Dienstag 13.08.2024
Am Dienstagmittag machten wir uns aus dem kalten Norden auf den Weg nach Franken. Die zunehmenden Temperaturen wurden während der Fahrt immer spürbarer. Als wir abends in Dinkelsbühl eintrafen, verlief die Einfahrt zum Festivalgelände problemlos. Auch das neue Anreisekonzept über die Slotbuchung verlief für die meisten Besucher reibungslos und es gab keine größeren Anfahrtstaus in Dinkelsbühl.
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Das Zelt war schnell aufgebaut, die erste Bierdose geöffnet und damit begann für uns das Festival. Plötzlich zog in und um Dinkelsbühl eine schwere Gewitterfront auf, als ob Odin höchstpersönlich seine Macht demonstrieren wollte: Der Himmel verdunkelte sich, starker Wind, Blitze in der nahen Umgebung und einige Regentropfen begleiteten unser Festival-Erlebnis. Zum Glück waren die Anbetungen zu dem neuen SBOA-Steinkult/Beelzebub oder Odin erfolgreich, das Festival wurde verschont, bei den Regenmengen in der Umgebung sicherlich ein Glücksfalls.
Aufgrund der Unwetterfront fiel das Abendprogramm und die ersten Bands auf dem Campsite Circus für uns größtenteils aus, als die Situation wieder sicher war machten, wir uns auf den Weg zur Campingstage, wo ein Interview mit dem Sänger von Dark Tranquillity angekündigt war. Die Campingstage war mit einer riesigen Plakatwand von Dark Tranquillity geschmückt. Der Turm neben der Bühne wurde plötzlich beleuchtet und dort standen die Festivalreporterin und Mikael Stanne. Im Interview wurde unter anderem das kommende Album Endtime Signals besprochen. Obwohl das Album erst am Freitag erscheint, wurde bekanntgegeben, dass viele neue Songs bereits am Donnerstagabend beim Summer Breeze 2024 live gespielt werden. Nach dem Interview gab es eine kleine Überraschung: Dark Tranquillity veranstalteten ein spontanes Konzert, um uns die Wartezeit bis Donnerstag zu verkürzen. Hierbei hab es eine sehr exquisite Auswahl an Songs, die tatsächlich schon sehr (sehr) lange nicht mehr live gespielt wurden.
Zum Abschluss des Abends hatten wir die Gelegenheit, die Bandmitglieder beim Meet & Greet persönlich zu treffen und die Hände zu schütteln. Ein perfekter und unerwarteter Abschluss unseres Anreisetages.
Mittwoch 14.08.2024
Trotz des Unwetters am Vortag regierte am Mittwoch wieder die Hitze des Todes in Dinkelsbühl und man fühlte sich etwas an 2023 erinnert und tatsächlich wurde die Woche wieder genauso brutal warm.
Mainstage
Nachdem alle Nachzügler im Camp angekommen waren, ging es auf der Mainstage los mit der australischen Metalcore Kombo von The Amity Affliction. Mit einer beeindruckenden Mischung aus Melodie und Härte brachten sie die Menge zum Beben und die Setlist war eine gelungene Mischung aus Klassikern und neuen Songs, wobei vor allem Tracks wie Pittsburgh, Don’t Lean On Me und I See Dead People für euphorische Reaktionen sorgten. Es zeigten sich auch die ersten Circle Pits am heutigen Tage.
Musikalischer Break mit Flogging Molly, die irisch-amerikanische Band sorgte mit ihren Folk-Punkrock für eine ausgelassene Stimmung vor der Bühne und das Infield war direkt voll. Neben zahlreichen Crowdsurfern flog so alles über die Menge was möglich war und das Publikum war trotz Hitzeglocke energiegeladen. Die siebenköpfige Truppe um Frontmann Dave King schaffte dazu mit ihrem mitreißenden Mix aus traditionellen irischen Klängen und punkiger Attitüde eine unvergessliche Atmosphäre. Mit Hits wie Drunken Lullabies, Devil’s Dance Floor und If I Ever Leave This World Alive, war dies auch ein Leichtes und der Auftritt ist das erste Highlight am heutigen Tag.
Meshuggah versetzte nun das Summer Breeze Festival in einen regelrechten Ausnahmezustand. Mit ihrem komplexen, technisch anspruchsvollen Sound zogen sie die Menge in ihren Bann und lieferten eine beeindruckende Show ab, die Setlist umfasste eine Auswahl ihrer härtesten und intensivsten Tracks, darunter Klassiker wie Bleed, Humiliative und Future Breed Machine. Die Präzision, mit der die Band ihre unkonventionellen Rhythmen und polyrhythmischen Strukturen live präsentierte, war beeindruckend und ließ das Publikum in Ehrfurcht erstarren. Die Strobos, der druckvolle Sound und die diffuses Beleuchtung war zwar auf Dauer etwas anstrengend, dennoch lieferten die Schweden wieder massiv ab. Aufgrund spontaner Fotoregeländerung, fiel Equilibrium auf der T-Stage hier leider aus.
Neuerdings sind Lord of the Lost auch unter die Pyromanen gegangen, das Infield wurde in eine düstere und zugleich mitreißende Klanglandschaft gehüllt. Dabei hatte die Band heute auch ihr Metalset rausgekramt und so gab es neben der Setlist eine gute Mischung aus alten Klassikern und neueren Songs. Tracks wie Drag Me to Hell, Blood & Glitter und Loreley ließen die Menge tanzen und mitsingen. Besonders die atmosphärischen Balladen und die kraftvollen Hymnen zeigten die Band in ihrer ganzen musikalischen Bandbreite, natürlich durften aber auch die Metalsongs von LOTL nicht fehlen Full Metal Whore, We’re All Created Evil, Fists In The Air oder Blood for Blood sorgten für die richtige Nackenmassage. Die apokalyptische Feuershow sorgte für die passende Untermalung des Ganzen.
Nun entführen uns die norwegischer von Enslaved in die Fjorde des Nordens. Mit einer intensiven Mischung aus Black Metal, progressiven Elementen und nordischer Mythologie boten sie eine beeindruckende Performance, die tief unter die Haut ging. Die Setlist war sorgfältig zusammengestellt und bot einen Querschnitt durch die lange Karriere der Band. Klassiker wie Kingdom, Heimdal, und Ruun wurden ebenso gefeiert wie neuere Stücke. Die komplexen Arrangements und atmosphärischen Klanglandschaften zogen das Publikum in ihren Bann und sorgten für zahlreiche Gänsehautmomente, tatsächlich war die Performance zur späten Stunde grandios. Die Band konnte diesmal vollends überzeugen.
T-Stage & Wera Tool Rebel Stage
Frisch aus dem Untergrund und mit nur zwei Demos auf dem Markt haben die jungen Dänen von Nakkeknaekker eindrucksvoll bewiesen, dass sie klassischen Death Metal beherrschen. Die seit 2000 bestehende Band legte beim Summer Breeze mitten am Tag einen brachialen Auftritt hin, der eine gewaltige Staubwolke vor der Wera Stage aufwirbelte – als wären tausend Stiere provokativ durch die Arena gestürmt.
Die Gerüchteküche hat schon etwas gebrodelt, schließlich standen Mr.Hurley, Gutalax und Hammerfall auf dem Festivalshirts und keiner wusste so recht welche Surprise Acts wann auftreten. Natürlich etwas fies, wenn es die ganze persönliche Running Order über den Haufen wirft, aber der Breeze Humor war schon immer… interessant. So fand man sich am Abend plötzlich vor der Wera Stage wieder und irgendeine Undergroundkapelle aus Schweden namens Hammerfall betrat die Bühne. Wer nun auf Gutalax gewartet hatte, wurde vom Powermetal dieser unbekannten Kapelle etwas malträtiert, oder stand mit einigen Tausend Leuten feiernd vor der Bühne. Hits wie Hearts on Fire, Last Man Standing, und Renegade wurden begeistert mitgesungen, während neuere Stücke wie Brotherhood nahtlos ins Programm integriert wurden. Die Band spielte mit unglaublicher Energie und Leidenschaft, die das Publikum sofort ansteckte. Das Bühnenbild war minimalistisch und es zählte nur die reine Performance der Band, was perfekt gelang.
Eine außerirdische Präsenz manifestierte sich mit Pain spätabends auf dem Summer Breeze, um das neue Album I am zu präsentieren. Schon bevor das Konzert begann, warteten mehrere Hundert Fans voller Vorfreude und Ungeduld. Dann war es soweit: Die T-Stage erstrahlte und enthüllte die Silhouetten von Peter Tägtgren und seinen Mitstreitern. Mit melodischen Gitarrenriffs und tanzenden Keyboardklängen brachten sie Songs wie Same Old Song, Monkey Business und The Great Pretender auf ein neues, unvergessliches Niveau. Natürlich durfte Shut Your Mouth zum Abschluss der Show nicht fehlen. Das begeisterte Publikum jubelte vom ersten bis zum letzten Ton. Dieses Konzert betonte die kraftvolle Wirkung der Musik und das intensive Erlebnis der Zuschauer, wobei es stilistisch präzise und lebendig gestaltet war.
Impressionen
Text und Bild von Helga Königshügel und Birger Treimer
Die kompletten Galerien zu unserem ersten Streich findet ihr hier:
Weblinks SUMMER BREEZE:
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