Bei "Redeemer" habe ich mit sehr viel Technologie Musik gemacht. Das war bei der Produktion meines neuen Albums "Motel Songs" nicht wirklich der Fall. Ich habe meine alten Moogsynthesizer und Gitarren-Effekte aus dem Keller geholt, meine Gitarre umgehangen und einfach die neuen Songs aufgenommen.
Diesmal habe ich nur 8 Monate gebraucht. Dadurch ist das Album auch viel kraftvoller und direkter als der Vorgänger "Redeemer" geworden.
Wie kamst du auf den Namen des aktuellen Albums? Hast du die Songs in einsamen Motelzimmern geschrieben?
Ja, ich war schon eine Menge unterwegs zum Einen mit den Live-Terminen für "Redeemer" zum Anderen habe ich mit "Motel Songs" schon vor der Veröffentlichung im Herbst 2008 live gespielt. Jetzt gibt es bereits schon wieder neue Live-Termine. Aber ein "Motel" ist ja in erster Linie die Kombination aus den Worten "Motor" und "Hotel". Genau hier liegt der Ansatz für mein Album. In einem Motel ist man nur kurze Zeit und befindet sich auf Durchreise oder man mietet sich in einem der vielen "Love Motels" ein. Ein anonymer Ort, mit oder ohne Sex, eine traurige und einsame Geschichte. Als Musiker ist man doch immer irgendwie auf Durchreise und allein. Meine Musik war schon immer einsam.
Einige Songs und die Grundstimmung von ?Motel Songs? erinnern mich an das Solowerk von Martin L. Gores ?Counterfeit²?. Ist das Zufall oder hegst du eine gewisse Sympathie für diesen Musiker?
Sicherlich habe ich von Martin Gore viel gelernt. Zum Beispiel, das Musik nicht nur etwas mit Können und Fingerfertigkeit zu tun hat. Was für ein langweiliger flacher Scheiß da oft abgeht bei vielen studierten Musikern. Musik ist Bauchgefühl, Randerscheinung und Grenzerfahrung. Ich bin froh nicht zu viel gelernt zu haben. Ich bin da unverbraucht und genau das spüren meine Fans. Es ist mir scheißegal ob ich etwas richtig oder falsch mache. Es muss mich lediglich rocken !
Deine Songs, die ja an sich eher ruhig sind, werden von dir oft durch elektronische ?Störgeräusche? unterbrochen. Was reizt dich an diesem Stilmittel? Magst du keine Songs, die allzu ?glatt? in deinen Ohren klingen?
Genau das ist es. Ich hasse flache Pop Songs mit Hifi Sound !
Wie kann man sich ein Janosch Moldau-Konzert vorstellen? Was können zukünftige Zuschauer erwarten?
Eine intensive laute und kaputte Show. Ich singe, spiele Keyboard und Gitarre. Ausserdem verkleide ich mich noch ganz nett:-)
Das Albumcover von ?Motel Songs? zeigt dich mit Büstenhalter und avantgardistischer Kopfbedeckung bekleidet. Hat dies einen tieferen Sinn oder zeigt dies deinen Sinn für Humor?
Ich trage einfach die Kleidung die zu mir passt und das sind nun mal Frauenklamotten ok ?
Du bist neben deiner Musikkarriere auch Musikdozent. Was versuchst du deinen Schülern in deinen Seminaren zu vermitteln?
Das man bloß nicht zu viel Handbücher lesen soll, und nicht ständig erschrecken soll, wenn irgendwelche rote Lämpchen am Mischpult aufleuchten.
Einfach aufnehmen bis die Ohren klingeln !
Woher nimmst du den Antrieb Musik zu machen? Ist das der Drang, deine Gefühle in einem Song zu verpacken?
Sicherlich bin ich besessen davon. Sobald eine Platte fertig ist, überlege ich mir den nächsten großen Scheiß in meinem Kopf, ob das nun Live-Konzerte oder neue Songs sind.
Ständig renne ich rum mit dem Gefühl das neue Mega-Ding zu landen. Deshalb habe ich alles immer griffbereit, da mir die Ideen für meine Songs oft unerwartet zufliegen.
Vielen Hörern sind die Songtexte eher nicht so wichtig und achten kaum auf die gesungenen Worte. Für wie wichtig hältst du die Lyrics in einem Song?
Nun ja die Songtexte entstehen für mich gleichzeitig mit der Musik. Ich setzte mich nie hin und erfinde irgendeinen Text. Musik und Text müssen bei mir gleichzeitig vom Himmel fallen, genau dann entseht dieser magische Moment. So entscheide ich auch ob es ein Song auf eine "Janosch Moldau Platte" schafft oder nicht. Da gibt es nur diese eine klare Vorgabe : Magie, Bauchgefühl und Besessenheit ; dieser Hunger nach etwas. Insofern würde ich einen Songtext nicht überbewerten. Er entsteht einfach mit dem Song und sollte dem Hörer genügend Freiheit lassen.
Welche Emotionen möchtest du mit deiner Musik bei deinen Hörern erwecken?
Ich hoffe einfach damit zu sagen : Es gibt ein anderes Liebeslied als " Baby I love you so … "
Also einfach eine weitere Ebene an Gefühlen.
Kannst Du dir vorstellen, eines Tages ein Lied auf Deutsch zu singen? Oder liegt dir eher die englische Sprache?
Ich habe ja einige Zeit in England verbracht und viele Freunde aus England, also lag mir das mit den englischen Songtexten schon immer. Zum anderen habe ich dort meinen Musikverlag und mein eigenes Label gegründet. Einen Song in deutsch wird es von mir sicher nicht geben, das können andere besser als ich 🙂
Deine Musik würde ich melancholisch und düster-romantisch nennen. Würdest du sagen, dass du ein melancholischer Mensch bist?
Eigentlich nicht. Ich fühle mich sehr oft froh und zufrieden. Allerdings hilft mir das dunkle "Plastik Rock Monster" in mir, meine erbärmlichsten und höchsten Instinkte auszuleben.
Ich habe einfach diese zwei Seiten.
Mit welchen Künstlern (lebend oder tot) würdest du gerne mal ein Bier trinken gehen und über Musik philosophieren?
Oh mein Gott; ganz klar Marlene Dietrich. Ich liebe Sie abgöttisch !
Was möchtest du den Lesern von Sparklingphotos abschließend sagen?
Kommt zu meinen neuen Shows 🙂
12. Februar – Neu-Ulm / Sonderbar
16. Februar – Ulm / Roxy (Open Stage)
20. Februar – Regensburg / Boilerroom
05. März – Berlin / Laika
weitere Termine: http://www.myspace.com/janoschmoldau
Vielen Dank für das interessante Gespräch Janosch, wir werden deinen weiteren Weg mit offenen Augen und Ohren verfolgen.
Interview per E-Mail Mitte Januar 2009: Frank Stienen & Janosch Moldau