Leider sorgte ein totales Verkehrschaos rund um das Kölner Stadtgebiet und auf benachbarten Autobahnen für uns aber erst einmal dafür, dass wir mit starker Verspätung am Palladium ankamen. Und so waren nach einem, für uns viel zu kurz ausgefallenen, ersten Teil und einer Verschnaufpause Paise Speed Your Love to Me und Dancing Barefoot mit der souligen Stimme von Sarah Brown der perfekte Einstieg in die zweite Hälfte des Sets. Trommler Mel thronte auf seinem Drumriser hoch über der Bühne und hatte so einen berauschenden Überblick über die Menschenmassen im Kölner Palladium. Fast konnte man darauf neidisch werden, aber die Atmosphäre mitten im Publikum war auch nicht zu verachten, schwankte sie doch zwischen Euphorie und Melancholie. Eben genauso wie der glasklare Sound, den die Minds über die PA schickten. Das schottische Quintett schaffte es mühelos, ihre Fans (die teilweise mittlerweile auch schon in Ehren ergraut waren) zu begeistern, sei es mit Someone Somewhere in Summertime, The American oder Blood Diamonds, das in elegantem Strobolicht präsentiert wurde. Viel animieren musste Jim Kerr nicht um seine Anhänger im zum Bersten vollen Palladium mit seiner tollen Stimme und großen Gesten im Griff zu haben, denn diese sangen voller Inbrunst im Chor die größten Hits mit. Bei Lovesong aus der wavigen Periode der Band wurde durch Lichteffekte und Bühnennebel eine so wohlige Stimmung geschaffen, dass dem Zuschauer fast die Spucke wegblieb. Auf den größten Hit der Simple Minds (Platz eins in den US-Single-Charts im Jahre 1985) musste man als Fan an diesem Abend zum Glück nicht lange warten, denn Don’t You (Forget About Me) aus dem Achtziger Jahre Kultfilm The Breakfast Club, den die Band eher selten live gespielt hat da der Song nicht aus ihrer eigenen Feder stammte – gehört einfach zur Bandgeschichte wie das Ei zum Kolumbus. Die “Hey Hey Hey Hey!“-Rufe wurden laut, als die absolute 80er Hymne erschallte und die Beine tanzten. „Laa lalalaaa..“ sang der Kölner Chor an jeder passenden und unpassenden Stelle mit und der Track entwickelte sich wie eine Lawine, die kein Ende zu nehmen schien. Frontmann Jim ging oft auf die Knie, sodass es schien, als wolle er sich für die 35jährige Treue des Publikums bedanken, verlor aber nie den Augenkontakt zum Publikum. Die wichtigen Songs wie Belfast Child oder Mandela Day aus der politischen Phase der Band wurden leider ausgespart, aber die Zeiten ändern sich halt und die Band schaut nach vorne. In Windeseile war Set 2 vorbei, die Band kam aber natürlich noch für den großen Zugabeblock zurück auf die Bühne, und gab nochmals Vollgas, unter anderem mit Smashern wie Sanctify yourself mit fließenden Übergang zu Alive and kicking. Fast traurig war die Stimmung, als New Gold Dream (81-82-83-84) gebracht wurde, da dies der letzte Livesong des grandiosen Konzertes war. Zur Überraschung der Fans ertönte der David-Bowie-Song The Jean Genie, dessen Textzeile („He’s So Simple Minded He Can’t Drive His Module“) der Initiator des Bandnamens war. Jim Kerr tanzte entzückender weise zum Track der CD, dass es ein Vergnügen war. Uns war es auch ein Vergnügen, Mr. Kerr. Und zwar ein Großes!
Setlist Part 1:
01. ??Broken Glass Park
?02. Waterfront ?
03. Stars Will Lead the Way
04. ?Hypnotised ?
05. Once Upon a Time
06. ?One Step Closer ?
07. Let There Be Love ?
08. Promised You a Miracle
?09. Glittering Prize ?
10. Let the Day Begin ?(The Call cover)
Setlist Part 2:
11. ??Speed Your Love to Me (Electro)
12. ?Dancing Barefoot (Patti Smith cover)
?13. Stay Visible ?
14. Someone Somewhere in Summertime
?15. This Is Your Land
16. ?Blood Diamonds ?
17. The American ?
18. Love Song
19. ?See the Lights
20. ?Don’t You (Forget About Me)
21. ?Dolphins (Z)
22. ?Light Travels (Z)
23. ?Sanctify Yourself (Z)
24. ?Alive and Kicking (Z)
25. ?New Gold Dream (81-82-83-84) (Z)
Autor: Frank Stienen
Fotos: Daniela Vorndran