Schneller als gedacht vergehen die letzten Wochen und plötzlich steht auf dem Kalenderblatt der 28. August. Nun wird es höchste Zeit die punkig-abgefuckten Ausgehklamotten oder das schwarze Outfit überzuwerfen, um sich auf die Socken in Richtung Bochum zu machen und dort den deutsch- französischen Abend genießen.
Auch im Zwischenfall hat man sich auf diesen Abend bestens vorbereitet. Frisch gelüftet und die Trümmer vom letzten Abend weggefegt, wird die Bühne noch schnell zur Mitte hin gedreht.
Bis die Franzosen an der Reihe sind dauert es noch locker zwei Stunden.
Diese Zeit steht zwei einheimischen, nicht ganz unbekannten Punkbands zur Verfügung.
Böse, schwarz und laut tun es die Death Rocker von Bloody, Dead and Sexy. Sie haben das große Los gezogen, das 3. Pagan Love Songs Festival zu eröffnen. Für die Band wird es ein Kinderspiel. Neben den altbekannten Sachen ballern sie auch mit neuen Songs vom bald erscheinenden neuen Longplayer um sich und lassen ihre Fans im schwülen Neonlicht so richtig glänzen. Stilistisch erinnern Bloody, Dead And Sexy and eine rockige Ausführung von Christian Death und sich durchweg hörbar. Nach der ersten Stunde sehen alle zufrieden aus, ein guter Anfang ist gemacht!
Nachdem Bloody, Dead and Sexy für erste Schweißausbrüche sorgten übernehmen nun Fliehende Stürme das Publikum. Noch nicht richtig erholt von ihren Vorgängern, rücken sie dem Publikum mit einem turbulenten Querschnitt aus Best-Of Klängen musikalisch auf die Pelle. Zwei Gitarren und ein Schlagzeug geben ordentlich was auf die Ohren. Die Menschen vor der Bühne rücken näher zusammen. Erste Pogoeinlagen schubsen die Körper zu dem Krach anständig über die Fläche. Die Stimmung steigert sich mit jedem Stück. Der quittierende Applaus dröhnt durch das obere Stockwerk. Dennoch können die Zugabe-Wünsche nicht erfüllt werden. Das Getöse nach mehr verschallt im grellen Scheinwerferlicht.
Nur noch ein paar Minuten und niemand trauert mehr der nicht verlängerten Endrunde nach. Klammheimlich schleichen sich die Franzosen auf die Bühne. Für das Instrumente stimmen sind die Monsieurs selbst zuständig.
Was soeben noch der Soundcheck war, wird in der nächsten Sekunde der Startschuss für Charles de Goal. Die ruppigen Töne locken auch die letzten Besucher, die es sich im Erdgeschoss an der Bar gemütlich machten eine Treppe höher. Die Reihen vor der Bühne werden immer schmaler, die Hitze steigt und der Pogopegel auch. Charles de Goal gehen die Begrüßung harmlos an. Niemand braucht sich vor umher fliegenden Armen in Acht zu nehmen. Der mitreisende Sound wird in bester Punkmanier von einem dominierenden Schlagzeug ordentlich angetrieben, die Meute am Bühnenrand auch. Die nach Sound-Clash fiebernden Körper werden mit allem, was Charles De Goal im Programm hat strapaziert. Der Takt nimmt die ausgelaugten Seelen an die Hand und zwingt sie weiter zum Tanzen, Pogen, Mitsingen. Niemand kann dem Krach widerstehen. Es gibt kein entrinnen mehr, auch wenn der Schweiß schon in den Boden sickert- immer schneller, immer wilder, die Luft wird immer dünner. Durchdringende Elektromomente flirren kühl durch die aufgeheizte Atmosphäre des Zwischenfalls. Die Gitarren prasseln hitzig mittenrein als würde der Strom in doppelter Menge durch die Instrumente fließen. Der Happy-Chaos-Pegel ist erreicht. Jeder lässt sich von den Soundwellen treiben. In diesem durcheinander aus Adrenalin, Schweiß und Lautstärke möchte jeder die Ansage des letzten Songs überhören.
Die Mühe die Bühne zu verlassen, um im nächsten Augenblick wieder aufzutauchen machen sich die vier Franzosen erst gar nicht. Sie bleiben gleich an ihren Instrumenten und lassen die lautstarken Zugabeforderungen an sich runterprasseln.
Wie schon im Hauptteil des Programms, als die Franzosen von The Rorschach Garden Sänger Phil ergänzt wurden, bekommen Charles De Goal bei der Zugabe ?Kling Klang? gesangliche Unterstützung von einem weiteren lebenslangen Punk- erfahrenen Freund mitgeliefert. Dem Publikum wird von diesem zudem noch vorgemacht, wie man zu dieser Musik gefälligst tanzt! Die Stimmung schwappt sofort einen Meter tiefer in den Innenraum. Alles bewegt sich und sieht zufrieden aus. Die Nachhut an rabiaten Sound bröselt durch das Mauerwerk. Die Tanzfläche bebt zum Schlussakkord. Noch eine gehörige Portion der Krachattake wird nachgelegt und die Instrumente stoßen ihren letzten Atemzug aus.
Nach den drei Auftritten geht es aber noch im Basement des Zwischenfalls weiter und es darf zu Gothic- und Postpunk-Sounds das Tanzbein geschwungen werden. Für die Beschallung waren die DJs NecroPhil und Steven Cavity zuständig, die ihre Aufgabe mit Bravour erfüllten.
Charles De Goal:
Fliehende Stürme:
Bloody, Dead And Sexy:
Fotos : Michael Gamon
Bericht : Martina Peitz