Dass schonungslose Electro-Musik aus Belgien für Qualität steht, belegen nicht nur Suicide Commando. Die belgische Industrial-Band SUPER DRAGON PUNCH!! hat mit Thorns ein neues Album veröffentlicht, das samt seiner Remixe bedeutender Szene-Künstler durchaus einen prägenden Eindruck hinterlässt.
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Alles, was einem im Leben beglückend wirkt, ist auch mit einer Art Schmerz verknüpft. Thorns steht als Metapher für niederschmetternde, vernichtende Gedankengänge, die einem begleitende Dämonen einverleiben. Der Albumtitel beinhaltet aber auch Verlustängste, Auseinandersetzungen und Beziehungskrisen. Schwere Kost, die musikalisch passend dazu eingebettet präsentiert wird.
Super Dragon Punch!! stehen für individuellen Sound, der von 80er-Jahre-Videospiel-Sounds, Synthpop, Industrial sowie diversen weiteren Einflüssen geprägt ist. Der mexikanisch-belgische Künstler Jérémie Venganza, der einst Manager eines Videospielladens war, blickt auf eine über 15-jährige Erfahrung als Live-Performer mit verschiedenen Futurepop/Industrial/EBM-Projekten zurück.
Nachdem er mit Super Dragon Punch!! im Oktober 2017 seine erste EP namens Shatter veröffentlichen konnte, folgte im Jahr 2021 sein erstes Album: Feral. Mit Thorns schlägt Jérémie Venganza nun ein weiteres Kapitel in seiner musikalischen Karriere auf. Wir wollen uns folgend dem nagelneuen Werk widmen. Bei jedem Songtitel hat sich der Songwriter übrigens auf ein einziges Wort beschränkt. Hören wir doch mal rein:
Eine verspielte Synthmelodie leitet den Opener ein. Stapfende Beats gesellen sich hinzu, ehe sich die Stimme von Jérémie warnend erhebt. Tanzbar und düster stimmt einen der Track ideal auf das Thema des Albums ein. Neben Split und Haste erschien auch Rise vorab als eigene Single nebst Musikvideo. Rise handelt von Menschen, deren Nähe man sucht, weil sie einem vermeintlich im Leben helfen wollen. Schlussendlich wird man jedoch gnadenlos ausgenutzt. Dabei fällt es einem schwer, dem Sog dieser Energievampire zu entkommen.
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In Surface rauben einem innere Dämonen den nächtlichen Schlaf. Unbändig scheint einen eine schier tonnenschwere Last zu erdrücken. Je mehr man sich dagegen wehrt, desto beklemmender wird die Situation. Und doch schwingt da zumindest ein Funken mit, der einen auf bessere Zeiten hoffen lässt. Sobald der Sound einsetzt, vermag man munter mitzuwippen. Vereinzelte Elemente könnten dabei glatt einem Videospiel entstammen. Warp erzählt von bizarren Visionen. Jeglicher Versuch, eine Vergangenheit voller Fehler ungeschehen zu machen, misslingt. Für gefallene Schuldzuweisungen kann man sich zwar entschuldigen, die Narben tief eingedrungener Dornen können allerdings nur schwerlich verheilen. Der Titel startet mit einer herrlich ungewöhnlichen Klangfolge. Auch die Tempowechsel sorgen für frischen Wind. Konträr zu den Lyrics zaubert einem der Track durchaus ein Lächeln ins Gesicht.
Laut Jérémie handelt Split handelt davon, “jemanden zu verlieren und an einem Ort festzusitzen, an dem man mit seinen Gedanken allein ist und denkt, dass alles besser sein könnte, wenn ich es noch einmal versuchen könnte.” Sprechgesang lockert die gegebene Struktur auf und sorgt für angenehme Abwechslung.
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Gloom entpuppt sich als Hymne für die Dancefloors und geht dabei ohne Umwege in die Beine. Mitsamt seines starken Refrains entwickelt der Titel durchaus Hitpotenzial. Bevor man zum nächsten Song übergeht, muss man erstmal die Repeat-Taste drücken. Textlich steckt Gloom voller Sehnsucht. Diese entfacht sich bei einem selbst auch. Wo bitte, geht’s zum nächsten Club?
Passend zum Songtitel nimmt Haste ordentlich Fahrt auf. Unaufhörlich fetzen einem die Beats fast schon bedrohlich um die Ohren. Mit fester Stimme singt Venganza über eine ausweglose Situation. Großartig!
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Eingängige Synths begegnen dem Hört in Apart. Hier gibt es kein Entrinnen aus einer negativen Gedankenspirale, die einen fest im Griff hat. Trotz der Härte in der Stimme schwingt hier eine angenehme Melodie mit, von der man sich allzu gerne umgarnen lässt. Umtz, umtz, umtz, umtz! Welcome to the Exit. “Smoke and sounds cover the light. One final gaze pierces through the night”. Passend zu den Lyrics lässt ein dumpfer Special Effekt die Stimme zunächst nur ansatzweise zu einem hindurchdringen. Doch dann erklingt sie klar und der Titel entwickelt sich zu einem mitreißenden Glanzstück.
Bei Scar erhält der Sänger stimmliche Unterstützung von der Niederländerin Lis van den Akker. Diese hat zuvor auch schon fantastische Duette mit Bands wie Frozen Plasma oder Grendel abgeliefert. Beide scheinen inmitten eines verrückten Videospiel gefangen zu sein und dort ihren Weg in einer dunkle Welt voller Laserstrahlen und Strobolights zu bestreiten. Ebenso wie in Exit geht um nicht heilen wollende Wunden. In Scar treffen wir auch auf die Beschreibung einer Maske. Solch eine hat Jérémie für das Fotoshooting seines Albums verwendet. “You opened the door but won’t let me in. You’re wearing a mask but I can see you grin. I follow the signs that say I’m lost.” Einst wurden eigene Grenzen überschritten. Der Preis, der im Nachhinein dafür gezahlt wird, ist immens, scheint es doch keinen Ausweg aus dem nicht enden wollenden Kampf mit sich selbst zu geben. “I’ll eat my heart out and I won’t figure out. I can’t find the answers to shut down these doubts.”
Getragen und bedächtiger kommt Fallen daher. Zum Grande Finale nimmt der eigentliche Closer versöhnliche Züge an und lässt einen gar verträumt zurück. Hier geht es darum, seine Feinde im Blick zu behalten. Den Anschein zu wahren, ihnen die Krone zu überlassen. Mit den Worten “Our silence is golden in a fool’s paradise” endet diese Stück, während die Worte innerlich noch nachhallen.
Was mir besonders an diesem Album gefällt – hier wird kein Track krampfhaft auf drei Minuten heruntergekürzt. Jérémie gönnt seinen Schaffenswerken Zeit, sich zu entwickeln und ihren Eigensinn auszuleben.
Doch das war noch nicht alles. Super Dragon Punch!! konnten noch Bands wie u.a Dulce Liquido, [:SITD:] oder Soman für geniale Remixe gewinnen. Dulce Liquido haben Split in ein treibendes Brett verwandelt, bei dem man selbst beim Zuhören aus der Puste kommt. [:SITD:] haben sich dem gleichen Track angenommen, pressten ihn aber in ein stattliches Techno-Korsett. Kolja Trelle von Soman entschied sich für Haste und hievte den Song auf ein noisig-tranciges Techno-Level.
Thorns erscheint am 7. August auf allen wichtigen digitalen Plattformen, ist aber ebenfalls physisch als CD erhältlich.
Tracklist Super Dragon Punch
01. Rise
02. Surface
03. Warp
04. Split
05. Gloom
06. Haste
07. Apart
08. Exit
09. Scar (Feat. Lis Van Den Akker)
10. Fallen
11. Split (ESA Remix)
12. Split (Dulce Liquido Remix)
13. Split (SITD Remix)
14. Haste (Soman Remix)
15. Ride (Modulate Remix)
Weblinks Super Dragon Punch:
Homepage: superdragonpunch.com
Facebook: www.facebook.com/superdragonpunch
Instagram: www.instagram.com/superdragonpunch
