LEGEND – Midnight Champion

LEGEND - Midnight Champion
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“Ein fast perfektes Synthrock-Epos”

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Die Erwartungen waren hoch. Das Wichtigste vorweg: Sie wurden erfüllt. Legend legen fast fünf Jahre nach dem sensationellen Debüt Fearless mit einem herausragenden Zweitling nach. Midnight Champion kommt nach mehreren Verzögerungen nun endlich auf den Markt, zur eigentlich für den Releasezeitraum Mitte Oktober geplanten Deutschland-Tournee kam es leider nicht. Eine Konzertreise für 2018 soll aber in Arbeit sein. Hoffen wir es.

Denn zumindest in den ersten 40 von insgesamt 59 Minuten machen Sänger Krummi Björgvinsson und Co. einfach alles richtig. Kein Song geht unter der 4:40-Marke ins Ziel, was den Stücken eine ganz eigene Stimmung, Tiefe und Atmosphäre vermacht. So beginnt Cryptid mit sphärischen, sich über zwei Minuten erstreckenden Tönen, später entwickelt sich der Album-Opener zu einer schleppend-schönen Hymne mit wuchtigen Drums, tollen Harmonien und dem gewohnt ergreifenden Gesang von Björgvinsson. Frostbite und Adrift gehen qualitativ wie musikalisch in eine ähnliche Richtung. Time To Suffer beginnt hingegen EBM-lastig, holt gestützt von mächtigen Riffs später die Fans aus der Zeromancer- und Orgy-Ecke ins Boot. Gerade Fans der beiden letztgenannten Bands kommen auf gesamter Albumlänge auf ihre Kosten, Midnight Champion fällt insgesamt deutlich gitarrenlastiger aus als sein Vorgänger.

Der Titelsong ragt heraus

Im Anschluss an die ersten vier Stücke ist erstmal Durchatmen angesagt. Es folgen die stärksten 13 Minuten, welche die Genres Synthrock und Industrial Rock in diesem Jahrtausend erlebt haben. Captive beweist eindrucksvoll, dass die Begriffe „Komplexität“ und „Eingängigkeit“ nicht immer zwingend gegensätzlich sein müssen. Und als ob das Album bis hierhin nicht schon stark genug wäre, legen Legend dann einen Titeltrack nach, der selbst am Thron von Trent Reznor rüttelt. Schon beim Debüt setzten die Isländer den besten Song der Platte an sechste Stelle, nun holt Midnight Champion den Runaway Train mindestens ein. Ein fabulöses Siebeneinhalb-Minuten-Epos, das in Kombination mit dem kürzlich veröffentlichten Video noch ein wenig erhabener, ergreifender, und zerbrechlicher wirkt.

LEGEND - Midnight Champion (Official Video)

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Es sind Kleinigkeiten gegen Ende der Platte, die Midnight Champion von der Höchstpunktzahl trennen. So nervt bei Liquid Rust die zwölfmalige Wiederholung der einzigen Refraintextzeile, das balladeske Gravestone kommt im Albumkontext wie ein Fremdkörper daher und ist Geschmackssache. Mit Children Of The Elements gelingt aber ein äußerst überzeugender Rausschmeißer, der alle Stärken der Band noch einmal auf den Punkt bringt.

Fazit: Was Produktion, Songwriting und Stimme angeht, schielt die Band hier eher in Richtung Stadion als in den Szene-Club. Manch einem mag Midnight Champion schon fast zu pompös produziert sein. Dies ändert aber objektiv betrachtet nichts daran, dass hier ein mehr als hörenswertes Album einer extrem talentierten Band vorliegt, welche die kleinen Kaschemmen der Republik hoffentlich in Bälde verlassen wird und die großen Bühnen bekommt, die sie verdient. Gerade innerhalb einer Szene, die nun wirklich nicht von einer übergroßen Masse an qualitativ hochwertigen Festival-Headlinern verwöhnt ist.

Tracklist LEGEND – Midnight Champion:

01. Cryptid
02. Frostbite
03. Time To Suffer
04. Adrift
05. Captive
06. Midnight Champion
07. Scars
08. Liquid Rust
09. Gravestone
10. Children Of The Elements

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