, stand im starken Kontrast zu der „Unsere Fans sind uns sehr wichtig und wir freuen uns wieder in Köln zu sein“ Ansage. So machten sie sich auch nicht die Mühe mit dem Publikum zu interagieren oder mehr als das Nötigste mit den Zuschauern zu reden. Es wirkte als wollte die Band so schnell wie möglich wieder runter von der Bühne und nach rund 50 Minuten war es dann auch schon vorbei mit dem offiziellen Teil des Konzertes. Es gab zwar noch eine Zugabe, aber in Anbetracht der enormen Songauswahl, die den Brüdern zur Verfügung stand, war die Konzertdauer ein schlechter Scherz.
Unterm Strich konnte das Konzert der US-amerikanischen Youtube-Superstars Boyce Avenue nicht mit den hohen Erwartungen der Zuschauer mithalten, was die Stimmung auf beiden Seiten der Bühnenabsperrung drückte. Man kann zwar nicht sagen, dass das Konzert richtig schlecht war, aber wenn selbst eingefleischte Fans der Band nach Konzertende sagen, dass man den Abend bei dem schönen Wetter besser grillend verbracht hätte, dann war es zumindest nah dran. Sehr schade, denn die Konzerte der Vergangenheit haben sehr deutlich gezeigt, dass Boyce Avenue durchaus in der Lage sind die Menschen zu begeistern und tolle Konzerte abzuliefern. Der 2014 Termin in Köln konnte dies nur leider nicht im Geringsten bestätigen.
Setlist Boyce Avenue:
01. Speed Limit
02. Hear Me Now
03. Wake Me Up (Avicii Cover)
04. I Had To Try
05. Find Me
06. We Found Love (Rihanna feat. Calvin Harris Cover) / Dynamite (Taio Cruz Cover)
07. Briane
08. On My Way
09. One Life
10. Locked Out of Heaven (Bruno Mars Cover)
11. I’ll Be The One
12. Broken Angel (Z)
13. Use Somebody (Kings of Leon Cover) (Z)
14. Every Breath (Z)
Fotos: Markus Hillgärtner
PS: Laut anderer Konzertberichte und den Kommentaren der Fans in sozialen Netzwerken existierten die angesprochenen Probleme anscheinend nicht nur in Köln.
PPS: Gerne würden wir an dieser Stelle auch Konzertfotos des Headliners präsentieren, dies ist trotz vorliegender Bilder leider nicht möglich. Durch das Unterschreiben eines Fotovertrages mussten wir einwilligen, die Fotos vor Veröffentlichung genehmigen zu lassen. Das für diese Genehmigung zuständige Management reagiert jedoch seit Wochen nicht auf unsere E-Mails, sodass wir auf eine bebilderte Berichterstattung leider verzichten müssen.