Mit ihrer neuesten Single Augenlos, doch alles sehend liefern Baltes & Zäyn eine beeindruckende Doppel-A-Seite, die stilistisch und inhaltlich kontrastreicher kaum sein könnte. Während Augenlos, doch alles sehend als epische EBM-Hymne den visionären Metropolis-Mythos musikalisch neu interpretiert, entführt die zweite A-Seite, Ang Dilág Na Tagá-Ipanema, mit sanftem Bossa Nova-Flair in tropische Gefilde. Dieses ungewöhnliche Konzept zeigt die kreative Spannweite des Duos und ihre Lust, musikalische Grenzen zu überschreiten.
Inspiriert von Fritz Langs ikonischem Film Metropolis und Thea von Harbous Romanvorlage, taucht Augenlos, doch alles sehend tief in die dystopische Welt der „Gottmaschinen“ und ihrer allmächtigen Schöpfer ein. Die monumentale Soundkulisse – ein wuchtiger Mix aus EBM, Industrial-Elementen und düsteren Synthieflächen – lässt die klaustrophobische Atmosphäre der Megastadt wieder aufleben. Zäyns rauer Sprechgesang bringt die Hybris und den Größenwahn Fredersens, des Architekten dieser futuristischen Höllenstadt, mit eindringlicher Intensität zum Ausdruck.
Die andere Seite, Ang Dilág Na Tagá-Ipanema, ist ein sanftes Gegenstück, das mit weichen Instrumentals und Zäyns Gesang in Tagalog einen tropischen Zauber entfaltet. Hier wird der Klassiker The Girl from Ipanema auf eine subtile und intime Weise neu interpretiert, die der Originalkomposition von Jobim und Gilberto gerecht wird, während sie durch die philippinische Perspektive erfrischend neu erscheint.
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Die Lyrics: Ein Blick in den Abgrund der Macht
Der Text von Augenlos, doch alles sehend ist ein literarisches Meisterwerk, das die Hybris der Menschheit und die erschreckende Kontrolle technokratischer Mächte thematisiert. Zeilen wie „In dieser Stadt der ihren Lichter / bin ich Schöpfer Gott und Richter“ zeichnen Fredersen als allmächtigen, aber wahnsinnigen Herrscher. Seine Vision, die Menschen durch Maschinen zu ersetzen, wird im düsteren Klangbild untermalt. Die Maschinen sind „gottgleich“, aber auch bedrohlich: „Die Maschinen Götter leben, weil ich ihnen einmal Seelen eingehaucht hab.“ Dieser Größenwahn zieht sich durch den gesamten Song und spiegelt die eskalierende Isolation und Machtbesessenheit Fredersens wider.
Doch zwischen den martialischen Klängen und der dystopischen Bildsprache findet sich auch eine erschreckend aktuelle Botschaft über die Folgen von Technologieglauben und Größenwahn. Mit „Ich mach die Erde untertan“ wird der unaufhaltsame Wunsch nach totaler Kontrolle zur Warnung vor den Schattenseiten des Fortschritts.
Das Zusammenspiel aus epischem Sounddesign und scharfkantigen Texten macht Augenlos, doch alles sehend zu einem eindringlichen Hörerlebnis, das lange nachklingt. Baltes & Zäyn beweisen einmal mehr, dass sie sowohl musikalisch als auch thematisch auf höchstem Niveau arbeiten.
Weblinks BALTES & ZÄYN
Facebook: @balteszayn
Bandcamp: https://echozone.bandcamp.com/album/apocalyptech