Gestartet wurde im Saint um 20 Uhr allerdings zunächst einmal mit der Band Clicks, die der noch etwas überschaubaren Menge eine ordentliche Portion an klarem, poppigem Electro mit auf den Weg in den Abend gaben. Vor der Bühne war es noch angenehm leer, liefen die Sounds von Clicks doch eher nur nebenbei. Nun gut, zum aufwärmen sicher nicht die schlechteste Wahl! Entlohnung in Form von Applaus gab es dennoch von den FLA- Fans.
Auch danach war es noch nicht an der Zeit, Bill Leeb und seine Crew die Bühne stürmen zu lassen. Als zweiter Support wurden mind.in.a.box angekündigt. Erschienen sie mir auf dem e-tropolis Festival in Berlin doch etwas lahm und nichtssagend, war ich an diesem Abend wirklich begeistert von dem, was mir da von der Bühne entgegen kam. Frontmann Stefan Poiss wirkte auch nicht mehr so schüchtern wie im Sommer in Berlin, stand er doch hauptsächlich bei seinen Gesangparts, wohingegen er in Berlin wie angewurzelt den Stuhl behütete. Von der Statik auf der Bühne war ganz und gar nichts mehr zu spüren. Selbst die Gitarristen rockten ordentlich die Menge und das, obwohl mind.in.a.box nicht einmal eine Rock-Band ist, sondern sich eher der Elektronik zuwendet. Lebendig und frisch schallten dann Songs wie ?Amnesia? oder ?Certainty? in die Menge, die sich dazu zum Teil schon mal ordentlich warm tanzte und klatschte. Positiv auffallend war auch, dass mind.in.a.box sich mit ihrer Leinwandshow scheinbar einige Gedanken gemacht hatten, passten die Visuals doch stets zu den entsprechenden Songs. Mind.in.a.box machten an jenem Abend richtig Spaß und Laune und bewirkten meinerseits eine Meinungsänderung über diese Band zum Positiven hin.
Nach ein paar Umbauten und Rettungsversuchen der Soundtechnik, die auf einer Seite der Bühne etwas ins Wanken gekommen war, schalteten sich die Bühnenvisuals ein und Nebel wurde in rauen Mengen zwischen den Instrumenten hindurch auf die Bühne und in die Menge geschickt. Sofort ging ein Ruck durch das wartende Publikum und es wurde angesichts des nahenden Beginns schnell ganz schön eng vor der Bühne. Als dann schließlich Front Line Assembly auf die Bühne polterten, war die Menge sofort gepackt und jubelte, was das Zeug hielt. Wie Schlachtrufe feuerten dann die Livedrums ihre eindringlichen Sounds in die Fanmenge. Nun gab es sicher niemanden mehr, der noch still stehen konnte. Spätestens bei ?Circuity? war klar, dass zumindest mittig in der kleinen Menschenmasse kein Auge bzw. Körper mehr trocken bleiben würde, denn es wurde gepogt bis zum Umfallen ? im wahrsten Sinne des Wortes. Einige Fans bildeten eine kleine Pogo- Community, die keiner Verschnaufpause bedurfte. Das neue ?Angriff? wurde ebenso gefeiert wie der Klassiker ?Resist?. Grundsätzlich boten Leeb und sein tatkräftiges Gefolge eine geniale Mischung aus aktuellen Songs und Songs aus vergangenen Tagen, die aber immer noch so einschlugen wie gewohnt. Ob ?Plasticity?, ?Millenium? oder die Singleauskopplung vom aktuellen Album ?Shifting Through The Lense? – jeder Song verführte zum Mitstampfen und Spaß haben. Als unheimlich Stimmung schaffend entpuppten sich dann wieder einmal die vielen Live- Drums, die die Band und natürlich auch Bill Leeb selbst immer wieder mit einbrachten. Von der Bühne kam zu jedem Zeitpunkt der Show genau das rüber, was im Publikum entstand, nämlich die wirkliche und sichtbare Freude an der Musik.
Wer weiß, was am Vortag in Antwerpen schief gelaufen war, aber an jenem Tag im Saint war nichts von Unvermögen oder gar Unlust an der Sache an sich zu spüren. Ganz im Gegenteil! Und da die Fans natürlich immer mehr forderten, als FLA dann schließlich nach ?Shifting Through The Lense? die Bühne verließen, legten die Jungs noch 3 Zugaben drauf, darunter der Klassiker ?Mindphaser? und ?Liquid Separation?.
Ich bin glücklich, einen musikalisch so rundum gelungenen Abend erlebt zu haben!
Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Concert-Pictures Sektion (für Bildkommentare muss man aus Spamverhinderungsgründen leider angemeldet sein) oder direkt hier durch Anklicken des jeweiligen Bandfotos:
Front Line Assembly:
Mind.In.A.Box.:
Clicks:
Autorin: Tanja Sunshine
Fotos: Michael Gamon