Um die Stimmung in der recht modernen Lokalität erst einmal auf Betriebstemperatur zu fahren, lassen es sich die schrägen Eindhovener von Mur Du Son nicht nehmen, der Menge ordentlich einzuheizen. Zu dritt schaffen es die Jungs, die mitunter in engen schwarz-weiß karierten Ganzkörperanzügen gekleidet sind, den wilden Abend gekonnt einzuläuten und sorgen mit Songs wie Tanzen oder Masquerade dafür, dass hier keiner mehr lange still stehen kann. Die Prise Verrücktheit tut dem Auftritt der Herren sichtlich gut, denn es braucht schon etwas mehr als nur ein paar geschickt aneinander gereihte synthetische Klänge, um aus der breiten Masse herauszustechen. Das schafft das illustre Trüppchen aber ausgesprochen gut und erntet dafür die verdiente Anerkennung.
Setlist Mur Du Son:
01. Worky Ticket
02. Tanzen
03. Woman Machine
04. Masquerade
05. Information/Sounds Like Me
Nach einer kleinen Umbaupause ertönen schließlich höchst bekannte klassische Melodien in unseren Ohren. Die Spannung steigt ins Unermessliche und entlädt sich vollends, als die Band die Bühne stürmt und mit dem pulsierenden Décadanse loslegt. Frontfrau und Aushängeschild Els zeigt sich von Anfang an in Bestform und es gelingt ihr ohne Umwege, ihre Fans in den Bann zu ziehen und zum Mitmachen zu animieren. Mal haucht sie bei Songs wie Tokyo süßlich ins Mikro, umsäuselt unsere Sinne, lenkt mit ihrem auffälligen, mal grazilen, mal energischem Ausdruckstanz unsere Augen, um uns im nächsten Moment mit einem schrillen Schrei aus unserer Trance zu reißen. Ein Spiel! Und niemand beherrscht es so gut wie die quirlige Els. Aber auch ihre um die Augen schwarz maskierten männlichen Begleiter leben von der ersten Sekunde an jeden Ton, die sie auf der Bühne von sich geben. So viel Herzblut, das zwangsläufig auf die Fans überspringen muss, erlebt man echt selten, vor allem in der heutigen Zeit.
Gemeinsam feiert man eine Party nach der anderen, überschlägt sich beinahe im Freudentaumel und schwebt wie auf süßen Wattewolken in andere Sphären.
Natürlich überzeugen Vive La Fête nicht nur stimmungsmäßig, sondern auch musikalisch werden wieder einmal alle Register gezogen. Von Ping Pong, bei dem sie uns mit schellenden Tamburin-Klängen immer weiter antreiben, über das fabelhafte Assez bis hin zu weiteren Krachern wie Nuit Blanche oder Noir Désir. Die Songs der Belgier rotieren in einer Welt der Superlative und auch wenn bei einigen Stücke hier und da mal stärkere, mal schwächere Anleihen bei Idolen wie The Cure oder Kraftwerk gemacht wurden, enthält doch jeder einzelnen Song noch etwas höchst Eigenes, das nur aus der Feder von Vive La Fête stammen kann. Auf eine Zugabe verzichten die Belgier heute, dafür wird aber gerade im letzten Viertel des Sets noch einmal ordentlich ausgeholt, sogar einige Fans für eine kleine Tanzeinlage auf die Bühne gebeten und mehrere Cover zum Besten gegeben, die durch deren Umsetzung in völlig neuem Licht erstrahlen. Ein Wahnsinnsauftritt, den so schnell niemand vergessen wird, und ein sicherer Kandidat für die TOP 5 der besten Konzerte des Jahres 2013!
Setlist Vive La Fête:
01. Décadanse
02. Tokyo
03. Schwarzkopf
04. Le Diable
05. Cinémathèque
06. La Vérité
07. Ping Pong
08. Naïve
09. Exactement
10. Mon Dieu
11. Assez
12. Nuit Blanche
13. Jaloux
14. Maquillage
15. Noir Désir
16. Ace of Spades (Motörhead cover)
17. Touche Pas
18. Machine Sublime
19. Banana Split
20. Popcorn (Gershon Kingsley cover)
21. A Forest (The Cure cover)
Autorin: Tanja Pannwitz
Fotos: Michael Gamon