Ach, die Simple Minds, einst die Sperrspitze des britischen New Wave, haben sie es seit Mitte der achtziger Jahre immer wieder versucht, ihre Nische im Popbiz zu finden. Frontmann Jim Kerr, welcher eine kurze Zeit des Ruhms dadurch genoss, in einem Zug mit Bono genannt zu werden, hat zusammen mit Schulkamerad Charlie Burchill den Laden irgendwie am Laufen gehalten. Mal mit überragendem Erfolg, mal mit steilem Absturz, der sogar mal wegen akuter Erfolglosigkeit den Plattenvertrag gekostet hat.
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Dennoch sind die Simple Minds auch 2022 immer noch aktiv und haben sich auch von Rückschlägen nicht davon abbringen lassen, weiter Musik zu machen und vor allem live zu spielen. So sind sie auch jetzt wieder live kreuz und quer durch die Welt unterwegs, um alte Klassiker und auch neue Stücke auf die Bühne zu bringen.
Direction Of The Heart heißt das mittlerweile achtzehnte Studioalbum der Schotten. Aufgenommen während der Pandemie unter den erschwerten Bedingungen, dass die mittlerweile wieder siebenköpfigen Band nicht geschlossen in einem Studio aufnehmen konnte. Während Kerr und Burchill in Hamburg arbeiteten, haben die übrigen Mitglieder ihre Beiträge in Homestudios in ganz Europa aufgenommen. Trotzdem ist Direction Of The Heart kein Stückwerk. So etwas gab es so oder so nicht in der ganzen Karriere der Simple Minds nicht. Alles klingt so, als wenn die komplette Band gemeinsam produziert hat. Das ist gewiss auch dem Händchen von Andy Wright (u.a. Massive Attack) und Gavin Goldberg (u.a. Simply Red) als Produzenten zu verdanken.
Aber was bekommt man denn nun zu hören? Einfache Frage, einfache Antwort: Für Kenner und Fans der Band ist es ein Best Of-Album mit Stücken, welche die Minds bisher nicht aufgenommen haben. Der Opener Vision Thing ist ein Airplaytrack, den man im heutigen Radio leider vergeblich sucht. Selten haben die Minds so frisch und modern geklungen wie in diesem Track. Wahrscheinlich wurde gerade deswegen auch der Track als Vorabsingle ins Rennen geschickt. Es funktioniert also immer noch. First You Jump, der zweite Track, macht genau da weiter, wo das Album eröffnet wurde. Moderne Klänge und ein für mein Geschmack harter Bass erinnert mich an Zeiten der Sparkle in the rain, was wahrlich keine schlechte Referenz ist. Für Human Traffic haben sich die Minds die Unterstützung von Russell Mael von den Sparks geholt, welcher die Electronics beigesteuert hat.
Solstice Kiss erweckt anfangs Erinnerungen an Street Fighting Years und das besungene Belfast Child. Zum Glück nur am Anfang. Der Track wandelt sich in eine poppige Nummer, welche das Zeug zum Hit haben könnte. Ja, auch hier finde ich Referenzen, und zwar an mein liebstes Simple Minds-Album Real Life. Mit Act Of Love zieht tatsächlich ein Hauch von Disco ein. Würde Charlie Burchill nicht seine Riffs beisteuern, würde hier was fehlen.
Das Album endet mit Planet Zero, bei dem ich anfangs befürchtet habe, dass Jim Kerr hier evtl. sein Manifest über die Pandemie zum Besten gibt, was dann aber doch ausbleibt. Natürlich ist unser Planet der Prototyp einer Zivilisation, der aber auch nicht unfehlbar ist.
Man kann sagen, was man will, aber die Simple Minds haben mich (mal wieder) überrascht. Als Kind der Achtziger vergleiche ich die Veröffentlichungen der großen Bands dieser Dekade, die noch heute große Platten veröffentlichen, ganz gerne. Hier legen die Minds den Ball auf den Elfmeterpunkt. Direction Of The Heart ist kein wehmütiger Blick zurück, sondern doch eher ein Blick in die Zukunft. Während die irischen Kollegen von U2 schon lange nicht mehr den Spirit der vergangenen Jahre aufbringen und Depeche Mode erstmal zeigen müssen, ob sie es noch können, wären es höchstens Duran Duran, die bereits im vergangenen Jahr gezeigt haben, dass man auch mit über sechzig Jahren noch hörenswerte Platten machen kann. Meinen imaginären Hut muss ich vor Jim Kerr ziehen, der stimmlich für mich deutlich frischer und besser klingt, als auf den vergangen Alben der letzten zehn Jahre.
Tracklist SIMPLE MINDS – Direction Of The Heart:
01. Vision Thing
02. First You Jump
03. Human Traffic (featuring Russell Mael von Sparks)
04. Who Killed Truth?
05. Solstice Kiss
06. Act Of Love
07. Natural
08. Planet Zero
09. The Walls Came Down (geschrieben und im Original aufgenommen von The Call)
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Weblinks SIMPLE MINDS:
Homepage: www.simpleminds.com
Facebook: www.facebook.com/simpleminds
YouTube: www.youtube.com/user/SimpleMindsVideo