FRONT LINE ASSEMBLY & FULL CONTACT 69 – Oberhausen, Kulttempel (23.10.2014)

FRONT LINE ASSEMBLY & FULL CONTACT 69 - Oberhausen, Kulttempel (23.10.2014)
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Im Juli 2013 veröffentlichen Front Line Assembly ihr bislang letztes Studioalbum Echogenetic und heimsten dafür einmal mehr gewohnt gute Kritiken ein. Und auch die Live-Qualitäten der Band um Mastermind Bill Leeb sind in hohem Maße bekannt und werden hierzulande traditionell begeistert abgefeiert. FRONT LINE ASSEMBLY & FULL CONTACT 69 - Oberhausen, Kulttempel (23.10.2014)So sollte es nicht verwundern, dass sich FLA dazu entschlossen, Deutschland zum dritten Mal seit dem Echogenetic-Release zu betouren.
Vor dem mutmaßlichen Highlight dieser acht Auftritte umfassenden Tour im Rahmen des Leipziger „Gothic meets Klassik“-Festivals, ließ sich das kanadische Quartett aber glücklicherweise auch im Oberhausener Kulttempel blicken.

Los ging es um 20.30 Uhr mit der Vorband Full Contact 69, welche wohl vor allem durch den Sieg beim Sonic Seducer-„Battle of the Bands 2012“ einen großen Bekanntheitsschub verzeichneten und im vergangenen Jahr in derselben Location für KMFDM eröffneten. Dass sich die Reaktionen des Publikums auf das knapp 45-minütige Set aber in Grenzen hielten, dürfte auch an den technischen Problemen gelegen haben, die Frontmann Andreas Schubert konstant bemängelte. Sätze wie „Ihr da unten habt Sound, ich hab’ hier auf der Bühne ‘nen Walkman“ oder „Dreh die Scheisse uff, ditt muss richtig in meinen Eiern rappeln“ (man beachte die Präposition) sorgten doch für den ein oder anderen Lacher. Das ein oder andere Tanzbein wird sich aber durch den schnörkellosen Electro-/EBM-Sound, welcher des Öfteren an die Frühwerke des Hauptacts erinnert, sicherlich gelockert haben.

Nach einer halbstündigen Umbaupause startete im sehr gut gefüllten Kulttempel der Auftritt von Front Line Assembly. Wer bereits eine der früheren Shows zum Echogenetic-Album besucht hat, dem wird sofort aufgefallen sein, dass Gitarrist Jared Slingerland nicht mehr mit an Bord war. Was leider zur Folge hatte, dass sämtliche Riffs nur noch vom Band kamen. Dafür bediente FLA-Altmitglied Rhys Fulber zum ersten Mal nach einer langjährigen Pause wieder die Synthies und Regler. FRONT LINE ASSEMBLY & FULL CONTACT 69 - Oberhausen, Kulttempel (23.10.2014)Wer nun aber hoffte, dass die Setlist durch diesen Besetzungswechsel vielleicht den ein oder anderen lange nicht gespielten Klassiker enthält, wurde enttäuscht. Los ging es also gegen 21.45 Uhr wie gehabt mit dem stampfenden Killing Grounds. Es folgte bei nahezu perfektem und druckvollem Sound eine circa 75-minütige Reise durch die letzten 22 Jahre Bandgeschichte, die Klassiker wie Liquid Separation, Mindphaser und das besonders energetisch gespielte Plasticity ebenso abfeierte wie eine Handvoll Songs der aktuellen LP. Dass Bill Leeb durch eine Fingerverletzung in seinen mittlerweile traditionellen Percussion-Beiträgen eingeschränkt war, tat dem Spaß der Anwesenden keinen Abbruch. Wenig überraschend war daher die lautstarke Forderung nach einer Zugabe, die in Form von Ghosts und Millenium natürlich umgehend erfüllt wurde. Doch auch nach dem Titeltrack des 94er Albums hatten die schätzungsweise gut 200 Zuschauer noch nicht genug. Mit dem sicher ironisch gemeinten Zusatz „wir müssen diesen Song noch ein wenig für die kommenden Konzerte üben“ beschloss die Ballade Bio-Mechanic vom 1992er-Klassiker Tactical Neural Implant einen einmal mehr grandiosen Auftritt. Einziger Wermutstropfen: Die legendäre EBM-Vorzeigescheibe Caustic Grip von 1990 blieb im Gegensatz zu den Vorjahren komplett unberücksichtigt. Was das Publikum aber nicht davon abhielt, das Quartett unter tosendem Applaus in die Nacht und in Richtung der nachfolgenden Aftershowparty zu entlassen.

Setlist Front Line Assembly:
Intro: Prototype (HECQ Remix)
01. Killing Grounds
02. Exhale
03. Neologic Spasm
04. Blood
05. Surface Patterns
06. Plasticity
07. Prophecy
08. Deadened
09. Gun
10. Liquid Separation
11. Mindphaser
12. Ghosts (Z)
13. Millenium (Z)
14. Bio-Mechanic (ZZ)

Front Line Assembly:

Full Contact 69:

Fotos: Miriam Neiken

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