MONO INC. – Welcome To Hell

Ach was soll ich sagen. Im Laufe der Zeit neige ich leider fast schon dazu, Martin Engler, Mastermind von Mono Inc. mit dem anderen Hamburger zu vergleichen, dessen Name hier nicht genannt werden darf, den wir aber aus völlig überflüssigen RTL-Castingshows kennen. Wo Engler irgendwo im Booklet einer Platte auftaucht, ist es auch deutlich zu erkennen, welchen Beitrag er geleistet hat. Kalkulierbar und leider über die Jahre hinweg ein wenig austauschbar.

Dabei bin ich eigentlich so was wie ein Fan von Mono Inc. und mag Engler deutlich lieber als Herrn B. aus Hamburg. Aber irgendwie ist ein wenig die Luft entwichen bei Mono Inc. Ja, sie geben sich Mühe mit ihren Platten, sie liefern qualitativ hochwertige Kost ab. Und auch die Geschichten, die sich um ihre Platten drehen, sind immer sehr einfühlsam. Engler reitet mit seiner Band durch den wilden Westen, schippert über das Meer oder wie jetzt, auf dem neuen Longplayer Welcome To Hell, streifen sie durch dunkle Wälder und erzählen mystische Geschichten aus Hamburg über Fabelwesen, Raben, Hexen und all den Zauber. Über allem steht der bombastische Rock, den Engler immer wieder aufführt. Er wird seine Liebe für Gary Moore wohl nie wirklich ablegen können. Es sei ihm ja auch gegönnt. Aber warum immer fetter, immer lauter, immer noch mehr?

Dass Mono Inc. ausgerechnet die Platte als Welcome To Hell ankündigen, ließ mich angesichts der Ausschreitungen in Hamburg 2017 etwas schmunzeln. Ich hab erwartet, dass Mono Inc. böse werden, kritisch oder anklagend. Dass das Ganze in eine andere Richtung gehen sollte, habe ich nicht erwartet. So ist schon einmal der Überraschungseffekt ausgeblieben.

Wie es quasi schon zum Programm gehört, steht über fast jedem Stück der Platte der engelhafte Gesang von Drummerfrau Katha Mia. Ja es ist toll, wie sie singen kann, aber in jedem Stück ist es leider nichts Besonderes mehr. Engler versucht sich an Folklore-Einflüssen, was ihm wahrlich gut gelingt. Harmonien schreiben kann er. Gitarrist Carl Fornia bekommt zwar seinen Platz auf der Platte, bleibt aber eher verhalten. Wer den Mann an der Gitarre schon einmal erlebt hat, wünscht sich mehr Spielfläche für seine Künste. Aber nein, mehr als viereinhalb Minuten im Durchschnitt darf es pro Stück nicht sein.

Auch, wenn es so scheint, dass mir die Platte nicht gefällt, dem ist nicht so. Ich bin nur traurig. Stücke wie das wunderbare The Heart Of The Raven, welches die Platte eröffnet, würde ich sogar mit zu den besten Stücken zählen, die Engler bisher geschrieben hat. Das Stück Welcome To Hell ist aber trotz aller musikalischer Qualität nicht mehr als Pflichterfüllung. Einzig das tragisch schöne A Vagabounds Life sticht für mich extrem unter der Last der Masse heraus. Reign Of Rats ist ein schwerer, böser Track, findet sich aber auf unzähligen Alben diverser Mittelalterbands wieder. Auch der engelsgleiche Gesang im Break als Aufhänger bleibt mir nicht lange im Gedächtnis.

Ich will die Platte nicht in Grund und Boden stampfen. Aber es bleiben für mich Fragen offen. Hatten Mono Inc. noch auf ihrer letzten Tour eine große schöpferische Pause angekündigt, sind sie jetzt schon wieder da. Würde Engler nicht planmäßig die Platten raushauen, sondern sich wirklich mal auf die Terrasse legen und das Leben genießen, würde es ihm, seiner Band und auch der Kreativität sehr gut tun.

Welcome To Hell ist eine Platte für die Fans, die von Mono Inc. nicht genug bekommen. Qualitativ hochwertig und mit Sicherheit auch mit viel Liebe zum Detail produziert. Aber mehr ist es dann auch nicht. Der Aufhänger, um neue Fans zu gewinnen, alte zufrieden zu stellen und vielleicht auch verlorene Fans wieder zurückzugewinnen, ist es dann leider doch nicht.

Welcome To Hell erscheint am 27.07.2018 bei NoCut/SPV.

Tracklist MONO INC. – Welcome To Hell:

01. The Heart Of The Raven
02. Welcome To Hell
03. Long Live Death
04. Risk It All
05. Flies
06. Under A Coal Black Sun
07. A Vagabounds Life (feat. Eric Fish)
08. Funeral Song
09. Reign Of The Rats
10. Unconditionally
11. When The Raven Dies Tonight

Weblinks MONO INC.:

Official: mono-inc.com
Facebook: facebook.com/monoinc