Der Abschluss einer Tournee ist für alle Beteiligten ein besonderes Ereignis. Man hängt irgendwo zwischen Wehmut und Freude und weiß nicht so genau, wohin mit sich. So oder so ähnlich werden sich vielleicht auch Mono Inc. an diesem Abend gefühlt haben, für die Konzerte in Hamburg auch immer ein Heimspiel sind. Hinzu kommt, dass beim Tour-Abschluss neben dem regulären Publikum auch die Fan-Clubs anreisen, die in der Regel noch einmal mehr für eine ganz besondere Stimmung sorgen.
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Und so war es auch an diesem sommerlichen Samstag in Hamburgs Markthalle. Der kultige Veranstaltungsort kann auf 40 Jahre bewegte Geschichte zurückblicken und hat im Laufe dieser Zeit nicht nur über zwei Millionen Besucher gesehen, sondern auch eine Vielzahl musikalischer Legenden: vergangene, lebende und kommende. Die Markthalle bietet in etwa 1.000 Personen Platz und war an diesem Abend mit Mann und Maus ausverkauft.
Die anwesende Fan-Schar rekrutierte sich zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus “Monofans”, also den Mitgliedern des gleichnamigen offiziellen Fanclubs. Der Konzertsaal war relativ zügig bis zum Bersten gefüllt und die Luft schien vor lauter Vorfreude und Spannung zu flirren. Niemand schien zu diesem Augenblick zu ahnen, dass es für die Fans des Düster-Pop/Rock Quartetts auch ein Abend zwischen Schreck, Sorge, Hoffen und Bangen und schließlich Erleichterung werden sollte.
Palast
Drei weiße Abblendschirme, weiße auf futuristisch gedraftete Instrumente, weiße Sneakers, drei durchgestylte Jungs mit blend-weißer Elektro-Pop/Rock Attitüde: das sind Palast. Dahinter stehen Sascha Pace, Tommy Apus und Marc Engel, drei Profi-Musiker, die ein Konzept aus Post-Hipstertum und “Fashion Minded Synthesizer Sounds” so durchgeplant präsentieren, dass man sofort mutmaßt: “Die müssen aus Berlin kommen!”.
Kombiniert wird ein bisschen frühe Depeche Mode, O.M.D. und Hurts mit Bombast-Beats, modernen Synth-Sounds und Electro-Gitarren. Eine handwerklich überzeugende, exakt ausgewogene Mischung, bei der nichts falsch gemacht wurde, die aber zu wenig Innovation aufweist, um wirklich haften zu bleiben – optisch, wie musikalisch. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen heizten die Berliner der Menge ordentlich ein. Spätestens die bereits erschienen Singles Mirror Mirror und Hush brachten der Saal dann endgültig zum Kochen.
Setlist PALAST @ Hamburg, Markthalle (20.05.2017):
01. Shut The Door
02. Crucify
03. Just Friends
04. Get Me
05. Strong
06. Mirror Mirror
07. Best Of Me
08. Hush
Mono Inc.
Trotz drückender Hitze verließ kaum einer der Fans den Konzertsaal der Umbau-Pause, wohl eher aus Sorge den ergatterten Platz zu verlieren, als aus Lust über beständigen, warm-feuchten Körperkontakt neue Bekanntschaften zu schließen. Die Wartezeit wurde alsbald zu Geduldsprobe, denn obwohl der Umbau bereits längere Zeit abgeschlossen war und die Uhr bereits 40 Minuten nach Beginn des Auftritts anzeigte, war die Bühne wie ausgestorben. Erste Unmutsbekundungen seitens des Publikums förderten dann den Tour-Manager zu Tage, der ein wenig besorgt verlauten ließ, dass ein Mitglied der Band wohl hinter der Bühne kollabiert sei und man erst einmal abwarten wolle.
(Einschub: Erst nach dem Gig und wieder zu Hause erfuhren wir, dass Drummerin Katha Mia zusammengebrochen war und versorgt werden musste. Ihr geht es inzwischen wieder gut und auch das stattgefundene Konzert absolvierte sie mit Bravour, ohne dass etwas von dem Zwischenfall zu spüren war. So viel Professionalität verdient Respekt!)
Nach ungefähr einer Stunde geduldigen Wartens – und seitens der Fans sicherlich auch des Hoffens und Bangens und der großer Anteilnahme – wurden alle erlöst und das Konzert fand in voller Länge mit zwei Zugaben statt.
Die Together Till The End Tour 2017 stand ganz im Zeichen des aktuellen gleichnamigen Albums. Dieses führt den Hörer ins frühe 18. Jahrhundert, hinaus in die weite, weite See. Um dem auch live Rechnung tragen, wurde die Bühne mit einem Steuerrad, einem Segel mit dem Mono Inc. Konterfei samt Mast bestückt, das Drum-Podest mit allerlei Kanonen flankiert und die Band mit auffälligen Uniform-Jacken und Augenklappen kostümiert.
Die Performance setzte sich zusammen aus verschiedenen Versatzstücken, die man mit Land und Leuten dieser Zeit am Wasser assoziieren kann, aber nicht muss. Mal lag die Bühne in dichtem Nebel und eine Ansammlung aus Kuttentragenden Leuten spielten auf Pauken eine Art Totenmarsch (Across The Waves). Ein anderes Mal besang ein in eine Art maritime Gala-Uniform gekleideter Herr (MajorVoice) die Vergessenen und unbekannt Verstorbenen. Immer wieder fanden Verbrüderungsrituale zwischen Martin Engler und allen Anwesenden statt. Die wiederum schienen jeden einzelnen Song von der ersten bis zur letzten Zeile mitsingen zu können.
Mono Inc. feierte seine Fans, die Fans feierten ihre Helden und spätestens bei Children Of The Dark – hier war sogar Lord Of The Lost Protagonist Chris Harms mit auf der Bühne – feierten alle sich gegenseitig.
Was für eine Zirkusnummer würden die einen sagen, was für eine Aneinanderreihung kalkulierter, belangloser Bombast-Hymnen und klebrig süßem Pathos. Aber die waren nun mal an diesem Abend nicht in der Markthalle und alle anderen hatten einen Wahnsinns-Spaß. Denn eins muss man dem Hamburger Quartett lassen, sie haben ein Händchen für die Hymnen, Melodien und Texte, die einen nicht mehr loslassen, einen halten, tragen und Menschen so zusammenschweißen können, dass sie über 90 Minuten lang gemeinsam glücklich eskalierend eine rauschende Party feiern.
Das zu bewerkstelligen und über so lange Zeit aufrecht zu erhalten ist Kunst und sollte nicht belächelt werden. Das Konzert in der Markthalle in Hamburg war trotz der Widrigkeiten ein würdiger Abschluss der Together Till The End Tour.
Setlist MONO INC. @ Hamburg, Markthalle (20.05.2017):
01. Together Till the End
02. The Banks Of Eden
03. Arabia
04. This Is the Day
05. Never-Ending Love Song
06. Across The Waves
07. Boatman
08. Forgiven
09. Potter’s Field (MajorVoice)
10. Wonderful Life (Black Cover, MajorVoice & Mono Inc.)
11. Symphony Of Pain
12. Gothic Queen
13. After The War (Gary Moore Cover)
14. Children Of the Dark
15. Kein Weg Zu Weit (Z)
16. Voices Of Doom (Z)
17. Get Some Sleep (ZZ)
Weblinks PALAST:
Official: www.palastband.com/
Facebook: www.facebook.com/palastband
Weblinks MONO INC.:
Official: www.mono-inc.com
Facebook: www.facebook.com/monoinc
Weblinks MAJOR VOICE:
Official: majorvoice.de
Facebook: www.facebook.com/MajorVoiceOfficial