THE TALLEST MAN ON EARTH – Köln, Live Music Hall (18.10.2012)

THE TALLEST MAN ON EARTH - Köln, Live Music Hall (18.10.2012)
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Das Konzert von The Tallest Man On Earth am 18. Oktober 2012 musste aufgrund der großen Nachfrage vom Gebäude 9 in die signifikant größere Live Music Hall verschoben werden. Man nahm also an, dass es in der neuen Halle nicht so eng werden würde, denn bekannt genug um die Live Music Hall voll zu machen war The Tallest Man On Earth wohl kaum. Oder doch?

Im Internet war nichts von einer Vorband zu finden, daher verwunderte die Anzahl der Instrumente auf der Bühne doch ein wenig, immerhin wurde nur ein einzelner Künstler erwartet. Als es kurz nach acht Uhr losging betraten drei Menschen die Bühne, sodass klar war, dass es noch einen Supportact geben würde. So richtig voll war es in der Halle nicht, als THE TALLEST MAN ON EARTH - Köln, Live Music Hall (18.10.2012)Daniel Norgren mit zwei weiteren Musikern an seiner Seite die Show einleitete. Der Schwede, der neben dem Gesang auch Gitarre und mit den Füßen das Schlagzeug übernahm, hatte sich zur Unterstützung einen Keyboarder und einen Bassisten am Kontrabass mitgebracht.

Für die bereits anwesenden Fans gab es eine Mischung aus Blues und Singer-Songwriter Musik zu hören. Während das Akustische keinen Grund zum beanstanden gab, war die Performance auf der Bühne doch eher statisch, ja fast langweilig. Frontmann Daniel war durch seine beiden Instrumente an seinen Platz gebunden und auch die anderen beiden machten keinerlei Anstalten sich zu bewegen. Die einzigen Bewegungen verursachte der Keyboarder, welcher nicht bei jedem Song gebraucht wurde und daher ab und an die Bühne verließ. Die einzige positive Ausnahme in dieser Hinsicht war Whatever Turns You On, bei dem der Keyboarder mitten im Song mit einem Tamburin aus dem Backstagebereich stürmte und ordentlich abging. Dies gefiel dem Kölner Publikum, sodass sich durch diese Einlage die Stimmung ein wenig steigern ließ.

Die Musik war ordentlich, doch auch nichts was mich oder das Publikum besonders beeindruckte. Solide aber sicher ausbaufähig war auch die Bühnenpräsenz, denn von der einen Ausnahme tat sich absolut gar nichts. Normalerweise würde man verteidigend sagen, dass der Hauptakteur sich kaum bewegen konnte, doch The Tallest Man On Earth war durch Gesang und Gitarre auch meist an den Mikroständer gefesselt und verstand es eine wahnsinnige Show auf die Beine zu stellen.

Doch bevor es soweit war mussten erst mal die Instrumente von Daniel Norgren und seinen Musikern von der Bühne geräumt werden. Für Kristian Matsson, den Tallest Man On Earth, blieben nur ein Mikrofonständer und ein Piano. Kurz nach Neun sah man ihn am Bühnenrand Aufwärmbewegungen machen, bevor er die Kölner Bühne stürmte. Hier offenbarte sich mein erster Irrtum für diesen Abend, denn er hatte es geschafft die Live Music Hall mehr als ordentlich zu füllen. Es war vielleicht nicht ganz ausverkauft, aber der Weg durch die Menge war schon eine Qual. Wo so plötzlich die ganzen Leute herkamen ist mir bis heute ein Rätsel, doch warum sie da waren merkte ich sehr schnell.

Den zweiten Irrtum für diesen Abend musste ich mir kurz darauf eingestehen, denn als er mit Songs wie To Just Grow Away, Love Is All oder 1904 die Menge begeisterte, wurde mir klar, dass ein Einzelkünstler, welcher nur mit Gitarre vor den Zuschauern steht, mitnichten eine langweilige Show haben muss. Mimik und Bühnenpräsenz dieses Mannes sind nur mit „Spitzenklasse“ zu beschreiben, oder wie es der Security am Grabeneingang formulierte: „Der Mann ist ja auch ein Schauspieler“. Kristian Matsson THE TALLEST MAN ON EARTH - Köln, Live Music Hall (18.10.2012)weiß die Fans zu begeistern: Mit seinen Bewegungen, seiner Ausdrucksstärke und vor allem seiner wahnsinnigen Stimme.

Immer wieder während der Show wechselte er die Gitarre und zwischenzeitlich spielte er auch ein wenig Piano, wo er sich auch an einem traditionellen schwedischen Song versuchte, bevor er mit There’s No Leaving Now eine Eigenkomposition zum Besten gab. Den schwedischen Song kündigte er damit an, dass er gar nicht so genau wüsste, wie er zu spielen sei und wirkte dabei glatt ein wenig schüchtern.

Der Musiker, dessen Künstlername schon ein wenig Etikettenschwindel ist, wenn man bedenkt wie klein er eigentlich ist, überzeugte auf ganzer Linie und kam bei den Kölner Fans sehr gut an. Er schaffte es sogar die mit über tausend Menschen gefüllte Halle für ein paar kurze Momente zum Schweigen zu bringen.

Doch wie so oft hörte der Spaß viel zu früh auf und The Tallest Man On Earth verschwand nach Where Do My Bluebirds Fly und King Of Spain von der Kölner Bühne. Doch da hatte er die Rechnung nicht mit dem Publikum gemacht, welches verständlicherweise nach mehr begehrte. Daher kam er für drei Songs, unter anderem Graceland, einem Paul Simon Cover, und The Dreamer wieder an sein Mikrofon.

Als die Zuschauer in der frühen Nacht aus der Live Music Hall strömten, waren sich wohl alle einig ein bemerkenswertes Konzert eines herausragenden Künstlers erlebt zu haben und bei seinem nächsten Tour Halt in Köln wird er auf den Wiederbesuch vieler Fans bauen können. Selten bin ich mit so wenigen Erwartungen in eine Konzerthalle gegangen und bin derart begeistert wieder heraus gekommen.

Bilder des Konzerts befinden sich in unserer Konzertfotos Sektion (Bildkommentare sind durch Anklicken der Sprechblase möglich) oder direkt durch Anklicken der Fotos.

The Tallest Man On Earth:

Daniel Norgren:

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