Bevor mit Deep Purple eine der einflussreichsten Hard Rock Bands die Kölner Bühne betrat, war es an den deutschen Power-Metalern Edguy aus Fulda die LANXESS Arena vorzuwärmen. Edguy wurden 1992 von dem damals vierzehnjährigen Tobias Sammet (Gesang), Jens Ludwig (Gitarre), Dirk Sauer (Gitarre) und Dominik Storch (Schlagzeug) gegründet. Einige Jahre später gesellten sich Tobias Exxel (Bass) und Felix Bohnke (seit 1999 neuer Schlagzeuger) dazu.
Pünktlich um 20:00 Uhr ging das Saallicht aus und "Ladies and Gentlemen – Welcome to the Freakshow!" bekannt als Opener des Songs Mysteria tönte aus den Boxen. Die LANXESS Arena war noch verhältnismäßig leer (die Oberränge waren komplett verhängt, die Unterränge spärlich besetzt und der Innenraum bot noch viel Platz), als die Bühne in blaues Licht getaucht wurde und die Band selbige betrat. Anstatt für Mysteria entschieden sich die Mannen um Sänger Tobi für Nobody`s Hero als ersten Song des Abends.
Wer Edguy kennt ist auch mit der Bühnenpräsenz der Spaßtruppe vertraut, die durch rumposen und exzessives Abgehen gekennzeichnet ist. So präsentierten sich die Jungs aus Fulda auch an diesem Abend, wobei das Publikum nicht so recht darauf ansprang. Auch flotte Sprüche und neue Songs konnten auf Anhieb nichts ausrichten ("Rock of Cashel vom neuen Album, welches eigentlich gar nicht mehr so neu ist, was ihr aber alle kaufen solltet" oder "Deep Purple sitzen hinten und schauen sich diesen lahmen Haufen an und überlegen sich, ob sie überhaupt raus kommen"). Frontsau Tobias gab sich alle Mühe die Menge zu animieren, biss sich an den Kölnern jedoch die Zähne aus. Dies schien er auch selbst zu bemerken, wie er mit "?Ich weiß, dass einige von euch heute Abend nach Hause gehen und sich denken, dass Deep Purple geil waren, die Vorband okay war aber der Sänger genervt hat. Aber ich mache das nicht für mich, ich bekomme für heute Abend so viel Geld, dass ich mich verpflichtet fühle euch möglichst gut vorzubereiten."? selbstironisch feststellte. Es folgte ?Lavatory Love Machine? und Edguy gingen wieder ordentlich ab. Edguy sind zweifelsohne eine exzellente Liveband und sorgen für ordentlich Partyspaß, wenn sie vor ihren eigenen Fans spielen. Diese Art von Albernheit und viel Gerede des Fronters ist nicht jedermanns Sache, aber dem größten Teil der Deep Purple Fans schien es eher suspekt zu sein.
Mit ?Ministry Of Saints? und der Ballade ?Save Me? schafften es Edguy dann aber doch, größere Teile der LANXESS Arena für sich zu gewinnen. Es wurde immer fleißiger mitgeklatscht und Tobis Animationsspielchen erfreuten sich wachsender Beliebtheit. Häufig wurde auf Deep Purple verwiesen, für die noch einmal so richtig Lärm ?gemacht werden sollte.
Mit Edguys größtem Hit ?King of Fools? endete das 45 Minuten dauernde Set einer Band, die sich sichtlich bemühte und den anwesenden Edguy Fans ein sehr gutes Konzert ablieferte. Es machte wirklich Spaß zuzusehen und auch der Sound war erstklassig. Leider konnten die Power-Metaler die meisten Deep Purple Fans nicht richtig überzeugen. Schade, denn am Konzert gab es nichts zu meckern.
Setlist Edguy:
01. Nobody’s Hero
02. Rock of Cashel
03. Tears of a Mandrake
04. Lavatory Love Machine
05. Superheroes
06. Ministry of Saints
07. Save Me
08. King of Fools
Überraschend füllt sich die Arena noch mit etlichen Nachzüglern und gemeinsam wartete man auf etwas Großartiges. Die Show einer britischen Hard-Rock-Band der alten Schule (Erstgründung 1968), die trotz wechselnder Besetzung, stets einen Garanten für Erfolg darstellte. Was vielleicht auch mit Drummer Ian Paice zusammen hängt, welcher als einziges Gründungsmitglied bis heute der Band treu blieb.
Endlich war es soweit und das Deep Purple-Intro schallte durch die Boxen.
Als die fünf Herren ihre Positionen bezogen und Sänger Ian Gillan die ersten Zeilen von ihrem Erfolgshit Fireball schmetterte, tobte das Publikum. Dass der Gesang anfangs etwas undeutlich klang fiel nicht weiter ins Gewicht, da er von den Instrumenten übertönt wurde. Beides wurde von den hervorragenden Tontechnikern sehr schnell behoben. Es folgte eine spannende Reise, durch eine erlesene Auswahl ihrer besten Hits, serviert auf einer Welle aus Nostalgie.
Nun ist ein großer Teil des Publikums dem Alter der Band angepasst und etwas gemäßigter unterwegs.
Jedoch ließen es sich einige nicht nehmen, trotzdem ausgelassen zu tanzen.
Und wer schon mal feiernde Menschen jenseits der 50 hat headbangen sehen, der versteht vielleicht wirklich was HARD ROCK bedeutet.
Das Quintett ist zwar ebenfalls schon etwas in die Jahre gekommen und Gerüchte keimen auf, dies wäre vielleicht die letzte Deutschland Tour, doch macht man ihnen musikalisch so leicht nichts vor und auch so schnell nicht nach. So wurde dem Publikum ein riesiges Repertoire an Fähigkeiten und Erfahrung geboten, welches man sich mit 44 Jahren Musikgeschichte angeeignet hatte. Jeder Musiker stand im Laufe des Abends mehrfach im Fokus und konnte, in begnadeten Fills und überwältigenden Soli, sein Können unter Beweis stellen. Für Letzteres verließen die Bandkollegen die Bühne, um dem Solisten das alleinige Rampenlicht zu überlassen.
Jeder einzelne von ihnen schuf seine eigene Atmosphäre und zauberte ausgelassene Stimmung mit zeitweiliger Gänsehaut.
Don Airey (Keyboard und Hammond-Orgel) ließ es sich nicht nehmen, neben einem alten Klassikschinken, auch die deutsche Nationalhymne in seinem Solo aufzugreifen und sie in neue Gewänder zu hüllen.
Wer auf das Publikum achtete, konnte einen beachtlichen Teil der Fans beim andächtigen Mitsingen beobachten.
Ihre erfolgreichsten Songs Smoke on the Water, Hush , Black Night und das Bass-Solo von Roger Glover, hoben sie sich natürlich bis zum Ende auf und kredenzten sie als absolute Sahnestücke zum Dessert.
Dafür mobilisierten sie nochmal alle Energiereserven und rundeten einen schon mehr als gelungenen Abend noch gebührend ab.
Setlist Deep Purple:
(Montagues and Capulets)
01. Fireball
02. Into the Fire
03. Hard Lovin’ Man
04. Maybe I’m a Leo
05. Strange Kind of Woman
06. The Battle Rages On
07. Contact Lost
08. Guitar Solo (by Steve Morse)
09. Sometimes I Feel Like Screaming
10. The Well-Dressed Guitar
11. The Mule (with Drum Solo by Ian Paice)
12. Lazy
13. No One Came
14. Keyboard Solo (by Don Airey)
15. Perfect Strangers
16. Space Truckin’
17. Smoke on the Water
18. Hush (Billy Joe Royal cover) (Z)
19. Bass Solo (by Roger Glover) (Z)
20. Black Night (Z)
Autoren: Markus Hillgärtner / Das Dusa