Mit dem zweiten sieht, oder besser hört man besser, heißt es ja so schön. So ist es bei einigen Künstlern mittlerweile ja schon eine gern gesehene Abwechslung, den Backkatalog noch einmal zu sichten um die Tracks zu rekapitulieren und neu zu interpretieren. Ja das kann gut gehen, kann aber auch gewaltig nach hinten losgehen. Manchmal scheint es so, als wenn es aber auch Stücke gibt, die es einfach verdient haben, sie anders zu interpretieren.
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Im vergangenen September war die Wiener Formation Sharon Next anlässlich eines Fanclub-Events nach Berlin eingeladen worden. Da die Band um Michael Ruin und Helmut Prixs mittlerweile durch Drums und Gitarre ergänzt wurden und dadurch auch live einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht haben, bot es sich an, diesen neuen Livesound auf einem Album zu verewigen.
„Bevor wir uns an neues Material machen, wollen wir unseren besten Stücken durch das neue Line Up neues Leben einhauchen“ sagte Prixs in einem Interview einen Tag nachdem die Band in den ehrwürdigen Berliner Hansa Studios aufnehmen durften. „Wir waren in demselben Studio wie Depeche Mode und David Bowie. Das ist mindblowing!“ sagte Gitarrist Clemens über die Aufnahmen.
Und ja, man hört die neue Dynamik in den Stücken der jüngst erschienen Compilation Hansa, here we come. Eine Platte, die den Fan nicht vom ersten Moment an überrumpelt. Sharon Next klingen noch beim Opener In my sphere eher verhalten und zurückhaltend. Klar, man merkt, dass sich musikalisch etwas getan hat. Die Musik klingt lockerer und in einem guten Flow. Aber ist es schon das, was ich erwarte? Sharon Next trauen sich noch nicht so richtig aus der Deckung. Mit Realität merke ich die Gradwanderung immer mehr in der Musik. Die schweren Drums und die Gitarre von Clemens treten weiter in den Vordergrund und auch wenn ich das Original schon immer recht interessant finde, entwickelt sich jetzt eine Atmosphäre, die anscheinend immer diesem Track gefehlt hat. Trying to stop ist ebenso ein Stück, welches gerade durch die Gitarrenakkorde in eine neue Richtung getrieben wird, welches mich vor Verzückung mit dem Fuß wippen lässt. Das ich mal eine gewisse Essenz New Orderischer Gitarre erfreut zur Kenntnis nehme, hätte ich jetzt nicht so erwartet. First Man startet mit eben dieser Essenz und entwickelt sich zu einem extrem tanzbaren Track. Fein! Mit Holyhead sind Sharon Next dann da angekommen, wo ich sich zu Beginn der Platte noch vermisst habe. Sie trauen sich aus der Deckung und der Track macht mir einfach Spaß. Nicht mehr und nicht weniger.
Das Finale der Platte lässt mich dann doch etwas ratlos zurück. Ja natürlich hat jede Band auch eine Leiche im Keller, die der eine oder andere nicht nachvollziehen kann. Für mich ist es Der Hase. Ich konnte mit diesem Stück bisher nie wirklich etwas anfangen und so ist es auch leider bei Hansa, here we come. Ich hätte Sharon Next jetzt zu mehr Risikobereitschaft geraten, da der Track eben keinen würdigen Abschluss der Platte darstellt.
Was bleibt aber von der Platte nachher übrig? Ruin und Prixs können verdammt gute Songs schreiben und haben mit Verstärkung von Clemens (Gitarre) und Maximilian (Drums) ihren Tracks ein neues unverhofft gutes zweites Leben geschenkt. Ich schaue jetzt mit großer Erwartung aufkommende Produktionen, bei denen sie hoffentlich diese neu gewonnene Dynamik beibehalten können.
Tracklist SHARON NEXT – Hansa, here we come:
01. In my sphere
02. Feuerzeichen
03. Fairytale Romance
04. Sweet and tender lovely toy
05. Realität
06. Your embrace
07. Trying to stop
08. First man
09. Holyhead
10. Der Hase
Weblinks SHARON NEXT:
Homepage: www.sharonnext.com
Facebook: www.facebook.com/sharonnextofficial