Der Spaß soll bei der nächsten Band dann auch nicht zu kurz kommen, denn mit Wisecräcker steht nun eine Ska Formation auf der Bühne und die sind ja immer gern gesehen auf Festivalbühnen dieser Welt. Zu Recht, denn der Auftritt macht nicht nur den Zuschauern, sondern auch der Band selbst eine Menge Spaß, was vielleicht auch an dem Bier liegt, das Sänger Alexander "Dr. Klüse" Mende passenderweise bei 3,4,5,6 Bierchen -einem Alkohol kritischen Lied- auf der Bühne wegzischt. Derweil haben die Fans längst damit begonnen, über das Gelände zu skanken. Etwas besinnlicher wird es bei Con Tigo Mas Bien, dem Lieblingslied des Sängers und weil es ein Liebeslied ist, singt er es auf Spanisch. Kein Zufall, denn nach eigener Aussage werden alle Songs mit peinlichen Texten auf Spanisch oder zumindest Englisch vorgetragen. Auf Deutsch gibt’s gegen Ende aber noch Muckerpolizei und zum Abschluss und damit als perfekte Einstimmung auf Grave Digger eine Cover-Version von Metallicas Master Of Puppets, die wirklich gelungen ist und bei der auch die Gitarren ordentlich zum Blaskonzert rocken! Starker Abgang und die Fans skandieren "keine Party ohne Ska" – so ist das!
Zu Grave Digger füllt sich das Gelände, insbesondere vor der Bühne, nun merklich. Die Band stammt aus Gladbeck und damit ganz aus der Nähe – quasi ein Heimspiel und das merkt man auch! Es herrscht eine klasse Stimmung vor der Bühne und auch die Akteure selbst hängen sich richtig rein, posen viel und zeigen auf der Bühne Spielspaß pur. Und wo wir schon einmal hier sind, kann man auch gleich mal ein bisschen persönlich werden und mit Wedding Day ein Lied über eine Frau aus Dorsten intonieren, von der Fronter Chris Boltendahl damals mal verarscht wurde. Eher auf die musikalische Vergangenheit zielt dann Excalibur mit dem die Band eine Reise in die Neunziger unternimmt. Dann steht uns Großes bevor, denn einer der bedeutendsten Welthits der Metalgeschichte wird angekündigt: Rebellion. Die Fans sind begeistert und rufen nach dem Song schnell nach einer Zugabe und sie sollen drei weitere Stücke bekommen, wobei Heavy Metal Breakdown natürlich der krönende Abschluss ist.
Wieder etwas weniger hart, dafür mit einem gehörigen Schuss Verrücktheit geht es mit Knorkator weiter. Statt Basti ist heute Jennifer am Bass zu finden, ansonsten ist alles wie gehabt, und das ist gut so! Nachdem sich Sänger Stumpen zunächst aus einem Bild erstreckt und sich dann aus seinem bunten Strampelanzug geschält hat, besitzt er endlich die volle Bewegungsfreiheit und es kann so richtig losgehen. Der Spaß steht im Vordergrund und angesichts so manches skurrilen Textes wird im Publikum geschmunzelt, gelacht und vor allem aber gerockt. Auch stimmlich wird so allerhand geboten, sei es Dank der unnachahmlichen Kopfstimme von Stumpen bei Songs wie Ich lass mich klonen, oder dem dunklen Organ von Alf Ator, der natürlich bei Böse von allerlei ach so schlimmen Schandtaten berichtet. Dieser Song ist auch showtechnisch in einem eh schon abwechslungsreichen Programm der Höhepunkt, denn während Alf „beichtet“, lässt sich Stumpen in einer großen Kugel über die Köpfe des Publikums hinweg von selbigem tragen. Bevor man aber angesichts der schockierenden Sünden Alfs denken könnte, dass Knorkator wirklich von Grund auf böse sind, entkräften sie diese Gedanken ganz schnell mit einer ganz eigenen Form der Wall Of Death, bei der die Zuschauer ganz langsam aufeinander zugehen und sich die Hand geben sollen. Das Publikum scheint dies nach Ansicht von Stumpen allerdings im Gegensatz zu ihm selbst nicht verstanden zu haben und so folgt folgerichtig Du Nicht, bei dem ordentlich gepogt wird und danach Kurz Und Klein, bei dem dann auch eine Gitarre dran glauben muss… wer von Zerstörung singt, muss wohl auch Zerstörung bringen 😉 Ersatzfrau Jennifer wird wenig später noch die Ehre zu teil, die Zweit- oder besser Drittstimme bei Wir Werden Alle Sterben zu übernehmen, womit auch das Mainset endet. Einzige Zugabe ist Warum, bei dem Stumpen noch einmal seine Kopfstimme zum Äußersten reizt und sich die Band danach leider verabschiedet. Warum???
Für den Schlusspunkt beim Dorstival 2013 sorgen am Ende Weissglut, eine Rammstein-Coverband, die sich natürlich bemüht, ihren Idolen auf der Bühne so ähnlich wie möglich zu sein. Das gelingt trotz aller Requisiten allerdings nur zum Teil, denn irgendwie mag kein echtes Rammstein-Feeling aufkommen. Sei es wegen der nicht vorhandenen Ähnlichkeit von Sänger Chris zu Till Lindemann, oder einfach nur der etwas blutleeren Performance, irgendetwas fehlt. Und so fehlen natürlich weder Hits wie Du Riechst So Gut noch Livekracher wie Asche zu Asche, wenn man aber das Original in diesem Jahr bei seinen Festivalauftritten mal wieder in Aktion erlebt hat, weiß man, dass das nicht das Gleiche ist. Und auch an andere Tribute-Formationen wie Stahlzeit oder gar Völkerball kommen die sympathischen Weissglut leider nicht ganz heran. So ist es ein netter, aber nicht überragender Ausklang eines wirklich interessanten Festivalwochenendes.
Danke Dorstival und vielleicht bis zum nächsten Jahr!
Wir haben für euch schon einmal eine Galerie mit Bildern des zweiten Tages zusammengestellt, die ihr hier oder durch Anklicken der Bilder erreichen könnt:
Galerie Dorstival Tag 2 (Samstag, den 13.07.2013)
Autor & Fotos: Michael Gamon
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Galerie Dorstival Tag 2 (Samstag, den 13.07.2013)