Es ist ein glutheißer Dienstagabend in Wiesbaden. 35 Grad zeigt das Thermometer noch bei Ankunft in der Landeshauptstadt Hessens, die Luft flimmert vor Hitze. Wer sich an diesem Abend Richtung Schlachthof aufmacht, tut das nicht zufällig – denn Skunk Anansie geben sich nach 6 Jahren endlich wieder die Ehre und das will man auf keinen Fall verpassen. Drinnen ist es zunächst angenehm kühl, die Klimaanlage rettet heute Leben! Aber mit jedem Takt, jedem Beat, jedem Applaus steigt die Temperatur und die Schlangen an den Getränkeständen werden länger und länger. Am Ende schwitzten die gefühlt 1500 Anwesenden nicht nur wegen der Hitze, sondern auch wegen der Energie die auf- und abseits der Bühne geboten wurde.
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Pünktlich um 20 Uhr betreten Tigress die Bühne. Die britische Supportband, die 2015 aus der Band The Hype Theory hervorgingen, liefert ein kurzes, knackiges Set aus sieben Songs ab. Musikalisch irgendwo zwischen Alternative Rock und Post-Grunge mit Pop-Punk-Elementen, ist es zunächst ein eher verhaltener Start. Doch spätestens bei dem Song „B.O.R.E.D“ kommt die Crowd mehr in Wallung. Hände gehen nach oben, Frontfrau Katy gibt alles und feuert das Publikum mit einem energischen „Make some noise!“ an. Die Resonanz ist da – noch nicht euphorisch, aber ehrlich. „Are you ready?“ fragt sie, und ja – jetzt sind wir’s. Am Ende gibt’s verdienten Applaus für die 5 Musiker aus Chelmsford. Kein überragender, aber ein guter Auftakt, der neugierig macht auf mehr von dieser Band.
Setlist TIGRESS – Wiesbaden, Schlachthof (01.07.2025)
01. Freefall
02. A Letter To Death
03. Power Lines
04. I Swear It`S Not A Lie
05. Blah Blah Blah
06. B.O.R.E.D
07. Alive
Weblinks TIGRESS:
Homepage: tigressofficial.com
Facebook: TigressOfficial
Instagram: wearetigress
Skunk Anansie. Kurz nach 21 Uhr betreten sie die Bühne – und die Temperatur steigt nicht nur physikalisch. Von der ersten Sekunde an brennt die Luft. „This Means War“ – was für ein Einstieg. Skin, diese charismatische und markante Erscheinung, fegt über die Bühne, als gäbe es kein Morgen. Ihre Stimme? Unverkennbar. Ihre Ausstrahlung? Faszinierend. Ihre Energie? Unerschöpflich. Und das mit 57 Jahren. Sie springt, schreit, singt, spricht – und lässt sich vom Publikum tragen. Ja, echtes Crowdsurfing. Mitten im Set. Und sie lacht dabei, als sei das das Natürlichste der Welt. Die Setlist ist ein aufgeladener Querschnitt durch drei Jahrzehnte Bandgeschichte – ein dramaturgisch starker Mix aus Wut, Melodie, Haltung und Seele. Songs wie „Charlie Big Potato“, „Because of You“ oder „God Loves Only You“ krachen gewaltig aus den Boxen.
„An Artist Is an Artist“ – die erste Single vom aktuellen Album The Painful Truth – und „Love Someone Else“ bringen die politische Kante der Band zum Vorschein – pointiert, bissig, relevant wie eh und je. Skin nutzt die kurzen Pausen zwischen den Songs, um klare Statements zu setzen, ohne belehrend zu wirken – vielmehr persönlich, nahbar und mit britischem Humor durchzogen. Das Publikum – bunt gemischt, altersmäßig irgendwo zwischen 20 und 60 – ist voll dabei, feiert die Band mit sichtlicher Begeisterung. Immer wieder wird mitgesungen, geklatscht, getanzt. Bei „Hedonism“ wird es fast andächtig: Die ersten Zeilen übernimmt Skin, dann singt der ganze Schlachthof – laut, emotional, wie eine gemeinsame Erinnerung. Ein Gänsehautmoment, der noch lange nachhallt. Und als mit „Weak“ einer der größten Hits folgt, ist die Halle endgültig ein brodelnder Kessel aus Emotion, Schweiß und purer Verbundenheit.
Auch nach über eineinhalb Stunden ist noch lange nicht Schluss. Die Zugabe beginnt mit „Secretly“, einem der melodischeren Stücke des Abends, das nach all der Energie wie ein kurzer Moment zum Durchatmen wirkt – bevor mit „Cheers“ wieder angezogen wird. Die Stimmung bleibt ausgelassen, euphorisch – und als plötzlich die ersten Akkorde von AC/DCs „Highway to Hell“ erklingen, ist die Überraschung perfekt. Ein lauter Jubel geht durchs Publikum. Zwar ist der Song kein Lautstärke-Höhepunkt, aber das sichtbare Vergnügen, mit dem Skin, Cass, Ace und Mark das Stück spielen, ist absolut ansteckend. Es wirkt weniger wie eine Covereinlage, sondern wie ein augenzwinkerndes Statement: Wir haben noch lange nicht genug. Danach bleibt wirklich nur noch eins: alles niederreißen. „Tear the Place Up“ kommt wuchtig, treibend, ein letztes Aufbäumen der Energie, das noch einmal alles bündelt. Und schließlich, fast unerwartet, „Lost and Found“ – ein ruhiger, nachdenklicher Ausklang, der einen Kontrast zum Rest des Sets bildet und das Publikum mit einem Hauch Melancholie in die Nacht entlässt.
Kurz vor 23 Uhr endet die Show. 20 Songs, fast zwei Stunden voller Energie – ein Konzert, das lange nachhallt. Das Wasser für einen Euro wirkt fast symbolisch für den Schlachthof: eine Location, die offen, vielfältig und laut gegen Rassismus und Ausgrenzung steht, ein Ort, an dem Musik Menschen verbindet. Dass Skunk Anansie genau hier spielen, passt einfach perfekt – beide haben eine 30-jährige Geschichte und stehen mit ihren Idealen für mehr als bloße Unterhaltung. Skunk Anansie live sind laut, leidenschaftlich und herzlich, eine Band, die zeigt, dass Relevanz keine Verfallszeit kennt. Am Ende bleibt dieses Gefühl: Wie gut, dass es sie gibt. Musik mit Haltung. Eine Powerfrau mit einer Mega-Stimme bringt die Halle zum Tanzen und Nachdenken. Skunk Anansie sind nicht zurück – sie waren nie weg. Und genau das macht diesen Abend so besonders.
Setlist SKUNK ANANSIE – Wiesbaden, Schlachthof (01.07.2025)
01. This Means War
02. Charlie Big Potato
03. Because of You
04. An Artist Is an Artist
05. I Believed in You
06. Love Someone Else
07. God Loves Only You
08. Hedonism (Just Because You Feel Good)
09. Shame
10. Weak
11. I Can Dream
12. Twisted (Everyday Hurts)
13. Animal
14. Yes It’s Fucking Political
15. Little Baby Swastikkka
16. Secretly (Z)
17. Cheers (Z)
18. Highway to Hell (AC/DC cover) (Z)
19. Tear the Place Up (Z)
20 Lost and Found (Z)
Weblinks SKUNK ANANSIE:
Homepage: skunkanansie.com
Facebook: OfficialSkunkAnansie
Instagram: officialskunkanansie