THE SMASHING PUMPKINS / INTERPOL – Mönchengladbach, Sparkassenpark (19.06.2024)

Fotos: THE SMASHING PUMPKINS
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Tausende Alt-Goths pilgerten am Mittwoch, den 19. Juni 2024, nach Mönchengladbach, um sich ein Stück ihrer Jugend zurückzuholen: The Smashing Pumpkins, unterstützt von Interpol, spielten im Sparkassenpark ein Retro-Rock-Best-Of der letzten 35 Jahre.

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So unpassend die Location zwar für dieses dunkle Doppelkonzert schien, so sprechen die Unmengen an Gästen doch dafür, dass sich ein Besuch lohnen würde. Die Pumpkins mit ihrem düster-melancholischen Alternative Rock und Interpol mit ihrem auch sehr melancholischen Post-Punk-Sound passen nun gar nicht in die sonnige, offene Bühne des Sparkassenparks, wo sonst des Öfteren Schlager- und Pop-Musik ihr Zuhause finden. Die Sonne knallte uns für den Großteil des Konzerts ins Gesicht, es war heiß und trocken – mehr Sommerstimmung als die Musik es hätte würdigen können. Auch der Sound der Anlage ist für die Größe und Klanggebilde nur bedingt ausgelegt: Wer für den Stehbereich vor der Bühne Karten bekommen konnte, hatte Glück. Aber wer einen Sitzplatz am anderen Ende des Geländes hatte, so weit weg, dass man kaum noch erkennen konnte, wer die kleinen Strichmännchen am Horizont auf der Bühne sind, musste bei diesen Gitarrenwänden zudem mit einer verwaschenen, wobbelnden Soundkulisse leben. Dafür war aber die Orga gut strukturiert, das Personal war geschult und man konnte seine Sitzplätze vergleichsweise einfach finden.

Das Publikum war zwar durchaus gemischt, aber im Schnitt doch deutlich den älteren Generationen zuzuordnen, die damals in den 90ern noch im Moshpit zu finden waren, jetzt aber wegen ihrer Bandscheiben lieber nur zugucken wollen. Es ist schon richtig, dass die Smashing Pumpkins auch überraschend viele junge Fans haben – man konnte dies gut damit korrelieren, wer Shirts zu den letzten zwei Alben trug -, aber die Mehrheit der Fans trug Sachen der Konkurrenz von vor 25 Jahren. Eine so generationsübergreifende Crowd spricht aber ja klar für die Präsenz, die Billy Corgan & Band in die Welt bringen!

Die Betreiber haben sich große Mühe gegeben, Interpol nicht nur als Vorband zu vermarkten, sondern als “Special Guest” ihren Status anzuheben. Leider haben sie dann doch den Kürzeren gegriffen und sind meiner Meinung nach nicht mit genug Wertschätzung behandelt worden: So sind Interpol doch groß genug, um als Headliner im Hauptrampenlicht zu stehen und sich nicht vornehmlich von halb begeisterten Boomern anstarren zu lassen, die auf die Hauptband warten. Interpol können durchaus selbst das Haus rocken.

So durften sie nur bzw. immerhin eine Stunde spielen (normal bis gut für eine Vorband), man hat sie aber in einer komplett ungestalteten, megagroßen Bühne ohne nennenswerte Beleuchtung oder Ausschmückung regelrecht im Raum stehen lassen. Die Jungs trugen alle schwarze Anzüge mit schwarzen Sonnenbrillen und bewegten sich wie üblich so gut wie gar nicht (was auch eigentlich zur Musik passt) – und das Ganze verschwamm von Weitem zu einer unteilbaren, dunklen Masse an Bühnenausstattung und Schwarz. Die coole Beleuchtung hat man sich wohl für die Pumpkins aufheben wollen, obwohl bei dem Tageslicht sowieso nicht viel davon übrig geblieben wäre.

Und das ist schade, denn die Band legte ein unglaublich gutes Best Of ihrer ersten paar Alben hin – der Fokus lag klar auf den Klassikern und vom neuen Material war nicht viel zu hören. Für Fans, die die letzten Veröffentlichungen eher medium fanden, erstmal ein Mehrwert. Dies hätte locker das Main Event werden können, aber alles war für die Kürbisse aufgebaut. Die fehlende Energie auf der Bühne hatte sich auch aufs Publikum übertragen. Erst gegen Ende wurde jenes so langsam wach – aber da war ihr Auftritt auch schon vorbei. Eine kleine, unenthusiastische Ansprache von Frontmann Paul Banks gegen Ende versprühte eher die Idee, dass die Jungs froh sind, von der Bühne gehen zu dürfen.

Wer das echte Interpol-Erlebnis erleben möchte, geht im Herbst zu ihrer speziellen 20-Jahre-“Antics“-Tour, in der sie ihr bestes Album in voller Länge spielen werden, so beispielsweise am 25.10. im Carlswerk Victoria in Köln.

Setlist INTERPOL:
  1. C’mere
  2. Narc
  3. My Desire
  4. All the Rage Back Home
  5. Obstacle 1
  6. Into the Night
  7. Evil
  8. The Rover
  9. Pioneer to the Falls
  10. Not Even Jail
  11. The New
  12. PDA
  13. Slow Hands

Leider war es den Fotografen dieses Mal nicht erlaubt, die Vorband zu fotografieren, sondern es durfte lediglich der Main Act abgelichtet werden. Somit muss eine Galerie von Interpol leider entfallen.

Weblinks INTERPOL:

Homepage: interpolnyc.com
Facebook: facebook.com/interpol
Twitter: twitter.com/Interpol
Instagram: instagram.com/interpol
YouTube: youtube.com/@InterpolNYC
Spotify: open.spotify.com/artist/3WaJSfKnzc65VDgmj2zU8B

Und dann der Hauptact. Und ich muss sagen, selten hat mich ein Konzert so hin- und hergerissen! War es cool? War es cringe? Das beantworte ich mit einem klaren Ja. Mit Sicherheit ist und war die Musik der Smashing Pumpkins ein ikonisches Meisterwerk in ihrer Gänze, prägte eine ganze Generation und war maßstabgebend für tausende von Bands nach ihnen. Das Genre des Alternative Rock wäre nicht dasselbe ohne sie. Das will ich nicht außer Acht lassen und kann man auch gar nicht genug betonen. Die Setlist war auch schön bestückt mit einem Rundumschlag über die Jahrzehnte, von jedem Album etwas dabei und natürlich auch alle Klassiker. Die Band war auch ganz in schwarz, Billy Corgan anfänglich mit weißer Gitarre, das Konzert wurde eingeleitet mit The Everlasting Gaze – instant sind die Massen in guter Laune, weil das reißt natürlich mit! Wir fühlten uns alle in eine Zeit versetzt, die sonst nur in unseren Erinnerungen besteht und uns vorgaukelt, früher wäre es besser gewesen. Nostalgie vom Feinsten! Im Laufe des Abends ging die Sonne langsam unter und erlaubte der Lichtanlage, voll aufzufahren. Graduell wurde die Lightshow immer beeindruckender und besonders zum Schluss hin rollten Regenbogenwellen in Lichtform übers Publikum hinweg und untermalten die immer energetischere Stimmung.

Aber wir müssen auch über die Flipseite des Ganzen sprechen, der weiße Elefant im Raum mit dem coolen schwarzem Mantel und den roten Knöpfen: Billy Corgan. Corgan auf der Bühne ist “speziell”, war er immer, wird er wohl auch immer bleiben. Er zappelt halbstarr herum, als wäre er Rapper bei Limp Bizkit und redet vor sich her, wie Narcissus der griechischen Mythologie auf einer Bühne. Er ist in sich gekehrt, ohne tiefere Wahrnehmung seiner Umgebung und seiner Wirkung auf andere. Wir haben ihm vielleicht zu lange gesagt, wie cool wir ihn finden und das lässt er auch alle wissen. Es ist schwer zu beschreiben, was genau ich meine und letztlich ist das sicher eine sehr subjektive Bewertung. Ich zumindest kann nicht anders als cringen, wenn ich sehe, wie Billy zu Ava Adore live auf der Bühne versucht so zu tanzen wie im ikonischen Musikvideo von 1998, aber mit einer Steifheit eines 57-jährigen und dem Enthusiasmus einer Person, die angesichts ihres Status denkt, auf der Bühne nicht mehr als das Nötigste leisten zu müssen. Zumindest in diesem Bezug, seinem Gesang, lieferte er im Rahmen seines berühmt berüchtigten Stils ab.

Alles in allem hat sich das Ganze auf jeden Fall trotzdem gelohnt, allein der Nostalgie wegen. Wer halbwegs Fan ist, sei es von den Smashing Pumpkins als auch von Interpol, sollte die Möglichkeit schon noch nutzen, sich das zu gönnen. Aber seid gewarnt, wer nicht cringe-resistent ist, könnte die Coolness möglicherweise nicht so genießen!

Setlist THE SMASHING PUMPKINS:
  1. The Everlasting Gaze
  2. Doomsday Clock
  3. Zoo Station (U2 cover)
  4. Today
  5. Thru the Eyes of Ruby
  6. Spellbinding
  7. Tonight, Tonight
  8. That Which Animates the Spirit
  9. Ava Adore
  10. Disarm
  11. Springtimes
  12. Mayonaise
  13. Bullet With Butterfly Wings
  14. Empires
  15. Beguiled
  16. 1979
  17. Birch Grove
  18. Gossamer
  19. Jellybelly
  20. Cherub Rock
  21. Zero
Weblinks THE SMASHING PUMPKINS:

Homepage: smashingpumpkins.com
Facebook: facebook.com/smashingpumpkins
Twitter: twitter.com/SmashingPumpkin
Instagram: instagram.com/smashingpumpkins
YouTube: youtube.com/user/PumpkinsMediaMilitia
Spotify: open.spotify.com/artist/40Yq4vzPs9VNUrIBG5Jr2i

Fotograf: Marcus Nathofer

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