Wenn es The Other nicht bereits geben würde, man müsste sie unbedingt erfinden. Und zwar umgehend. Denn was wäre diese Welt ohne die schrägste Horror-Punk-Band der Welt? Nicht nur um unzählige kompromisslose Rocksongs ärmer, sondern vor allem auch um ein umfassendes audiovisuelles Spektakel, das seinesgleichen sucht. The Other gehen mit ihrem neuen Album The Devils You Know in eine neue Runde. Und sie legen zu, in jeder Hinsicht!
Musikalisch hat sich seit ihrer letzten Veröffentlichung New Blood einiges getan: Neben Sänger Rod Usher, Gitarrist Sarge von Rock und Schlagzeuger Doc Caligari gibt es mit Viktor Sharp ein neues Bandmitglied. Der Mann spielt seinen Bass mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks und ist gleichzeitig auch ein hervorragender Gitarrist, Songwriter und Arrangeur. „Viele Ideen auf der neuen Scheibe stammen von ihm, was Sarge und mich nicht nur entlastet, sondern auch kreativ stärkt“, erläutert Rod Usher, der zudem behauptet, dass im Kopf seines neuen Bandkollegen „das Hirn eines mittelalterlichen Scharfrichters“ steckt. Wie passend für eine Band mit dieser eigenwilligen Attitüde. Viktor Sharp war übrigens auch am ungewöhnlichsten Song der neuen Scheibe beteiligt: ´Ewigkeit`, eine – Obacht! – echte Ballade! Usher: „Die Melodie schwirrt mir schon seit We Are Who We Eat (2006) im Kopf herum, aber es gab nie ein vernünftiges Konzept. Dank Viktor haben wir uns getraut, einfach mal over the top zu gehen und eine Schmalzballade erster Kajüte daraus zu machen. Kitsch as Kitsch can.“ The Other goes Popmusik? Nein! Ein solcher Eindruck wird angesichts der erneut schroffen Vorgehensweise auf The Devils You Know nicht einmal ansatzweise entstehen. Denn die Band gibt wie gewohnt Vollgas, führt quasi das Erbe der Misfits weiter und entwickelt in Nummern wie ´My Home Is My Casket`, ´Fright Night`, ´In My Veins`, ´Fire From Outer Space`, ´Phantom Of The Opera` oder der ersten Radiosingle ´Puppet On A String` ihren klassischen Punk-Rock-Sound mit Singalong-Refrains und leichten Metal-Einflüssen konsequent weiter. Auf The Devils You Know vereinen sich die Schnelligkeit und MitgröhlKompatibilität von Punk-Rock, die harten Riffs und Aggressivität des Metals und die Atmosphäre und Attitüde des 80er Wave und Death Rocks. Usher: „Wir haben uns über die Jahre weiterentwickelt, lassen verschiedene Einflüsse zu und geben den Songs mehr Atmosphäre und Vielschichtigkeit. Trotzdem haben die Stücke viel Dampf, vielleicht sogar mehr als zu Anfangszeiten.“ An dieser Qualität hat natürlich auch Produzent Waldemar Sorychta (Grip Inc., Tiamat, Moonspell) einen großen Anteil, über dessen Liebe zum Detail vor allem Usher begeistert ist: „Waldemar hat es geschafft, trotz seiner entspannten Arbeitsweise mehr aus unseren Songs und mehr aus jedem Musiker herauszuholen.“
Und es gibt eine weitere echte Sensation zu vermelden: Nachdem vor fünf Jahren mit „Tales From The Other“ der erste Comic der Band in einem kleinen Horror-Verlag erschien, wird die 40seitige Fortsetzung ´The Other – Der Fluch des Kultes` parallel zum neuen Album über Panini veröffentlicht, die nicht nur für ihre Bundesliga-Aufkleber, sondern auch für ihre Hefte von Marvel, DC, Star Wars, Simpsons und den Comic-Adaptionen von Stephen King-Romanen berühmt sind. Gezeichnet wurde „The Other – Der Fluch des Kultes“ von Schwarwel, der auch schon für Die Ärzte gearbeitet hat. Von Film-Ikone Jörg Buttgereit (Nekromantik) stammt das Vorwort zu einer turbulenten Story, in der Dr. Caligari die Mitglieder von The Other von den Toten zurückgeholt hat, um sie als Rockstars die Welt erobern zu lassen. Doch ein geheimnisvoller Kult versucht den Weg zur Macht streitig zu machen. Usher: „Es gibt Horror, Sex, Action und Rock´n`Roll, also genau das, was Fans von The Other und von Comics lieben.“ Die Voraussetzungen sind also prächtig, um bis zum zehnjährigen Jubiläum an Halloween 2012 die Welt mit den 14 kraftstrotzenden Songs auf The Devils You Know kräftig durchzuschütteln.