Die erste Band des Abends war die schwedische Progressive Rock Gruppe The Flower Kings, welche eine Viertelstunde vor dem offiziellen Beginn des Abends die Bühne betrat. The Flower Kings haben seit ihrer Gründung 1994 mehrere Line-Up-Wechsel durchgemacht und waren in der aktuellen Konfiguration Roine Stolt (Gitarre, Gesang), Tomas Bodin (Keyboard), Hasse Fröberg (Gesang), Jonas Reingold (E-Bass) und Felix Lehrmann (Schlagzeug) angereist.
Schon während der ersten Sekunden des Auftrittes wurde klar, dass der Toningenieur seine Hausaufgaben gemacht hatte und so ließ sich die Musik in höchster Qualität genießen und erleben. Zu Beginn des Konzertes gab es auch nicht viel mehr als nur die reine Musik, denn mit Ansagen oder Publikumsinteraktion hielten sich The Flower Kings vorerst zurück. Im Laufe ihres knapp anderthalbstündigen Auftrittes tauten die Jungs aber ein wenig auf und kommunizierten auf sympathische und witzige Weise mit den anwesenden Fans.
Das was The Flower Kings zu bieten hatten, war ein abwechslungsreiches Programm gespickt mit hochklassigem Gesang und Instrumentalisten, welche ihr Handwerk zweifelsohne beherrschen. Anspruchsvolle Musik für ein anspruchsvolles Publikum war die Devise und The Flower Kings konnten ihrem Ruf als eine der besten Progressive Rock Bands der Gegenwart mehr als nur gerecht werden.
Als sie um kurz nach Neun dann die Bühne verlassen mussten und aus dem Publikum Rosen geschenkt bekamen, blühten sie noch einmal auf und witzelten ein wenig rum und machten sich gegenseitig Heiratsanträge, jedoch ohne diese anzunehmen. Eine sympathische Gruppe mit viel Spaß an ihrem Job.
Als nächstes war Neal Morse mit seiner Neal Morse Band an der Reihe, um die Stimmung der The Flower Kings aufzunehmen und weiter zu steigern. Als kleines Special hatte er Schlagzeugerlegende Mike Portnoy mit ins Boot geholt. Die Kombination Portnoy / Morse hatte erst kürzlich mit der Gruppe Flying Colors im Kölner Gloria einen tollen Auftritt geliefert (wir berichteten), sodass die Messlatte zu Recht hoch angesetzt wurde.
Den Einstieg in das Set bildete Momentum vom gleichnamigen 2012 erschienenen Album, welches von den Fans sofort gut aufgenommen wurde. Der Einstieg war geschafft und das Publikum zeigte sich begeistert von Multiinstrumentalist Morse und seinen Mitstreitern. Dieser war im Vergleich zu seinen Vorgängern ein wenig aktiver und im Rahmen des Möglichen mehr auf der Bühne unterwegs.
Auch bei Neals Musik wird viel Wert auf anspruchsvolle Kompositionen gelegt, jedoch in einer Art und Weise die es dem Zuhörer auch schon beim erstmaligen Hören möglich macht das Gehörte zu mögen. Die Stücke gehören nicht in die Kategorie der Musik, die erst nach mehrmaligem Hören ihren Reiz zeigt, wobei sich trotzdem mit der Zeit immer weitere Facetten und Details offenbaren.
Das Kölner Publikum klatschte fleißig und zeigte sich stets begeistert, ohne sich jedoch großartig zu bewegen, was für Progressive Rock Konzerte keine Seltenheit darstellt. Alle Augen und Ohren waren nach vorne gerichtet um möglichst viel des dort Dargebotenen aufzunehmen und zu verarbeiten. Kopfnicken war obligatorisch, mehr jedoch geschah nicht, sodass kein ungemütliches Gedränge und Geschubse aufkam.
Der Experte in Sachen Progressive Rock Musik wird sich beim Lesen dieses Textes nun schon gedacht haben: „Neal Morse, Mike Portnoy und Roine Stolt … irgendwas sagt mir das doch“ und hätte damit recht. Diese Musiker bilden drei Viertel der Prog-Rock-Supergroup Transatlantic, welche seit 2000 zahlreiche Erfolge feiert. Und wenn schon einmal ein so großer Teil an Musikern der Band zusammen ist, wäre es doch eine Schande dies nicht zu nutzen. So oder so ähnlich dachten sich die beiden Bands das auch und schlossen sich deshalb nach dem Set von Neal Morse und seiner Band zusammen, um eine kleine Transatlantic Session einzuschieben.
So wundert es einen nicht, dass nach circa dreieinhalb Stunden feinstem Prog-Rock die Fans aus dem Häuschen waren und mehr als zufrieden die Heimreise antreten konnten. Mehr musikalisches Können auf einen Platz konzentriert, wird man an diesem Abend sicher in einem ordentlichen Umkreis um die Live Music Hall lange suchen müssen…
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