Das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld hat sich seit seiner Gründung 2017 als fester Bestandteil von Jan Böhmermanns Projekten etabliert. Mit einer Besetzung aus international erfahrenen Musikerinnen und Musikern deckt das Orchester ein breites Spektrum an Genres ab und beeindruckt mit aufwändigen Arrangements und Eigenkompositionen. Ihre Fähigkeit, verschiedene Musikstile zu interpretieren und mit Böhmermanns Satire zu verbinden, macht sie zu einem unverzichtbaren Teil der Show.
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Die Eisern Ehrenfeld-Tour, die vom 13. Januar bis zum 1. Februar 2025 durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führte, ist die vierte gemeinsame Live-Tour von Böhmermann und dem RTO. Mit einer Mischung aus satirisch-politischer Revue, subversiver Show und herausragender Musik setzt sie erneut ein fettes Zeichen in der deutschsprachigen Unterhaltungsszene.
Zum Tourabschluss am 1. Februar 2025 verwandelte sich nun also auch die Essener Grugahalle in ein Zentrum satirischer Unterhaltung und musikalischer Exzellenz, als Jan Böhmermann und das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld (RTO) diese Tour zum Abschluss bringen. Die seit Monaten ausverkaufte Veranstaltung lockte gut 6.500 Fans aus der gesamten Region an, die gespannt auf einen Abend voller Humor, Gesellschaftskritik und mitreißender Musik warteten.
Mahnende Worte von Gott
Die Grugahalle ist bekannt für ihre vielseitigen Veranstaltungen und gute Akustik und so ist die Vorfreude spürbar, als die Lichter nach einigen agitierenden Preshow-Songs wie Linksradikale von Egotronic und zum Abschluss The Song Of Jacky von Jacques Brel gedimmt werden und statt der ersten Live-Klänge des Abends zunächst die Stimme von „Gott“ erklingt. Wir hätten es verkackt und nun ist der D-Day gekommen und es wird Zeit etwas zu ändern. Überhaupt bleibt dies eines der bestimmenden Themen des heutigen Tages: Organisiert Euch, wehrt euch!
Das Konzert selbst beginnt mit dem provokanten Stück Faschismus is back, bei dem Böhmermann unter viel Applaus die Bühne betritt und das Publikum mit seiner Mischung aus Satire und musikalischer Darbietung sofort in den Bann zieht. Begleitet von den talentierten Musikerinnen und Musikern des RTO unter der Leitung von Lorenz Rhode, präsentiert man fortan eine Show, die sowohl zum Nachdenken anregt als auch beste Unterhaltung und verschiedenste Musikstile sowie einen Auftritt der Quietschboys aus Hallo Spencer bietet. Wie erwartet ist hier vieles politisch, natürlich auch die nicht zufällig an James Bond erinnernde Hymne Right time to Thiel über Peter Thiel, die mit klaren Worten gegen narzisstische Multimillionäre wie jenen Peter Thiel oder Elon Musk eingeleitet wird. Passend zur politischen Ausrichtung hatte Jan Böhmermann heute übrigens im Zug DDR Ikone Wolf Biermann getroffen, was er für eine weitere Anekdote nutzt und dem er später Licht an! Licht an! widmen sollte. Natürlich steht die Musik dem Ganzen auch weiterhin in nichts nach und so bietet sich das Ruhrgebiet mit seiner Konzentration auf Autos perfekt für Warum hört der Fahrradweg einfach hier auf? an.
Der Polizistensohn lässt das Publikum tanzen
Richtig Bewegung kommt beim Auftritt des Polizistensohns im Publikum auf. Die Rap-Tracks sind voll auf den Punkt und lassen die Szene zittern, weshalb der Polizstensohn nach eigener, ironischer Aussage besser keine weiteren Songs mehr veröffentlichen würde. Die Kombination aus Böhmermanns spitzer Zunge und der musikalischen Vielfalt des Orchesters sorgt für eine einzigartige Dynamik, die das Publikum immer wieder überrascht.
Zum Abschluss des Mainsets gibt es einen ganz speziellen Gast, denn zu Wirf ein Ei betritt Grundi, das Grundgesetz, die Bühne, bevor die Musikerinnen und Musiker des RTO unter tosendem Ablaus einzeln vorgestellt und abgefeiert werden und sich schlussendlich das halbe Produktionsteam auf der Bühne einfindet.
Die Zugabe beginnt mit einer Interpretation von Justices Generator durch das Radio-Tanzorchester Ehrenfeld bevor die diesjährige ESC-Phase nach einem kurzen Auszug aus The Smiths Frankly, Mr. Shankly mit Böhmermanns Allemagne Zero Points eingeläutet wird. Mit Böhmermann ist schuld bekommen nun alle die, die die Schuld gerne bei anderen suchen, ein gemeinsames Feindbild um nicht weiter z.B. rassistische oder transfeindliche Muster ohne echte Grundlage bedienen zu müssen. Und wo wir nun schon beim Fronter persönlich sind, darf zum Abschluss natürlich die Hymne an seine eigene Heimat nicht fehlen: Vegesack!
Der Abend in der Grugahalle endet mit stehenden Ovationen, denn Jan Böhmermann und das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld haben einmal mehr bewiesen, dass sie nicht nur unterhalten, sondern auch wichtige gesellschaftliche Themen aufgreifen und zum Diskurs anregen können.
Danke und bis zur nächsten Tour, so sich die kulturfeindlichen politischen Kräfte nicht noch stärker durchsetzen. Organisiert Euch, wehrt Euch!
Setlist JAN BÖHMERMANN & DAS RUNDFUNK-TANZORCHESTER EHRENFELD – Essen, Grugahalle (01.02.2025):
01. Faschismus is back
02. Right Time to Thiel
03. herz und faust und zwinkerzwinker
04. Overtaken (From One Piece Anime)
05. Wir sind Eins
06. Warum hört der Fahrradweg einfach hier auf?
07. Claus Weselsky
08. Vogue / Open Your Mind
09. Recht kommt (K.O… in KA) / Ich hab Polizei
10. Bürgermeister
11. Let It Happen (Louis Cole cover)
12. Licht an! Licht an!
13. Wirf ein Ei – Finale
14. Generator (Justice cover) (Z)
15. Allemagne Zero Points (Z)
16. Böhmermann ist Schuld (Z)
17. Vegesack (Z)