NIK KERSHAW – Bochum, Zeche (30.11.2011)

NIK KERSHAW - Bochum, Zeche (30.11.2011)
Geschätzte Lesezeit: 3 Minute(n)

Nik Kershaw füllte in den 80ern Tanzflächen, Stadien und Jugendmagazine. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere spielte der Multiinstrumentalist im ausverkauften Wembley Stadion im Rahmen des von Bob Geldoff initiierten Life Aid und so plötzlich, wie er auftauchte, verschwand er aus dem Rampenlicht, als die 80er ausklangen, um als Songwriter und Produzent für u.a. Bonnie Tyler, Cliff Richard und Chesney Hawkes zu wirken und sich Zeit für seine Familie zu nehmen. Stücke wie ‘I Won’t Let The Sun Go Down On Me’, ‘Wide Boy’, ‘The Riddle’ und ‘Wouldn’t It Be Good’ sind mittlerweile Kult und gehören auf den Soundtrack zu den Kindheits- und Jugenderinnerungen all derjenigen, die in den 80ern aufwuchsen.NIK KERSHAW - Bochum, Zeche (30.11.2011) Aufgrund der oft gemachten Erfahrung, meist nettere Erinnerungen an die Zeit zu haben, als sie tatsächlich war und Vergangenes ruhen zu lassen, da viele der Kapellen aus den 80ern heute ein eher tristes Dasein auf der Bühne führen, fuhren wir verhalten vorfreudig am 30.11.2011 zur Zeche Bochum. Um eines vorweg zu nehmen: der Mann hat es immer noch drauf und wirkt kein Stück angestaubt oder stimmlich gealtert.

Zur Überraschung der Anwesenden ca. 250 – 300 Gäste spielte keine Vorband und Konzertbeginn um ca. 20 Uhr verhieß einen kurzen Konzertabend. Nix. Nik Kershaw betrat samt Liveband die Bühne, begrüßte exzellent gelaunt das Publikum und spielte einen handverlesenen zweistündigen Mix aus alten Hits und neuem Material. Zwischendurch erzählte er von seiner Familie, deren Mitgliedern er jeweils das eine oder andere Stück widmete und die Entstehungsgeschichten seiner Tracks. Insgesamt hatte man nach all den Anekdoten des Abends den Eindruck, dieser sympathsiche Kerl dort oben auf der Bühne könne sich dankbar, sehr entspannt und ruhig zurücklehnen, sich zufrieden auf die Schulter klopfen und sagen: läuft.
Wenn man sich Aufnahmen von Life Aid ansieht und dann dem gegenüber stellt, dass er heute ganz bescheiden mit einem Mordsrepertoire im Gepäck relativ kleine Konzerte gibt, ist es großartig, wieviel Spaß es ihm immer noch macht, das Glänzen in den Augen der Fans zu sehen, die – wie vermutlich auch überall sonst – in Bochum komplett mitgefeiert haben.

Es ist heutzutage selten, einen seiner Jugendhelden zu sehen und festzustellen, dass er kein gefrustetes Häufchen Elend oder eine Karrikatur seiner selbst ist, sondern immer noch erstklassig live abliefert, extrem positiv rüberkommt und nur ein paar Haare gelassen bzw. Jahre hinzugewonnen hat.

NIK KERSHAW - Bochum, Zeche (30.11.2011)An diesem Abend fiel mal wieder als Kontrast zu vielen der szeneüblichen Konzerte auf, dass hier alles LIVE war und sich niemand auf MP3 u.ä. digitale Lebensversicherungen aus der Dose verließ. Was Herr Kershaw und Band da aufgetischt haben, als spielten sie vor Tausenden, war ganz großes Kino und eine Zeitreise ohne Makel und Kratzer. Danke, dass sie diese Erinnerungen und den Blick in die Kindheit so liebevoll behandelt, ausgepackt und bis zum nächsten Mal wieder eingepackt haben, als seien es Ihre. Danke für einen sehr genialen Abend!

Setlist:
01. Wide Boy
02. Enjoy The Ride
03. Somebody Loves You
04. Dancing Girls
05. Have A Nice Life
06. Get Bogart
07. The Riddle
08. You’re The Best
09. Radio Musicola
10. The One And Only
11. Promises Promises
12. Don Quixote
13. Billy
14. Rock Of Ages
15. W.I.B.G.
16. Fiction (Z)
17. Oh You Beautiful Thing (Z)
18. Loud, Confident And Wrong (Z)
19. Human Racing (Z)
20. I Won’t Let The Sun Go Down On Me (Z)

Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der Fotos.

 

Autor: Istvan Illes
Fotos: Michael Gamon

Autor