Interview : GIRLS ON FILM

Interview : GIRLS ON FILM
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Girls On Film sind eine zweiköpfige Allgirlband aus Florida. In ihrer Musik verbinden sie Elemente des Synthpops mit kalten New Wave Sounds und präsentieren sich dieser Tage mit ihrer EP "Mental Image" erstmals auch in Europa. Grund genug, mal mit den beiden Musikerinnen Rio und Kazhmir zu plaudern. Bei diesem Gespräch fand Lucy von Leibnitz (Promofabrik) einiges über Stutenbissigkeiten heraus. Warum die Band nach sieben Jahren wieder auf ein Duo schrumpfte und was die Mädels neben der Musik sonst noch interessiert, erfahrt ihr im folgenden Interview…


Hallo Mädels,
vielen Dank, dass ihr euch etwas Zeit nehmt, um uns ein paar Fragen zu dem wirklich interessanten Projekt Girls On Film und zu eurer super EP ?Mental Image? zu beantworten, die nun endlich auch europäische Küsten erreicht.

Kazhmir: Danke für die netten Worte.


Zunächst wäre es von Vorteil, wenn ihr euch kurz vorstellen könntet.
Rio, was kannst du uns über Kazhmir verraten?

Rio: Sie ist unglaublich freundlich und hat sehr viel Selbstvertrauen. Ein abgefahrenes Multitasking-Talent. Total lustig. Tödlich sexy. Genial, diplomatisch, zielgerichtet. Liebt Spaß. Wahnsinnig talentiert. Kein guter Lügner.


Kazhmir, was ist die Besonderheit von Rio?

Kazhmir: Sie ist eine der funkiesten, kreativsten, lustigsten, talentiertesten, selbstlosesten, einsichtigsten und ausdrucksstärksten Persönlichkeit die ich kenne. Sie außerdem eine der krassesten Vinylsammlungen, für die ich sterben würde!!!


Interview : GIRLS ON FILMIhr seid eine reine Girl-Band. Wie fühlt es sich an, ohne ?Hahn im Korb??

Kazhmir: Hahn im Korb ist genial…Lach… Ich bin mir nicht sicher, wie ich das vergleichen soll, da ich ja nichts anderes kenne. Ich denke, dass das Zusammenspiel anders ist, aber ich weiß nicht, ob es nicht einfach nur daran liegt, dass jede Gruppe von Musikern ihre ganz eigene Chemie hat. Wir haben dieses ?Mädchenband?-Ding nicht absichtlich gesucht, aber es hat sich halt so ergeben. Wir waren Freundinnen und wollten zusammen Musik machen, und wir haben andere Leute dazu genommen, die zufällig auch alles Mädels waren. Ich denke, wir würden mit jedem spielen, egal ob Mann oder Frau, solange wir miteinander auskommen und die gleichen Interessen und Ziele haben.


Ihr habt zu viert angefangen, jetzt seid ihr noch zwei. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Vielleicht könnt ihr ja kurz eure Geschichte zusammenfassen, wie ihr überhaupt auch dazu gekommen seid, eine Band zu gründen?

Rio: Kazhmir und ich hatten damals um 2000 oder so angefangen, Songs gemeinsam zu schreiben ? und sie lernte autodidaktisch Bass zu spielen. Wir wussten, wir wollten eine Art New Wave Band sein, also haben wir uns noch ein paar elektronische Drums gekauft und haben überall nach Keyboarder und Drummer gesucht. Nach einigen anfänglichen Umbesetzungen sind wir dann zu einer vierköpfigen Combo geworden und haben so unseren Sound und unsere Bühnenshow über die Zeit geschaffen und optimiert. Wir haben eine ganze Menge Shows gespielt und haben den gesamten Südosten der USA bereist, Aufnahmen gemacht und einen großen Krach gehabt. Wir waren vier Bandmitglieder für etwa sieben Jahre, aber letztes Jahr sind wir dann zum Duo geschrumpft, nachdem unsere langjährige Drummerin Machine und Keyboarderin Metro ausgestiegen sind.


Warum hat es fünf Veröffentlichungen gebraucht, bis ihr endlich den Weg über den Großen Teich geschafft habt?

Rio: Natürlich war es nicht unsere Absicht, so lange damit zu warten, wir haben uns danach gesehnt. Wir hatten einfach finanzielle Überlegungen im Hinterkopf, was eine nette Umschreibung dafür ist, dass wir hungernde Künstler sind…


Als ich euren Bandnamen zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich sofort an Duran Duran?s gleichnamigen Song. Gibt es da irgendwelche Verbindungen?

Rio: Wir lieben diesen Song, natürlich! Ich erinnere mich, dass ich mit Kazhmir telefoniert und gleichzeitig ein Magazin durchblätterte. Dabei stieß ich auf die heißen Duran Duran Jungs und dachte plötzlich, was für ein genialer Bandname doch ?Girls On Film? abgeben würde. Ich glaube, wir beide sagten einfach ?Oh Gott, das ist es einfach, ja!?


Wie lässt sich eure Musik mit ein paar Worten beschreiben?

Kazhmir: Eiskalter Glamwave. Oder wie wäre es mit Lippenstift-Synthiepop?


Wofür steht der Titel ?Mental Image??

Kazhmir: Mental Image ist eigentlich ein Text eines Songs, der nicht mit auf das Album gepasst hatte.


Auf der neuen EP gibt es 5 Songs und vier Remixe.
Kazhmir, was fällt dir zum ?Pitiless Friend? Remix von Macutchi ein?

Rio: Ich liebe, liebe, liebe einfach das Vocal processing auf dem Song!!!! Sorry, das musste ich kurz loswerden 😉

Kazhmir: Der Remix ist frisch, macht den Song unglaublich tanzbar und macht mich immer ganz heiß.


Und Rio, was kannst du uns über den Remix zu ?Medicated Mind? von DJ F verraten?

Rio: Ich glaube ich bin auf und ab gehüpft vor Freude. DJ F?s Remix ist wirklich energiegeladen. Er ändert auch mitten im Song auf einmal das Tempo und entwickelt sich plötzlich zu einem langsamen und sexy Jam, und dann wird er wieder zu einem schnellen Stück, bei dem man einfach tanzen muss.


Warum gibt es von ?Devil?s Lies? keinen Remix?

Kazhmir: Wir waren in der glücklichen Lage, die besten Remixer zu bekommen, die unsere Stücke bearbeiteten und wir hatten ursprünglich schon gedacht, dass wir jeden Track remixen lassen würden. Dann hatten wir aber das Gefühl, dass sich ?Devil?s Lies? mit seinem Tiefgang nicht so gut dafür eigenen würde und haben ihn herausgelassen.


Bei der Produktion der EP hattet ihr ja richtig gute Hilfe an Bord ? die Produzenten GezaX (u. a. Dead Kennedys) und auch Paul Roessler. Wie kam es dazu?

Kazhmir: Wir wurden von den Satellite Park Studios (Geza und Paul?s Studio) kontaktiert und gefragt, ob wir nicht ein paar Stücke mit ihnen aufnehmen wollten. Sie sind unglaublich in ihrer Unterstützung von Indiebands, obwohl sie normalerweise ihre Zeit mit Major-Label-Projekten verbringen. Sie haben uns einfach als eine Art ?Projekt aus Leidenschaft? aufgenommen und unterstützt. Es war umwerfend in der Gegenwart solcher Größen zu arbeiten.


Gibt es irgendwelche Anekdoten aus der Produktionszeit zu berichten?

Kazhmir: Nun, wir sind zu viert nach Malibu gefahren und nahmen mit Geza und Paul auf, und mit den beiden macht das ja dermaßen viel Spaß!!! Es war schon etwas schwer, nicht in Ehrfurcht vor ihren Erfolgen zu erstarren. Sie haben jedoch alles getan, dass wir uns wohl fühlten und am Ende wollten wir am liebsten gar nicht heim. Wir waren so glücklich, dass wir mit ihnen aufnehmen durften. Ich erinnere mich da an einen Tag im Studio mit den Girls, als Frank Infante hereinkam ? wir sind fast gestorben…Und er war so was von nett. Natürlich gab es auch das obligatorische Banddrama in dieser Zeit und wir hatten einige interne Querelen.


Lasst uns noch kurz auf den Inhalt der Songs eingehen. Was ?besingt? ihr in euren Liedern? Und sind diese Themen fiktiv oder wahre Begebenheiten?

Kazhmir: Weißt du, einfach ein bisschen von jedem. Ein Teil ist real, ein Teil einfach erfunden. Und eine gute Brise Fantasie gehört auch dazu. Kompromisse, übermäßige Liebe, Entfremdung, Lust, unbefriedigende Erlebnisse und manchmal einfach generelle Albernheiten.


Worum geht es denn in dem Song ?metrosexual? genau? Oder wie würdet ihr das Wort definieren?

Rio: Metrosexual ist eine sehr offensichtliche Hommage an jemanden, den ich mich nicht traue öffentlich zu nennen. Und für mich ist jemand metrosexuell, der sich pingelig um seinen persönlichen Stil und seine Körperpflege kümmert und sonst nichts anderes.


Wer ist euer ?erbarmungsloser Freund??

Rio: Das ist eine Metapher für die Leere, die ein Liebhaber nach dem Verlassen hinterlässt.


Wird es nach der EP auch ein neues Album geben? Wenn ja, wann können die Fans damit rechnen?

Rio: Wir arbeiten bereits an neuen Songs, die zum nächsten Album gehören werden. Mit all den Änderungen im Bandlineup im letzten Jahr war alles etwas stürmisch geworden und wir mussten zusehen, dass wir uns da hindurch navigieren. Aber mittlerweile macht es Spaß, uns konzeptionell als Duo noch mal zu erfinden. Gesang und Bass sind nach wie vor live, und Kazhmir schreibt nunmehr alle Keyboard und Drumparts. Wir waren nicht sicher, wie das ankommen würde, aber die ersten Feedbacks waren umwerfend positiv. Ich denke, Kazhmir und ich sind viel enger beieinander, was unsere musikalischen Geschmäcker und Stile angeht….Die Musik hat eine lange Weile gebraucht, bis wir unseren Weg gefunden hatten und die neuesten Erschütterungen und Änderungen in der Band werden vom Publikum da draußen bewertet werden müssen. Wir hoffen, dass sich unser Schreibstil nicht negativ verändert hat.


Interview : GIRLS ON FILMWie schaut es mit der Musikszene im sonnigen Florida aus?

Kazhmir: Es gibt soviel Musik überall in Florida. Wir sind bisher in der glücklichen Lage gewesen, viele viele großartige Locations bespielt zu haben. Es gibt Städte, wie z.B. Gainesville, die ihre ganz eigene Szene für elektronische Musik haben, wo die Künstler auch aktiv motiviert werden zu experimentieren und eine klasse Zeit haben. Es gibt da eine Menge Clubs, die ich wirklich mag, aber mein Favorit ist eigentlich gar keine Live-Location. Es ist eine Tiki-Lounge mit dem Namen Waterworks, die mit Totems und Kugelfischen dekoriert ist und in der die Drinks in Totenkopfgläsern serviert werden. Ein lustiger Ort zum relaxen und gute Musik hören am Samstagabend.


Welche Musik hört ihr privat zu Hause?

Rio: Ich persönlich höre alle Arten New Wave und alten 80er Wave und Electro, Old-School Punk, Funk und 90er Underground-Clubmusik. Ich bin Fan von Human League und Duran Duran, The Damned und so.

Kazhmir: Zusätzlich zu den vorgenannten, die Rio so runtergerattert hat, mag ich auch einiges des neueren Underground Electro-Indie Zeugs, das so aufgetaucht ist: 2020 Soundsystem, Ladyhawke, Santigold oder Amanda Blank…


Wie kann man sich einen Live-Auftritt von euch vorstellen?

Rio: Ein Girls on Film Liveset beinhaltet normalerweise eine Menge aerodynamisch gestyltem Haar, komisches Getanze und Synthie-Dancebeats, quäkenden Gesang, viel Makeup, schwere Bassgitarre und den Dorn jeder Electroband: Technische Schwierigkeiten.


Seid ihr eher eine Live-Band, oder macht es im Studio mehr Spaß?

Rio: Schwer zu sagen…es gibt nichts Schöneres als Live zu spielen, wegen all der Unvorhersagbarkeit, der Energie und des Spaßes. Aber im Studio beim Recorden, da hast du eine viel bessere Kontrolle wie die Dinge am Ende klingen sollen. Wir mögen es auf jeden Fall, eine gute Show hinzulegen, aber auch das Aufnehmen hat für uns seinen Reiz.


Wie schaut es mit Live-Gigs aus in der Zukunft? Kommt ihr auch mal nach Europa?

Kazhmir: Wir haben einige Gigs in Florida und Georgia und werden damit bis zum Sommer beschäftigt sein. Und natürlich wollten wir schon immer nach Europa kommen. Sobald wir dazu in der Lage sind, werden wir das tun. Die Logistik war bisher das einzige Hindernis.


Vielen Dank für das Interview! Habt ihr noch ein paar abschließende Worte?

Kazhmir: Lieben Dank auch an Euch! Wir sind super aufgeregt über unsere Veröffentlichung in Europa und hoffen, dass wir bald bei euch in der Nähe spielen werden!


Das Interview mit Rio und Kazhmir von GIRLS ON FILM führte Lucy von Leibnitz im Auftrag der Promofabrik. Vielen Dank!

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