HIGHFIELD FESTIVAL 2023 – Sonntag (20.08.2023)

Fotos: HIGHFIELD FESTIVAL 2023 (So, 20.08.2023)
Beatsteaks, © Joerg Seiche
Geschätzte Lesezeit: 8 Minute(n)

Als wir am letzten Highfield-Tag das Gelände enterten, fiel uns wieder einmal auf, dass nicht wenige Festivalbesucher „Erkennungszeichen“ bei sich hatten, um sich und ihre Freunde in der großen Menschenmenge leichter wiederfinden zu können. Da waren etwa modifizierte Poolnudeln, Stofftiere oder kleine mit Helium gefüllte Ballons, die an die Rucksäcke oder dergleichen gebunden waren. Gar nicht mal so unclever.

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Wie schon am Vortag legte die Blue Stage mit Punkrock los – dieses Mal kam die Combo aus Flensburg und ist unter dem Namen Turbostaat seit 1999 auf den Bühnen dieser Welt unterwegs. Los ging es mit Ruperts Grün, was von den schon Anwesenden abgefeiert wurde. Es war noch früh am Nachmittag und noch nicht so voll vor der Stage, aber dennoch wurde ausgelassen getanzt, während die Musiker immer wieder in verschiedenen Konstellationen beisammen standen und sich verausgabten. Dabei beeindruckten der mehrstimmige Gesang und die handgemachte Mucke – das hatte echt was. Weiter ging es mit Ein Schönes Blau, das auch am Himmel zu sehen war – das Wetter meinte es wahrlich gut mit den Festivalbesuchern. Die Stimmung nahm langsam Fahrt auf – so konnte es weitergehen.

Und genauso war es auch – Adam Angst legten noch eine Schippe drauf und damit explodierte das Ganze schier. Vor der Green Stage war es richtig voll und Felix und Kollegen drehten nach einem eher ruhigen Anfang ordentlich auf. Im Takt mitspringen und dabei Texte grölen – das war hier Programm bei den Fans. Songs wie Punk oder Ja Ja, Ich weiß sorgten für wilde Schubsereien im Mosh- oder Circlepit. Alle fünf Herren trugen schwarze gleiche Kleidung und hinter ihnen war das Backdrop ebenfalls schwarz. Sie sprangen und tanzten aber selbst so wild herum, dass trotzdem viel zu erkennen war auf der Bühne. „Ist es nicht wundervoll? Kein Matsch…“ Damit sorgte Felix für Lacher, aber auch Buh-Rufe… so etwas soll doch nicht noch herbeigeredet werden. Aber bevor die Stimmung kippen konnte, ging es weiter mit Alle sprechen Deutsch und weiteren Hits der Formation, um das Set mit Wir Werden Alle Sterben schließlich zu beenden. Doch aber hoffentlich nicht an diesem Tag noch. Ihre Energie und gute Laune waren ansteckend und stillstehen ging bei diesen Rhythmen sowieso nicht. Das macht eben eine gute Live-Band aus.

Punk wurde auch an diesem Tag groß geschrieben, denn mit Millencolin war schon die nächste Formation dieses Genre am Start – dieses Mal in der schwedischen Variante. Anfangs war die Stimme von Frontmann Nikola etwas dünn, aber schnell regelten die Tontechniker nach, so dass Kemp dann ein echtes Rock-Brett werden konnte. Auch die Gitarristen Erik und Mathias sangen hier mit, was gut beim Publikum ankam. Die Arme waren auf jeden Fall immer wieder oben, um im Takt mitzuklatschen. Mit einem „song to bring the Swedish weather“ setzten sie ihr Set fort – dort oben in Skandinavien scheint wohl auch grad unaufhörlich die Sonne – wie an diesem Tag am Störmthaler See. Alte und neue Tracks wechselten sich hier ab und sorgten für moshende Massen. Genauso hatten es sich die Herren bestimmt gewünscht.

Kaffkiez aus Rosenheim schlugen hiernach mit ihrem Indie-Pop ein wenig langsamere Klänge an, was aber genauso toll rüberkam. Ihre Bühnendeko war auf jeden Fall mal etwas anderes – so waren ein Bushaltestellenschild zu sehen (komplett mit Papierkorb und allem) und auf der anderen Seite war ein alter Kaugummiautomat aufgestellt worden. Das hatte echt was! Dazu die fünf Jungs und ihre Instrumente – da war die Stage dann auch gut gefüllt und sie gaben wirklich alles. Du Sagst wurde lauthals mitgesungen und direkt beim ersten Stück wurde eine Wall of Death zelebriert – aber in der sanfteren Version. Immer wieder wurde mitgeklatscht und getanzt zu Stücken wie Himmelblau oder Alles Nur Gelogen. Sänger Johannes erinnerte sich zwischendrin daran, dass sie im Jahr davor ebenfalls beim Highfield gespielt haben – als Ersatz für eine erkrankte Band. Sie hatten 48 Stunden vorher die Benachrichtigung bekommen und waren entsprechend nervös, aber „das war der herzlichste Empfang, den man einer Band bereiten konnte“. Und dementsprechend hatten sie sich auf dieses Jahr gefreut und wurden nicht enttäuscht. Es war sehr ausgelassen und alle schienen glücklich zu sein. Alles richtig gemacht. Uns erinnerte das Ganze etwas an AnnenMayKantereit – schon wegen Johannes ebenfalls etwas rauerer Stimme – echt hörenswert!

Schnell etwas getrunken und dann schauten wir uns die Briten von Nothing But Thieves auf der Green Stage an. Die Herren wurden mit viel Jubel empfangen und dann gaben sie ihr Bestes mit Welcome To The DCC. Die Formation um Frontmann Conor machte auf uns einen absolut unaufgeregten, lässigen und gut gelaunten Eindruck – die hatten einfach Spaß an der Sache und gemeinsam mit den Zuschauern wurde hier gut abgefeiert. Der Sound war auch hier echt gut – ein Lob an dieser Stelle an die Techniker, die ihren Job wirklich gut gemacht haben. Die Fans gingen gut ab beim Tanzen und Moshen und die Arme waren oft oben. Conors Stimme ließ uns am Anfang rätseln, ob da eine Frau oder ein Mann am Mikrofon steht, aber letztendlich waren wir uns doch sicher – der Kerl hat wahrhaft ein krasses Stimmvolumen. Er war so gut drauf, dass er immer wieder zu den eigenen Noten tanzen oder herumspringen musste. Dazu passte dann auch die Textzeile „feels so good“. Irgendwie kam uns der Vergleich mit Skunk Anansie – genauso abgefahren und ebenso cool. Uns hat die Band auf jeden Fall überzeugt – mehr davon.

Von Rock ging es dann über zur Rapmusik aus Deutschland mit Nina Chuba auf der Blue Stage. Hier war es so voll und eng, dass wir kaum noch die Stage sehen konnten. Die Arme waren oben, als die junge Künstlerin die Bühne betrat und mit Mangos Mit Chili in die Vollen ging. Die Massen sangen die Zeilen vom ersten Ton an mit. Sie war so klein, dass es toll war, dass sie sich auch immer wieder auf ein Podest stellte, um so besser von allen gesehen zu werden. Ihr war genauso warm, wie all den Konzertgästen, sie hatte ihr Handtuch aber schon dabei – es hing lässig um ihren Hals. Sie erzählte später, dass sie schon im See schwimmen war und es toll fand, bei einem Festival so eine Gelegenheit zu haben. Die Reggae-Sounds von Solo, die vom Band kamen, passten da absolut hervorragend zum sonnigen Nachmittagswetter. Die Beats führten dazu, dass uns in der Menge auch immer wärmer wurde, denn hier wurde ausgelassen getanzt. Und bevor Nina Tracksuit Velours anstimmte, bedankte sie sich bei den Fans und vor allem für Möglichkeit, „mit den besten Freunden auf Tour“ sein zu können. Diesen letzten Festival-Gig des Jahres zelebrierten sie nun gemeinsam und erfreuten sich an der Textsicherheit der Zuschauer.

Uns wurde dann aber zu warm – wir brauchten echt etwas zu trinken. Zum Glück gab es überall kostenlose Trinkwasserstellen, die immer gut frequentiert waren. Mit einem lauten Intro wurde schließlich der Gig von Swiss & Die Andern eingeläutet. Die Fans hatten darauf gewartet und direkt beim ersten Track rasteten sie gepflegt aus und tobten und tanzten zu Erstmal Zu Penny, was das Zeug hielt – im Moshpit und auch drum herum. Die Musiker aus Hamburg trugen alle kurze Shorts und eine Mütze. Dann verriet Swiss, dass der eigentliche Gitarrist Jakob an diesem Tag Ruben hieß, denn Jakob war krank im Urlaub mit Dengue-Fieber. Sie wünschten ihm gute Besserung per Foto, das sie gemeinsam mit der riesigen Menge vor der Stage schossen. Schließlich „beweihräucherten“ sie sich ein wenig selbst – Besteste Band wurde lauthals mitgegrölt, wie eigentlich alle weiteren Tracks auch. Die „Randale“ nahm immer mehr Fahrt auf, so dass über der Menge eine große Staubwolke entstand durch das auf- und ab-springen. Nach und nach zogen die Jungs ihre Shirts aus und besangen all die „Schlafschafe“ unter uns, die sich hatten impfen lassen – das war natürlich ironisch gemeint. In zwei Schlauchbooten surften wenig später ein paar Fans über die Köpfe der anderen – das war aber eine echt wilde Fahrt, die mussten sich wirklich gut festhalten. Mit Coversongs von den Toten Hosen und Die Ärzte rundeten sie schließlich noch ihr Programm ab – da war für jeden etwas dabei. Swiss und Kollegen – ein Garant für eine wilde und ausgelassene Party! Coole Nummer!

Danach mussten wir uns erst einmal stärken und schnabulierten ein letztes Mal leckere Kleinigkeiten aus dem Gastroangebot. Dann konnte es mit Metalcore aus Thüringen weitergehen, denn es war Zeit für Heaven Shall Burn. Frontmann Marcus trug ein rotes Hemd und war so gut von seinen Mitmusikern zu unterscheiden. Nach dem Intro rissen die Fans die Arme in die Luft und ließen die Haare zu Endzeit kreisen – Headbangen für den Weltfrieden!  Der Sänger war absolut gut drauf – „Ich hab Bock – ihr auch?“ – und kam immer wieder an den Bühnenrand, um ein paar Worte zwischen den Stücken zu sagen. Zu Bring The War Home bildeten die Arme der Menschen regelrecht ein Meer. Die Musik war schnell, hart und laut – wie es sich für Melodic-Death-Metal auch gehört. Ein besonderes Schmankerl war hier noch die Feuershow, die geboten wurde – die Fontänen schossen immer wieder gen Himmel. Seit 26 Jahren gibt es diese Formation nun schon und sie hatten immer noch Freude an ihrem Tun. Die aktuelle Tour wurde an diesem Tag beendet und Marcus bedankte sich im Namen aller bei ihren Familien, ihren Arbeitgebern und vor allem den Fans für die Unterstützung und die tolle Party. Sie hatten ja Befürchtungen, dass sie zu heftig fürs Highfield seien, aber nein, das klappte doch ausgezeichnet.

Die Zeit war schon recht fortgeschritten und so war es Zeit für den letzten Headliner auf der Blue Stage für 2023. Das waren dieses Mal die Beatsteaks aus Berlin, die als richtig gute Liveband bekannt sind und diesem Ruf wurden sie auch an diesem Abend beim Highfield mehr als gerecht. Schon beim Intro hatten die Massen die Arme erhoben und feierten ab. Große Neonröhren bildeten einen Teil des Bühnenaufbaus, was sehr schick aussah. Let Me In ertönte und direkt war es laut – nicht nur von der Musik aus den Boxen, sondern auch vom lauten Mitsingen der Fans. Frontmann Arnim tanzte drauf los und rannte direkt von der Stage runter in den Bühnengraben. Dort nahm er Tuchfühlung mit den Konzertbesuchern auf und gemeinsam feierten sie. „Packt die Handys weg. Das wird ein Konzert wie früher. Das hier wird wild. Passt auf eure Nachbarn auf.“ Mit dieser Ansage drehten die Herren dann so richtig auf. Eine große Staubwolke schwebte über den Fans, die hüpften und ausgelassen tanzten. Beatsteaks-Rufe in den Pausen zwischen den Songs ließen die Jungs grinsen. „Das ist ja ein Traum hier.“ Recht hatte er. Tracks wie Jane Became Insane, To Be Strong oder auch Von Nun An Ging’s Bergab zeigten, dass hier Party hard angesagt war. Der Stilmix aus Reggae, Punk und Rock – das war genau das, was hier gewünscht war und für Beifallsstürme sorgte. Ein besonderer Moment war, als der Sänger zeigte, dass seine Mama am Bühnenrand saß und zusah. „Uns muss man hier den Strom abdrehen“ – das war dann letztendlich nicht notwendig, denn nachdem auch Smash-Hits wie Hand In Hand zelebriert wurden, war das Ganze dann irgendwann doch vorbei. Der alte Spruch “Aufhören, wenn es am schönsten ist” war hier absolut zutreffend. Das war echt legendär!

Doch das Festival war immer noch nicht zu Ende – die Green Stage bot noch den Gig von Marteria und seinen Kollegen. Dicker Nebel quoll hinter dem Banner hervor und ein fetter Bass dröhnte aus den Boxen. Das war schon echt laut. Dann fiel das Banner und der Rostocker Rapper war vor den großen LED-Wänden zu sehen. Der Track Paradise Delay erklang und die Zuschauer tanzten drauf los. Die Hände waren oben und wippten im Takt mit. Vor der Bühne war es mächtig voll und die Stimmung war sehr ausgelassen. Dann verkündete der Sänger, dass er eine Tradition feiern möchte – „Wir beenden dieses Festival gemeinsam. Die letzte große Party.“ Gesagt, getan. Zu Endboss waren auf den LED-Wänden Szenen eines alten Computerspiels zu sehen – sah wirklich cool aus. Die Fans hatten Bock und so wurde Scotty Beam Mich Hoch lautstark mitgebrüllt. Dabei sprangen alle im Gleichtakt auf und ab. Auch die Backgroundsänger bekamen ihre Momente und wurden vom Publikum gefeiert. Neben alten Stücken hatte Marteria auch neues Material dabei – die kommende Single Der Mensch Stammt Von Waffen Ab wurde vom Highfield-Publikum ebenso gut aufgenommen und mit viel Applaus quittiert.

Das war definitiv ein großartiger Abschluss, den wir aber nicht bis zum Schluss miterlebten, weil unsere Batterien leergefeiert waren. Wir machten uns auf den Heimweg und hörten im Gehen noch die letzten Klänge des letzten Acts.

Fazit

Wir hatten sehr viel Spaß beim Highfield Festival 2023, auch wenn uns die Sommerhitze ganz schön auslaugte. Zum Glück wurden wir im Pressezelt gut mit Wasser und Schatten versorgt – danke dafür an den Veranstalter FKP Scorpio. Die Techniker haben einen guten Job gemacht, denn bis auf einen großen Ausfall sind alle Konzerte pünktlich und mit gutem Sound und Licht über die Bühnen gegangen. Da blieb kein Wunsch offen! Unsere Highlights waren Die Ärzte, Grossstadtgeflüster, Blond, Yaenniver, Nothing But Thieves, Beatsteaks und Tokio Hotel. Selbstverständlich waren die anderen Gigs auch großartig, aber diese stachen für uns besonders heraus. Das Event hat wieder einmal gezeigt, dass am Störmthaler See gut und ausgelassen gefeiert werden kann – und das wollen alle auch im kommenden Jahr, wenn es vom 16.-18.08.2024 heißt – Herzlich Willkommen zum Highfield 2024! Sehen wir uns?

Die Berichte zum Freitag und Samstag des Festivals findet Ihr hier:

HIGHFIELD FESTIVAL 2023 – Freitag (18.08.2023)

HIGHFIELD FESTIVAL 2023 – Samstag (19.08.2023)

Weblinks HIGHFIELD:

Homepage: https://highfield.de/
Facebook: https://www.facebook.com/highfieldfestival/
Instagram: https://www.instagram.com/highfieldstvl/

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