HIGHFIELD FESTIVAL 2023 – Samstag (19.08.2023)

Fotos: HIGHFIELD FESTIVAL 2023 (Sa, 19.08.2023)
Tokio Hotel, © Joerg Seiche
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Der Festival-Samstag begann wieder mit heißen Temperaturen, die uns und alle Konzertbesucher den Rest des Tages regelrecht schmelzen ließen.

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Musikalisch ging es aber auch ordentlich zur Sache und den Anfang machten wir mit Emil Bulls aus München auf der Green Stage. Nach einem monumentalen Intro ging es direkt in die Vollen. Frontmann Christoph groulte drauf los und die Fans sangen mit ihm um die Wette. Er war gut drauf, lief auf der Stage hin und her und war auch immer wieder am vorderen Bühnenrand. Die Massen vor der Bühne hatten wohl darauf gewartet, um nun endlich ausrasten zu können – gleich beim ersten Track war Crowdsurfen angesagt. Drummer Fabian drosch nur so auf die Felle und gab den Takt an. Wie sie es in The Age Of Revolution so schön sangen: „We are a unit”. Das konnte hier von Band und Fans auch gesagt werden. Und weil die Sonne so unerbittlich war, gab es für alle, die trotzdem mitfeierten, den fetten Respekt der Band. Harte Gitarren und wilde Rhythmen mit Liedern wie Euphoria oder Hearteater – das versprach ein echt guter Live-Tag zu werden, wenn es so weitergehen würde.

Dann rief die Blue Stage mit dem Auftritt von OK Kid aus Gießen. Der Bühnenaufbau war echt schick anzusehen – mehrere Bilder im Comicstyle, die, wie Frontmann Jonas später verriet, die bisherigen Alben der Formation darstellen sollten. Die Jungs begannen mit Frühling Winter – erst a capella und dann setzten alle Instrumente ein. Der Sänger setzte trotz der Hitze seine dicke Mütze auf, für die er so berühmt ist – das nennen wir mal einen echten Künstler! Im Publikum kam gut Stimmung auf und wieder einmal flogen regelmäßig Seifenblasen über die Menge. Die Band, die hier ihren dritten Auftritt beim Highfield bestritt, war sehr unaufgeregt, aber gut gelaunt und absolut souverän. Mit Liedern wie Es Regnet Hirn, Kaffee Warm oder auch Gute Menschen machten sie ihre Fans mehr als glücklich, so dass im Takt mitgesprungen wurde. Dann setzte sich Jonas in ein Schlauchboot und ließ sich über die Köpfe der Zuschauer tragen. Dabei sollten ihn alle mit ihren leeren Pfandbechern bewerfen, die er dann als Spende für Viva con Agua einreichen wollte. Dabei sang er ein Stück für alle Asylsuchenden, die in Schlauchbooten flüchten müssen. Coole Aktion! Es sind auch einige Spenden-Becher zusammengekommen.

You Me at Six – eine britische Pop-Punk-Formation gab im Anschluss ihr Bestes, das Auditorium vor der Green Stage zum Abfeiern zu bringen. Dank gutem Sound und der tollen Stimme von Sänger Josh war das auch ein leichtes Spiel. Er sprang, tanzte und tobte dabei von links nach rechts über die Bühne und wieder zurück. Woher nahm er bei diesen Temperaturen diese Energie? Seiner Aufforderung, einen Moshpit zu eröffnen, wurde direkt Folge geleistet. Es war sehr wild mit Tracks wie Deep Cuts oder auch No Future? Yeah Right. Uns hat das Ganze aber leider nicht so abgeholt, da für unsere Ohren kein wirklicher Stil zu erkennen war – mal klang es wie Linkin Park, dann wieder wie Coldplay … wir haben uns dann lieber ein kühles Getränk und ein Eis genehmigt.

Aber der nächste Gig hatte es in sich und wurde für uns zu einem Highlight des Tages – die Rede ist von Grossstadtgeflüster, die die Green Stage enterten. Sängerin Jen und ihr Kollege Raphael hatten wirklich gute Laune und ließen uns diese auch spüren. Sie hatte ein schickes Outfit an, dass vom Muster her zum Bühnen-Backdrop passte, was toll aussah. Mit ihren flotten Sprüchen sorgte sie zusätzlich für grinsende Gesichter im Publikum. Die Tracks Auf Alles oder auch Ende Gelände taten da ihr Übriges. Das Ganze war dann laut ihrer Aussage „wie ZDF-Fernsehgarten – nur 4x so schnell“. Was haben wir gelacht! Wir mögen die Berliner Schnauze ja voll. Alle Zuschauer sprangen mit ihnen im Takt auf und ab, als Raphael sein Keyboard-Solo darbot. Jen erzählte, dass sie ja drei Jahre auf ihr „Date mit dem Highfield“ haben warten müssen – durch bekannte Umstände in den letzten Jahren – und genau deswegen verausgabten sie sich nun umso mehr. Die Sounds waren super und jeder schwitzte nun noch mehr. Den Text von Ich Boykottiere Dich haben wir an diesem Tag echt gefühlt und nicht nur uns ging es so. Dieses Festival war für uns alle eine kleine Blase, die die Realität aussperrte und das war auch echt gut so! Mit einem Hinweis auf das kommende Album und die dazugehörige Tour bekamen wir auch die aktuelle Single Icke auf die Ohren, wo auf einmal riesige Wasserbälle über den Fans umhertanzten und als Spielzeug dienten. Kurz vor Ende musste dann noch wegen eines verletzten Zuschauers eine kurze Pause eingelegt werden, aber es ging alles gut aus. Wir hatten hier mächtig viel Freude und tragen jetzt noch den Ohrwurm Fickt-Euch-Allee mit uns herum!

Mit Ska-Punk von Sondaschule ging der wilde Reigen dann direkt weiter – so richtig bunt und ausgelassen mit Konfetti. Vor der Green Stage war es richtig voll und die Arme waren vom ersten Ton an oben, als Costa und seine Kollegen loslegten. Mit seinem Hut sah Costa sehr schick aus. Er und seine Mitmusiker trugen alle schwarz – vor einem schwarzen Bühnenhintergrund. So waren sie von weitem nicht so gut zu sehen, doch es ging ja auch um die Musik. Die Konzertgäste konnten jede einzelne Textzeile von Gute Zeiten oder auch Neue Welt mitbrüllen. Das machte echt Laune und stillstehen war bei den Klängen absolut nicht möglich. Posaunist Chris hatte immer wieder seine Momente und wurde bejubelt. Besonders laut wurde es beim Lied Amsterdam, als das „Halleluja“ lautstark mitgegrölt wurde. Dabei wurde im Takt geschunkelt und ein Meer aus Armen wogte vor der Bühne hin und her. Genauso war es kurz vor Ende, als Dumm Aber Glücklich angesagt war – das schallte über das ganze Festivalgelände. Die Musiker grinsten dabei sehr zufrieden und legten noch eine Schippe drauf.

Der Bühnenaufbau bei Enter Shikari war sehr cool – große LED-Wände bildeten eine Art Podest, wo das Schlagzeug von Rob drauf stand. Anfangs gab es ein paar Soundprobleme, die aber schnell abgestellt werden konnten. Frontmann Rou war wie ein kleiner Wirbelwind und tobte zwischen seinen Kollegen hin und her. Er verausgabte sich von Anfang an – sowohl körperlich als auch stimmlich. Mit Set Me On Fire ging es im Trancecore-Set los und Feuer war auf den LED-Wänden zu sehen. Der mehrstimmige Gesang war toll anzuhören und kam bei den Anwesenden gut an. Fans und Musiker sprangen im Takt auf und ab. Der Synthesizer, auf dem der Sänger einige Sounds beisteuerte, sah sehr futuristisch aus – ein cooles Teil. Die Leinwände dienten später noch für einen tollen Video-Trick – der Sänger „verschwand“ oben in einer dieser und tauchte dabei in ein „Wasserbecken“ ein, wo er sehr lang drin blieb. Und, oh Wunder – danach tauchte er komplett trocken wieder auf – ein toller Effekt! Liedertechnisch ging es quer durch die Bandgeschichte – dabei waren zum Beispiel Labyrinth, It Hurts oder auch The Last Garrison. Das war schon ein ziemliches Brett.

Danach folgte etwas, worauf viele Festivalgäste gewartet hatten – deswegen war es vor der Blue Stage auch mehr als voll. Tokio Hotel hatten sich angekündigt und dann ging es los. Die vier Jungs standen auf großen Podesten und waren so wirklich für alle gut zu sehen. Dabei stach das Outfit von Sänger Bill absolut heraus – glitzernd und sexy mit Cowboyhut und Chaps. Das vorrangig weibliche Publikum war ganz verzückt und sang vom ersten Ton an mit. Das war auch ganz gut so, denn Bills Stimme war anfangs etwas dünn – das lag aber wohl am Mikrofon, denn nach einem Wechsel wurde es besser. White Lies oder auch Automatic machten den Anfang. Die Gitarristen Tom und Georg hauten zwischendrin auch mal in die Tasten der Keyboards und Drummer Gustav throhnte souverän über allen. Auf der Bühne und davor wurde ausgelassen getanzt. Nach einem Outfitwechsel sah der Frontmann noch glitzernder aus und mit Feuerfontänen wurde zu Girl Got A Gun eingeheizt. Neben den neueren Stücken kamen auch alte Hits wie Spring Nicht an diesem Tag zu ihren Ehren, was die Fans freute. Die Band verriet, dass dies ihr „erster Festival-Sommer dieses Jahr“ sei und dafür waren sie echt gut drauf. Die Sonne ging gerade unter und die Arme der Massen bildeten bis in die letzten Reihen ein Meer – was für ein Anblick. Dieser Auftritt war die absolute Eskalation mit springen und mitbrüllen und allem was dazu gehört und selbstverständlich wurde als letztes auch der so heiß ersehnte Monsun besungen. Alles richtig gemacht die Herren – Ihr dürft gern wiederkommen!

Währenddessen hatten die Giant Rooks bereits Stellung auf der Green Stage bezogen und riesige Boxen auf der Bühne verteilt. Frontmann Frederik trommelte auf einer kleinen Drum am Mikrofon und unterstützte so seinen Kollegen Finn am Schlagzeug. Die Jungs hatten Bock und lächelnd ihr Bestes gegeben. Auch hier war der mehrstimmige Gesang ein Trommelfellschmeichler. Die Fans tanzten zu den Klängen von Bedroom Exile, Heat Up oder auch For You, das bisher noch nicht veröffentlicht ist. Der Lichttechniker tauchte die Band in oranges oder grünes Licht, was gut zur Geltung kam. Außerdem wurden die Boxen alle geöffnet und stellten sich so als Lampen heraus, die ins Publikum strahlten. Ihren ersten Auftritt beim Highfield Festival nutzte die Formation voll und ganz, um sich hier einige neue Fans zu erspielen. Ein Grund dafür war vor allem Frederiks sanfte Stimme, die von den Gitarren seiner Mitmusiker noch unterstützt wurde. Ein tolles Gesamtkonzept, das hier absolut gut funktionierte! Wir schauten uns das Ganze dann vom Riesenrad aus an und hatten einen tollen Überblick über das ganze Gelände – das war wirklich schön!

Mit SDP waren wir dann schon beim Headliner des Tages auf der Blue Stage angekommen. Die Bühne war noch mit einem Banner verhüllt, als „Sicherheitshinweise“ aus den Boxen erklangen. Dann fiel das Banner und Du Hast Gehofft erklang. Die Menge klatschte direkt mit und natürlich wurden die Texte mitgegrölt. Pyroeffekte und eine tolle Lichtshow rundeten das Gesamtkonzept ab. Die beiden Rapper Vincent und Dag-Alexis wurden an diesem Abend von einer großen Band begleitet, die gut einheizte. Die Fans waren ebenfalls absolut ausgelassen und warfen Konfetti in die Höhe oder pusteten Seifenblasen in die Menge. Die Party wurde noch wilder, als große Badebälle und aufgeblasene Badeinseln über den Köpfen hin und her gereicht wurden – immer wieder ein witziger Anblick. Bei Wenn Ich Einmal Groß Bin kam Vincent an die erste Reihe heran und sang gemeinsam mit seinen Fans. Und dann gab es einen Überraschungsgast auf der Bühne – Die Ärzte-Drummer Bela B. enterte das Ganze und sang den Refrain mit. Das war echt cool und die Massen jubelten nur so. Weitere Hits waren dann Scheiße Baut Sich Nicht Von Alleine oder Ich Will Nur, Dass Du Weißt. Die Fans waren echt zufrieden und tanzten und sangen, was das Zeug hielt. Gegen Ende des Auftritts schoss auf einmal Feuerwerk hinter der Stage gen Himmel – ein toller Moment und schick anzuschauen!

Wir mussten uns dann aber endlich mal stärken und etwas zu Essen suchen, denn nach der Hitze des Tages war es erst jetzt so erträglich, dass wir neben den Getränken auch etwas Festes zu uns nehmen konnten.

So gestärkt konnte es dann endlich zum absoluten Highlight des Festivals gehen – also das Highlight für uns. Die Ärzte aus Berlin, die sich nicht fotografieren lassen mochten, waren nun an der Reihe und das wurde ein wahres Fest. Hier verhüllten gleich zwei Banner den Blick auf die Herren, die dann aber nacheinander fielen und mit Hurra konnte der Spaß seinen Lauf nehmen. Von den ersten Silben an wurde überall mitgesungen und auch tanzen war angesagt. Bela, Farin und Rod waren gut gelaunt und grinsten vor sich hin. Das Bühnenbild war echt cool – überall waren Waben zu sehen, die in verschiedenen Farben leuchten konnten. Die Fans waren ausgelassen und im leichten Nieselregen nahm die Party eher noch Fahrt auf – ein Moshpit durfte da nicht fehlen. Farin war so beeindruckt, dass er fragte: „Wie macht ihr dit?“ Schon wieder diese Berliner Schnauze – großartig! Mit einem Shoutout an alle Menschen, die Gutes tun, ging es dann weiter im Programm. Bassist Rod vertrieb sich derweil die Zeit bei einem Drink, den er sich aus seinem in einer Box versteckten Kühlschrank gönnte. Hinter Bela stand eine Bela Lugosi-Puppe, was gut zu ihm passte – der Herr Vampir eben. Im Set fanden sich Hits wie Deine Schuld, Noise oder auch Angeber. Zum 1/2 Lovesong forderten die Jungs dazu auf, die „Handyscheinwerfer“ anzuschalten. Die einzelnen Songs wurde immer mal wieder unterbrochen, weil die drei mit Sprüchen um sich werfen mussten – absolute Kasperköpfe, die den Schalk im Nacken haben. Aber sie können auch ernst sein, denn mehrfach musste das Konzert wegen Verletzten im Publikum unterbrochen werden. Dabei buhte Bela auch einen Zuschauer aus, der das auch noch fotografieren musste – ganz miese Nummer! Aber insgesamt war es ein richtig gelungener Abschluss für den zweiten Tag des Highfield 2023. Das einzige Manko für uns war, dass leider wenige der ganz alten Tracks ihren Weg ins Set gefunden hatten. Aber über zwei Stunden BelaFarinRod – das hatte schon viel Schönes und schreit nach einer Wiederholung!

Wir waren sehr zufrieden und machten uns auf den Weg ins Bett – immer noch lag ein Tag Festival vor uns.

Den Bericht zum Freitag des Highfield Festival findet Ihr hier.

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