Bereits vor Beginn des Auftritts war die Stimmung in der Menge richtig gut und man feierte die überwiegend skurrile Musik vom Band ab, welche mit dem dazugehörigen Musikvideo, gespielt wurde. Da es keine Vorband gab, wurde die Zeit genutzt, um sich bei Musik aus der Konserve warm zu tanzen.
Nach einiger Wartezeit und einem langen und überwiegend unspektakulären Introvideo kamen Deichkind dann schließlich auf die noch von einem Vorhang verdeckte Bühne. Durch Stroboskope wurden die Silhouetten der Bandmitglieder auf den Vorhang projiziert und so die schon am Siedepunkt befindliche Stimmung weiter aufgeheizt. Als dann mit „99 Bierkanister“ das Konzert begann und sich der Vorhang öffnete feierte das Düsseldorfer Publikum die Band von Anfang an ab. Auch die Deichkinder haben sich entsprechend gekleidet und erschienen mit LED bestückten Mülltüten-Outfits und Pyramidenhüten. Passend dazu war die Bühne eingerichtet: Es gab einige bewegliche Quader verschiedener Höhe, die sowohl als Videoleinwand, als auch als Podest nutzbar waren und während des gesamten Auftrittes munter ihre Positionen wechselten.
Die energiegeladene Show der Deichkinder zu beschreiben ist schwierig, da man das Spektakel mit eigenen Augen sehen muss. Auf Aufforderung gingen schon beim ersten Song die Massen in die Hocke um nach einem Zeichen von Deichkind wieder alle in die Höhe zu springen. Während „Dicker Bauch“ wurden die riesigen Quader von den Deichkindern weggeschoben und ein Gewichte stemmendes Skelett tauchte auf.
Neben einem Knicklichtregen seitens der Fans wurde zu Songs wie „Hovercraft“ und „Bück dich hoch“ von der ersten bis zur letzten Reihe getanzt. Und auch im weiteren Verlauf ließen Deichkind keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie mit ganzen LKW Ladungen von Bühnendeko und Showelementen unterwegs waren. So waren unter anderem ein Schlauchboot und ein Fahrrad im Einsatz. Zu „Egolution“ wurde beispielsweise in einer an eine Beerdigung erinnernden Zeremonie eine aus Neonröhren bestehende Sonnenbank auf die Bühne getragen. Ähnlich häufig wie die Showelemente wechselten auch die Kostüme der Akteure auf der Bühne.
Als bei „23 Dohlen“ wirklich alle Hände gen Himmel zeigten wurde ein weiteres Mal klar, dass die Hamburger Formation das Publikum vollends im Griff hatte. Deichkind performten zu „Papillion“ mit Regenschirmen auf der Bühne und als sie schließlich ihren Song "Leider geil (Leider geil)" spielten, wurde das neue, offizielle Video auf die Bühnenquader projiziert, während das Publikum förmlich ausrastete. Beim Song „Pferd aus Glas“ formte die Crowd dann an passender Stelle die, für Deichkind typischen Dreiecke mit ihren Händen und bei "Herz aus Hack" sah man einen rappenden Metzger auf der Bühne.
Zu „Der Mond“ bot man den Fans eine fast Boyband ähnliche Tanzeinlage, doch die Stimmung in der Menge nahm zu keinem Zeitpunkt ab. Als zu Beginn von „Der Strahl“ die Frage „Wollt ihr abfahren?“ durch die ehemalige Philipshalle dröhnte, kam von tausenden Fans das nicht wenig überraschende „JAAAA!“ als Echo und wenige Sekunden darauf wurde in eben dieser Einigkeit gesprungen und gefeiert. Die Bühnentänzer ließen es sich auch nicht nehmen, durch den Graben vor der Bühne zu tanzen und bei "Illegale Fans" kamen dann schließlich Konfetti, Nebel und eine Sirene zum Einsatz. Das Publikum rastete ein weiteres Mal aus und protestierte zusammen mit der Band gegen das Verhalten der GEMA und der großen Plattenfirmen.
Doch der ausgelassene Spaß nahm ein sehr abruptes Ende, als es plötzlich „Tschüss Düsseldorf“ hieß und sich nach „Illegale Fans“ der Vorhang schloss. Es wurde natürlich lautstark nach Zugabe gerufen und die Band ließ sich nicht lange bitten. Hinter dem Vorhang leuchteten schnell die Pyramidenhüte der Band wieder auf und man startete die Zugabe mit "Arbeit nervt".
Beim Song „Krieg“ kamen dann auch kriegerisch Wasserpistolen zum Einsatz und die Menge streckte ihre, zu Dreiecken geformten, Hände in die Höhe, während jemand in einem schwarz-weiß gestreiften Ganzkörperkondom über die Bühne sprang. Als „Komm schon“ gespielt wurde sah man einen elektrischen Rollstuhl, sowie ein Skateboard auf der Bühne, von denen fleißig Gebrauch gemacht wurde. Beim Klassiker „Bon Voyage“ sang das gesamte Publikum mit.
Ein Highlight der Bühnenshow war das überdimensionale Fass, welches zu „Roll das Fass rein“ mitsamt den Deichkindern in die Menge rollte und wenig später über der Bühne schwebte. Ein derart großes Fass brauchte natürlich auch besondere Aufmerksamkeit, sodass sich die Düsseldorfer prompt vor ihm verbeugten. Wenig später wurde das Publikum mit Bier aus Schläuchen belohnt, während das Fass inzwischen als eine Art Discokugel geschmückt in der Luft über der Bühne baumelte. Während „Hört ihr die Signale“ kam ein kurzer „The Power of Love“ Ausschnitt, zu dem ein Mensch im schwarzen Anzug auf dem Fass stehend sang. Weiterhin feucht fröhlich ging es mit „Prost“ weiter, bevor Deichkind das Publikum die eine Frage stellte: „Wollt ihr mit uns ans Limit gehen?“. Darauf gab es natürlich nur eine Antwort, die mit „Ja, wir wollen mit euch ans Limit gehen“ aber bitte schön als vollständigem Satz zu formulieren war. Man sah zwei der Tänzer per Bungeeseil über die Bühne hüpfen, bevor sich der Vorgang ein zweites Mal schloss und die Menge nach mehr gierend stehen ließ.
Es konnte natürlich noch nicht aus sein, denn die Hamburger würden ihre Gäste nie ohne den absoluten Partykracher „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ gehen lassen, der den würdigen Abschluss der Show darstellte. Es gab Hüpfburgen, ein Trampolin, einen aufblasbaren Ring und jede Menge Federn, denn zum Ende hin musste sowohl von Band als auch Publikum alle verbleibenden Kräfte mobilisiert und in tanzbare Energie umgesetzt werden.
Das Konzert glich mehr einer wilden, hemmungslosen Party oder einer Massen-Tanz-Hüpf-Ekstase und war für alle Anwesenden ein Erlebnis. Die einmalige Band konnte mit ihrer noch einmaligeren Show auf ganzer Linie überzeugen. Die glücklichen Gesichter derjenigen, die verschwitzt, mit Federn und sonstigem Krempel verziert, die Mitsubishi Electric Halle verließen, ließen keine Zweifel daran, dass auch die nächste Deichkindparty besucht werden wird.
Bescheuert, verrückt, bekloppt, durchgedreht …. aber „leider geil“
Setlist:
01. Intro
02. 99 Bierkanister
03. Befehl von ganz unten
04. Dicker Bauch
05. Hovercraft
06. Bück dich hoch
07. Egolution
08. Partnerlook
09. 23 Dohlen
10. Papillion
11. Leider geil (Leider geil)
12. Pferd aus Glas
13. Herz aus Hack
14. Luftbahn
15. Der Mond
16. Der Strahl
17. Illegale Fans
18. Arbeit nervt (Z)
19. Krieg (Z)
20. Komm Schon (Z)
21. Bon Voyage (Z)
22. Reimemonster (Afrob Cover) (Z)
23. Roll das Fass rein (Z)
24. Hört ihr die Signale / The Power of Love (Frankie Goes to Hollywood Cover) (Z)
25. Prost (Z)
26. Limit (Z)
27. Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah) (ZZ)
28. Outro (Abspann/Die rote Kiste) (ZZ)
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der jeweiligen Bandfotos.
Autor: Markus Gerold
Fotos: Markus Hillgärtner