Aufregender Brückenschlag zwischen Alt-Schul-Post-Punk und Industrial-Pop
Die Zukunft vorauszusagen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Wer weiß schon, was in nur fünf Jahren passiert? Wer hätte beispielsweise 2019 noch gedacht, dass wir nur ein Jahr später eine Pandemie durchlaufen würden, die unsere Gesellschaft entscheidend prägen sollte? Von daher sind Prognosen immer mit Vorsicht zu genießen. Auch kann man schlecht den weiteren Karriereweg der 2022 gegründeten, schwedischen Formation Thin Eater präzise skizzieren.
Dass die Gruppe, bestehend aus Anders Calderon (Gesang, Keyboards) und Martin Claesson (Gitarre, Keyboards), aber alles mit bringen, um groß in der Schwarzen Szene einzuschlagen, steht außer Frage. Dem Debüt gelingt nämlich etwas nicht alltägliches: Es besitzt bereits eine eigene Handschrift, einen „unique selling point“, wie es in der Wirtschaft heißt. Dieser manifestiert sich zum einen in Anders’ leicht heiserem, entfernt an Peter Murphys schummrige Grandezza erinnerndem Organ, das stets einen morbiden Unterton mit sich führt. Es trägt die melancholische Stimmung der apokalyptischen Texte, während Thin Eater auf einen eigenwilligen Hybrid aus klassischen Post-Punk-Versatzstücken zurückgreift, die mit elektronisch-treibenden Elementen kombiniert werden.
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„Thin Eater“ ist die fast schon mustergültig zu nennende Liaison zwischen klassischen Gothic-Maniersmen und eingängigen Sounds für die Tanzfläche. Dabei variiert das Zweiergespann geschickt mit dem Verhältnis der jeweiligen Zutaten, betont bei „Misery“ und „Mr. Eater, I Presume“ die Vorzüge flirrender Synthesizerlinien, während „Silently Quitting At The Speed Of Light“ und das fast schon psychedelisch anmutende „Amphibian Sheep With 13 Heads (A Proposal)“ von brummenden Bassläufen und einer dominanten Gitarrenfigur durchzogen ist. Hängenbleiben werd aber vor allem „Sideways“ und „A Star Is Born“, bei dem es mit dem Beelzebub zugehen müsste, wenn diese Songs nicht auf schwerer Rotation in den hiesigen Düsterclubs laufen.
Am Ende ist aber jedes der zwölf Stücke eine kleine Wundertüte. Schlüssige Ideen, phantasievoll und detailversessen umgesetzt, lassen nicht nur die Anders’ und Martins Liebe zur klassischen Traurigkeit-Mucke erkennen, sondern auch ein klares Konzept, mit dem die beiden ans Werk gehen. Start geglückt, bitte mehr davon!
Tracklist „Thin Eater“:
01. Misery
02. Silently Quitting At the Speed of Light
03. Amphibian Sheep With 13 Heads (A Proposal)
04. Sideways
05. You Are a Star Now
06. The Landala Vampire
07. A Lake Reflecting the Stars
08. Undead
09. Mr. Eater, I Presume
10. A Soul of Love Has Turned to Black
11. Release the Children of the Night
12. Sacrifice
Das Album gibt es hier: Thin Eater | Thin Eater
Weblinks THIN EATER:
Webseite: thineater.se
Facebook: thineater
Instagram: thin_eater