Gegen Neun Uhr war es soweit. Das Licht wurde gedimmt, die Band betrat die Bühne und startete mit einem instrumentalen Part der in den Song Regenstadt einleitete, wo Elif voller Energie auf die Bühne rannte, und unter umjubeltem Empfang sofort die Erste Reihe per Handschlag begrüßte. Nach einer kurzen Begrüßung ging es mit dem Song Hol mich ab weiter, welcher bisher nur als Bonustrack zu finden ist. Gefolgt von Ein Wort, das recht langsam, jedoch mit der mehrköpfigen Liveband keinesfalls leise war und einen guten Vorgeschmack auf das gab, was der Abend gesanglich noch zu bieten hatte. Mit 200 Tage Sommer folgte einer ihrer bekanntesten Songs. Das Musikvideo dazu wurde von Justin Kruse auf Sri Lanka gedreht, welcher schon mit Künstlern wie Max Herre und Leslie Clio zusammengearbeitet hat. Und diese Leichtigkeit die man in diesem Video sieht, versprühte sie ebenso bei ihrer Live-Performance, auch wenn der Song eher melodisch glänzt als poetisch. Ich bin da, ein Song der aussagt man selbst zu sein und sich nicht für andere zu verbiegen, machte ihr sichtlich Spass. Das Publikum ging von Anfang an mit, zwar gab es in der Halle noch reichlich Lücken, doch waren alle mit Blicken nach vorn gerichtet, wie hypnotisiert von der Freude und Austrahlung Elifs. Nach dem Liebeslied Du kam eines meiner persönlichen Highlights: Zirkus. Manche meinen vielleicht es sei einer der schwächeren Lieder des Albums, doch die Tiefe des Songs, der etwas düstere Klang und die damit verbundenen, wirklich erstklassig getexteten und gefühlvoll gesungenen Strophen, machten diesen Teil des Konzerts zu einem Erlebnis.
Gegen Ende ihres Sets kam noch der an ihren Vater gewidmete Song Baba und das emotionale Gegenstück an ihre Mutter namens Danke. Dazwischen Du kannst mir nichts und der Titelsong zum Album Unter meiner Haut.
Nach kurzer Pause war es Zeit für zwei Zugaben. Bevor es mit dem letzten Song Nichts tut für immer weh ausklang, sang Elif Rosarot. Ein Cover des Hamburger Musikers Fayzen, welches schon im Original überwältigend klingt. Ihr Cover ist aber sehr überzeugend und ebenso traurig mit etwas Melancholie… und Hoffnung. Alles in Allem hat man durchgehend das Gefühl, jeder Song stünde für einen wichtigen Abschnitt ihres Lebens. Wendepunkte oder Wegweiser, auf die sie stolz und mit Hingabe zurückblickt.
Vergessen wir also ihre Vergangenheit und machen uns ein neues Bild von ihr. Elif, ein türkisch-deutsches Ausnahmetalent, das beweist, dass es keine deutschen Wurzeln benötigt um die Schönheit der Sprache im Gesang wertzuschätzen. Ihre sympathische, selbstbewusste und zudem schüchterne Bühnenpräsenz ist die richtige Zutat um die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Und das wollen wir ganz bestimmt auch bei ihrer nächsten Tour!
Setlist:
01. Intro + Regenstadt
02. Hol mich ab
03. Ein Wort
04. 200 Tage Sommer
05. Ich bin da
06. Du
07. Zirkus
08. Ewig
09. Der Anzug
10. Feuer
11. Baba
12. Du kannst mir nichts
13. Unter meiner Haut
14. Danke
15. Rosarot (Z)
16. Nichts tut für immer weh (Z)
Autor & Fotos: André Techert