SINÉAD O’CONNOR – Köln, Kulturkirche (18.04.2012)

SINÉAD O'CONNOR - Köln, Kulturkirche (18.04.2012)
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Sinéad Marie Bernadette O’Connor muss man eigentlich gar nicht vorstellen, gehört sie doch seit über 30 Jahren zu den schillerndsten Persönlichkeiten des Pop und die streitbare Musikerin eckte schon des Öfteren bei einigen Institutionen an. Zum Beispiel bei gläubigen Menschen und der katholischen Kirche beim öffentlichen Zerreißen des Papstfotos bei „Saturday Night Live“ in 1992. Unbestritten aber sind ihre musikalischen und lyrischen Fähigkeiten.

SINÉAD O'CONNOR - Köln, Kulturkirche (18.04.2012)Die Kulturkirche in Köln-Nippes ist bekannt als kultureller Veranstaltungsort mit Konzerten, Events, Lesungen, Comedy und Kabarett und dadurch eine sehr interessante Location für das Liveevent, welches an diesem Abend stattfinden sollte. Die Lutherkirche war gut gefüllt, Menschen saßen auf den Kirchenbänken und tranken u.a. Bier, ein Bild, welches man ja nur selten zu Gesicht bekommt. Aus den Boxen erschallte coole Reggaemusik, die bereits für gute Stimmung sorgte, bevor gegen 20.10 Uhr dann die Musiker auf der Bühne, oder sollte man eher sagen dem Altarraum erschienen. Als Schlusslicht schwebte fast unscheinbar unter tosendem Applaus Frau O´Connor auf die „Bühne“ und gab den Song „Headline“ zum Besten. Allein schon der erste Song in dieser perfekten Umgebung und genial zu nennenden Sound sorgte für ein wohliges Gefühl und schöner konnte die Stimmung zu Beginn nicht sein. Das Setup der „O´Connor“-Band bestand aus Drumset, Bass, Akustik- und E-Gitarre, Keyboards, Background- und Leadvocals und es waren echte Könner am Werk, das Zusammenspiel der Musiker passte wie die Faust aufs Auge. Konzentriert, introvertiert und oft mit geschlossenen Augen präsentierte die Irin u.a. Songs vom aktuellen Album „How about I be me (and you be you)“. Kaum zu glauben, dass eine so kleine Person solch eine Stimme hat. Die tolle Akustik und der dreistimmige Gesang verwandelten die ungewöhnliche Location in einen riesigen Konzertsaal. Bei „The Emperor’s New Clothes“ rockte es zum ersten Mal so richtig und die Kirchenbänke vibrierten wegen des Basses und der wippenden Gästen auf ihnen. „Never Get Old“ wirkte wie ein Lament und der ätherische Gesang Sinéads wird wohl jedem eine Gänsehaut bereitet haben. Nach dem Song „Wolf Is Getting Married“ war es Zeit für die sympathische Künstlerin, ihre Band vorzustellen. O´Connor: „Darf man „Fuck“ in einer Kirche sagen?“ Schnelle Songs wechselten ab mit Balladen, immer präzise vorgetragen und auf den Punkt gebracht machte die Tracklist einfach Spaß und bei „Old Lady“ hielt es niemanden mehr auf den Bänken und das Publikum tanzte ausgelassen. Bei „Stretched“ zeigte Sinéad, dass die Lady von der Insel auch ohne Instrumente auskommt bei ihrem typisch irischen Klagegesang, den sie A Capella vortrug. Das war sehr imponierend, davon könnten sich alle sogenannten „DSDS-Superstars“ eine große Schnitte abschneiden, Miss O’Connor würde sie mit ihrem Organ glatt in die Ecke blasen. Der absolute Höhepunkt der Show. Bei „Three Babies“ blieb es dann akustisch und der Keyboarder tauscht Tasten gegen Uilleann Pipes und der Gitarrist E-Guitar gegen Konzertgitarre. SINÉAD O'CONNOR - Köln, Kulturkirche (18.04.2012)Der Rhythmus von „4th And Wine“ lies dann wieder die Tanzbeine schwingen und Münder den Chorus mitsingen. Eine interessante Mischung aus der Verquickung von Reggaesound und Uilleann Pipes konnte man bei „Lambs Book Of Life“ vom „Faith And Courage“ Album bestaunen, kam der Song in der Liveversion doch mehr als genial rüber. Der Titel, auf den wohl viele gewartet haben, durfte natürlich auch nicht fehlen: der Nummer Eins Hit „Nothing Compares To You“ aus der Feder des Superstars Prince wurde in einer erdigen Version ohne Synthlines gespielt, was dem Song aber durchaus Größe verlieh. Und die abgeänderte letzte Textzeile mit der „Cucumber“ brachte dann sogar noch Band und Publikum zum Lachen und sorgte für ausgelassene Freude. Nach „Last Day“ verlies die Band dann leider bereits die Bühne, um kurz darauf mit „Standing Ovations“ wieder „zurückgeklatscht“ zu werden, um den Zugabeblock zu präsentieren. Bei „Take Off Your Shoes“ durfte wieder freudig getanzt werden und beim Song „33“ begleitete sich die Musikerin selber auf der Konzertgitarre. Ein paar befreundete „Lads“ hätten ihr ein 45 Sekunden langes Gebet beigebracht, welches sie dann auch A Capella vortrug; der perfekte Ausklang eines perfekten Konzertabends.

Setlist:
01. Headline
02. I Had A Baby
03. Emperors New Clothes
04. Never Get Old
05. The Wolf Is Getting Married
06. Old Lady
07. Jealous
08. Reason
09. Stretched (Solo a Capella)
10. 3 Babies (Acousic)
11. 4th And Vine
12. Lamb´s Book Of Love
13. Glory Of Jam
14. Nothin Compares To You
15. Last Day
16. Take Off Your Shoes (Z)
17. Jackie (Z)
18. Queen Of Denmark(Z)
19. 33 (Z)
20. Prayer (Z)

Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der Bandfotos.

 

Autor: Frank Stienen
Fotos: Michael Gamon

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