Wenig später ging es mit Kula Shaker weiter. DIe Band existiert nach einigen Namensänderungen bereits seit 1995, löste sich 1999 allerdings zunächst auf. Seit 2004 machen die vier Engländer nun wieder gemeinsam Musik, bei der es ihnen gelingt, psychedelischen Britpop und Rave mit indischen Einflüssen zu paaren und so einen eigenständigen Sound zu kreieren. Gleich der erste Song war 90s Rave in Reinkultur, mit Orgel und allem was dazu gehört. Sänger Crispian genoss es sichtlich, auf der Bühne zu stehen, poste mit seiner Gitarre und sprang herum als wäre er endlich von einem Fluch befreit worden. Begann die Band zunächst recht rockig, wurde es kurz darauf etwas getragener und die harten Gitarren wichen einem groovig psychedelischem Sound. Überhaupt wechselten sich Rave-, Rock-, Psychedelicrock und Balladen immer wieder ab, so dass es stets abwechslungsreich blieb. Den Hit "Tattva" präsentierten Kula Shaker in einer langen Version mit erweitertem Instrumentalteil, bei dem Crispian sogar zur Mundharmonika griff. Auch eine sehr groovende Version von "Hush" gehörte zu den Höhepunkten eines ordentlichen Auftritts. Den Abschluss übernahm übrigens das orientalisch angehauchte "Govinda", bei dem Kula Shaker noch einmal alles aufboten, was sie aus der Masse des normalen Indierocks hervorstechen lässt.
Danach waren die Guillemots aus England an der Reihe. Sie waren ja bereits zur Pressekonferenz Mitte Mai im Rahmen der Haldern Pop Tour im Dorf dabei und spielten nun also am Abend auf der Hauptbühne. Und es ging zunächst recht rockig her. Sänger Fyfe Dangerfield war dabei mit Brille und Hut bekleidet, entledigte sich beider Teile aber recht schnell. Beim dritten Song wurde es etwas ruhiger, "Made Up Love Song 43" war an der Reihe, bei dem der Frontman den Platz an den Keyboards einnahm, was er auch im weiteren Verlauf des Gigs des öfteren tat. Der Auftritt klang gut, auch wenn Sänger Fyfe es mit dem Gekreische teilweise etwas übertrieb, was allerdings auch an der recht hohen Lautstärke ihres Auftritts gelegen haben könnte. Gerade bei den rockigeren Stücken war das dann schon nah an der Schmerzgrenze. Überhaupt schien man die Verstärker am heutigen Tag etwas mehr aufzudrehen, als es noch gestern der Fall war. Pech für die Briten, dass als mögliche Folge daraus, die linke Lautsprecherkanäle ausgerechnet bei ihrem letzten Song "Sao Paulo" streckenweise ausfielen und der Auftritt somit etwas abrupt endete. Abgesehen von diesen technischen Problemen ein guter Auftritt mit "Trains To Brasil" als meinem persönlichen Höhepunkt.
Wurde es nach den anderen Bands im vorderen Publikumsbereich immer zunächst etwas leerer, war nun das Gegenteil der Fall und viele Besucher –insbesondere die jüngere Damenwelt- schienen dem Auftritt von Kate Nash entgegen zu fiebern. Im letzten Jahr war sie zwar auch schon in Haldern dabei, war zu diesem Zeitpunkt aber noch vollkommen unbekannt und spielte daher vor deutlich weniger Zuschauern sehr früh im Spiegelzelt. Nachdem sie nun im letzten Jahr Kritiker und Fans gleichermaßen überzeugt hat, kam sie also in diesem Jahr erneut nach Haldern um als Co-Headliner des Samstags auf der Mainstage aufzutreten. Das Set begann mit "Mariella", welches jedoch noch etwas holprig klang. Nachdem Kate zunächst drei Songs am Klavier absolvierte, ergriff sie für die kommenden Songs stehend das Mikro und nahm auch selbst die Gitarre in die Hand. Zum Set gehörten neben den vom Debutalbum bekannten Songs auch einige neue Tracks, einer davon hört auf den Namen "I Hate Seagulls" und ist zumindest was das angeht autobiographisch gemeint. Interessanterweise nutzte sie dabei eine E-Gitarre, die ihr die Editors geliehen hatten, da ihre bei einem Konzert in Paris auf der Strecke geblieben war. Ein netter Gig mit einer betont lockeren Kate Nash, allerdings schien es bei derartiger Musik offensichtlich schwierig, den Spannungsbogen auf einer solch großen Bühne über die gesamte Dauer hoch zu halten. Die intimen Songs schreien geradezu nach einer gleichartigen Umgebung. So kam auch erst nach einer knappen dreiviertel Stunde so richtig Stimmung im Publikum auf, als sich Kate zurück ans Klavier setzte und hintereinander ihre größten Hits "Mouthwash und "Foundations" performte. Diese Stimmung konnte sie dann auch halten bis "Pumpkin Soup" den Set beendete.
Setlist Kate Nash:
01: Mariella
02: Shit song
03: We get on
04: Doo wah doo (neu)
05: Birds
06: The nicest thing
07: I hate seagulls (neu)
08: Don’t you want to share the guilt (neu)
09: Mouthwash
10: Foundations
11: Skeleton
12: Merry happy
13: Pumpkin soup
Nach einer weiteren Umbaupause ging dann alles recht schnell und es dauerte nur wenige Sekunden um den "Sieger" des heutigen Tages auszumachen. Gleich mit ihrem ersten Song "Bones" überzeugten die Editors auf ganzer Linie und "Blood" gleich im Anschluss wusste dies sogar noch zu toppen. Sänger Tom Smith war in phänomenaler Laune, lief noch mehr über die Bühne als er es eh schon immer tut und seine Stimme gehört bekanntermaßen sowieso zum Besten was der Indiebereich zu bieten hat. Bei "When Anger Shows" setzte er sich ans Klavier und umkreiste selbiges dann samt Mikro, bei "Lights" wurde das Klavier dann gar gestürmt, was natürlich gerade auf einer großen Bühne für einen gern genommenen Showeffekt sorgt.. Zuvor durfte ich die Editors bereits zweimal live bewundern: einmal bei einem guten Konzert in Krefeld, ein weiteres Mal bei einem noch besseren in der Kölner Live Music Hall, aber der Auftritt in Haldern übertraf diese beiden mit Leichtigkeit. Vielleicht wollten die Editors ihre letztjährige Absage vergessen machen, als sie eine Australien-Tour dem Haldern Pop vorzogen. Jedenfalls wirkten alle Beteiligten enorm motiviert und ihre Songs sind sowieso über jeden Zweifel erhaben, gehören die Editors doch zu einer der wenigen Bands, denen es auf zwei Alben gelungen ist, nicht einen einzigen schlechten Song zu veröffentlichen. Aus den vielen tollen Songs ragte die neu arrangierte Live-Version des Hits "Munich" noch etwas heraus, bei der die Editors ganz ruhig begannen und dem Song dadurch einen noch würdigeren Rahmen verliehen. Tom Smith bemühte sich während des Konzerts sogar das ein oder andere Mal deutsch zu sprechen und verabschiedete sich und seine Jungs um kurz vor 2:00 Uhr nachts und nach knapp 70 Minuten dann auch mit einem stilechten "Auf Wiedersehen", welches nach diesem Auftritt hoffentlich nicht in allzu weiter Ferne stattfinden wird. Für mich ganz klar das bisherige Highlight und man kann froh sein, dass die Veranstalter des Haldern Pop Festivals über ihren Schatten sprangen und den Briten in diesem Jahr noch eine Chance gaben, es hat sich definitiv gelohnt!
Setlist Editors:
01. Bones
02. Blood
03. All sparks
04. Escape the nest
05. When anger shows
06. Lights
07. An end has a start
08. Bullets
09. You are fading
10. The weight of the world
11. Smokers outside the hospital doors
12. Munich
13. Open up
14. The racing rats
15. Fingers in the factories
Den Bericht zum ersten Tag gibt es HIER! Tag drei folgt in Kürze …