HIGHFIELD FESTIVAL 2024 – Sonntag (18.08.2024)

Fotos: HIGHFIELD FESTIVAL 2024 (So., 18.08.2024)
Mando Diao, © Joerg Seiche
Geschätzte Lesezeit: 8 Minute(n)

Der Sonntag des Highfield Festivals begann mit einem bedeckten Himmel, der sich an diesem Tag auch nicht mehr so recht lichten wollte – die Stimmung war bei uns anfangs dadurch, und durch die Geschehnisse des Vorabends, ein wenig gedrückter und nicht mehr ganz so ausgelassen und sonnig, wie noch an den beiden Vortagen. Wir kamen am großen Festivalgelände an und sahen, dass das Riesenrad immer noch abgesperrt war und am Zaun hing ein großes Schild mit „Gute Besserung“ – was für eine liebevolle Geste.

Lass Dir den Beitrag vorlesen:

Musikalisch legten wir auf der Green Stage mit Rogers aus Düsseldorf los. Die vier Punkrocker wurden vom zahlreich erschienenen Publikum mit Jubel empfangen, als sie direkt Rambazamba & Randale anstimmten. Dabei flogen die langen Dreads von Gitarrist Elias nur so hin und her. „Wunderschönen guten Mittag“, so die Begrüßung durch Frontmann Chri. Die Fans hatten Spaß und pogten zu den Klängen von Nachbarn von oben oder auch Nie euer Land. Wer nicht tanzte, der hatte die Arme in der Luft und klatschte im Takt mit. Bassist Artur und Chri standen hin und wieder auf dem kleinen Steg am vorderen Bühnenrand und heizten ordentlich ein. Dabei bezeichnete sich die Formation selbst als „Snooze-Wecker“ für alle, die eventuell noch nicht ganz wach sein sollten. Das Publikum war, genauso wie die Musiker, gut drauf und gestaltete von ganz allein eine Wall of Death – „schöne Idee“. Als Punkband hatten die Herren auch einen Song gegen echte Arschlöcher in petto – gemeint waren hier vor allem Nazis, Sexisten, Populisten usw. Das wurde besonders abgefeiert und die Band bedankte sich „für euren Einsatz“. Der Sänger verriet später auch noch, das er der „spießigste Punk“ überhaupt sei, denn „ich bin Besitzer eines Schrebergartens“. Wow! Das zuzugeben bedarf wirklich Mut. Aber wenn Gartennachbarn nerven, stimmt er gern mal seinen Hit Geh mir nicht mehr auf die Eier an und dann ist alles gut. Dieses Stück wurde auch beim Highfield zelebriert und jeder vor der Bühne sang laut mit. Wortwitz und fetter Punksound – das fetzt voll.

Die Blue Stage bot im Anschluss einen wahren Profi – hat er doch sogar schon in TV-Shows mitgewirkt und dabei Erfolge gefeiert. Die Rede ist selbstverständlich von Nico Santos. Ein großes Banner war hier als Sichtschutz anfangs vor der Bühne gespannt worden, doch dann gab es einen lauten Knall und Nico und seine Musiker waren zu sehen. Play with fire bildete hier den Start in eine entspannte und sehr fröhliche Party, die die Fans mit ihrem musikalischen Helden gemeinsam feierten. Der mehrstimmige Gesang von Nico und seinen Kollegen war ein echter Trommelfellschmeichler. Den Sänger hielt es nicht lang auf der Bühne, denn schnell gesellte er sich zu seinen Fans, als er in den Bühnengraben hinabstieg und dort mit den ersten Reihen zusammen sang. Die vor allem weiblichen Fans werden das sicher nie mehr vergessen. Die Gitarristen der Band waren gut drauf und groovten gemeinsam ab – die Spielfreude war ihnen und Nico selbst echt anzusehen. Songs wie Like I love you, Unforgettable oder auch das Kontra K-Cover Die Sonne wurden allesamt mit viel Beifall belohnt. Dabei griff der Nico auch mal selbst zur Gitarre, stellte sich ans Keyboard oder er tanzte mit seinen Kollegen eine kleine Choreo beim Singen – das machte voll gute Laune. Mal sang er ausgelassen mit einem Lächeln im Gesicht und dann wieder gefühlvoll mit geschlossenen Augen – toll. Und der große Smashhit Rooftop durfte an diesem Tag auch nicht fehlen. Ein rundum gelungener Auftritt, der uns mit einem Grinsen zurückließ.

Die Green Stage bot dann im Nachgang Ska-Punk aus Florida – in Form von Less Than Jake. Saxophonist Pete und Posaunist Buddy sorgten hier für den besonderen Sound, der nach vorn ging und viele Zuschauer zum Tanzen und Moshen animierte. Es wurde gehüpft und alle hatten von diesen Klängen gute Laune. Frontmann Chris verriet: „We live where Mickey Mouse lives.“ Mit Tracks wie The High Cost of Low Living oder auch All My Best Friends Are Metalheads ließen sich die Fans nicht lumpen und bildeten ganz schnell einen Circlepit vor der Stage. Die Band freute sich sichtlich darüber, denn schon wieder schwebte eine große Staubwolke über der Menge. Inmitten der Zuschauer war ein Pärchen dabei, die eine Topfpflanze bei sich hatten – das Bild dazu findet ihr in unserer Impressionsgalerie. Chris entdeckte das Pflänzchen und fragte verschmitzt: „Can we smoke this plant?“ Das sorgte für viele Lacher und schon ging es weiter im Ska-Punk-Reigen. Diese „last show of our European tour“ wurden von allen mit viel Energie zelebriert, was wahrlich großartig war. Das hätte ruhig noch länger so gehen können.

Die andere Stage bot hiernach Hip-Hop bzw. Rap aus Berlin mit $oho Bani. Wieder war die Bühne mit einem Banner verhüllt, doch der Rapper lief schon davor am Bühnenrand auf und ab. Dabei sah er in seinen weißen Klamotten ganz cool aus. Außerdem trug er an einer Hand einen weißen, glitzernden Handschuh, wie es einst schon Michael Jackson getan hatte. Idee eröffnete das Set und die Fans hatten die Arme oben, die dann im Takt mitbouncten. Der Bass war sehr fett und veranlasste die Anwesenden zum Hüpfen und Tanzen. Auch $oho Bani selbst tanzte sehr ausgelassen während er von links nach rechts lief und dann wieder zurück. Das große Banner fiel dann schnell und so waren die Mitmusiker des Rappers auch zu sehen, wie sie zu den eigenen Klängen mächtig abgingen. „Highfield, was geht ab? Ihr seht geil aus.“ Na das ist doch mal ein Kompliment! Es wurde immer wilder in der Menge, so dass der Sänger „habt Respekt voreinander“ forderte. Schön, wenn Künstler auf ihre Fans auch aufpassen. Der Song Olympia wurde dann vom Auditorium mitgesungen und als es mit Napoleon „zurück in die 80s“ ging brandete Jubel auf. Der DJ auf der Bühne gab wirklich alles, um mit seinen Sounds einzuheizen. Alles richtig gemacht.

Olli Schulz & Band enterten als Nächstes die Green Stage. Der Sänger war gut drauf und verriet, dass er seine „Schlafhose nicht ausgezogen“ habe und so ganz entspannt spielen könne. Für uns hatte er seine „Äras-Tour“ vorbereitet und die startete passenderweise mit So muss es beginnen. Dabei stand er mit seiner Gitarre am Mikrofon und sorgte für gute Stimmung. Seine lockeren und witzigen Sprüche wurden mit viel Beifall und Lacher quittiert. An diesem „letzten Tag holen wir nochmal alles raus“, so die Aufforderung an die Festivalbesucher. Das klappte auch recht ordentlich, denn dieser Auftritt wurde ein wirklicher Erfolg. Dafür sorgten auch die Lieder Passt schon!, Schrecklich schöne Welt, das eine wunderbar schöne Message hatte, Phase oder So schreibt man seinen Song. Die Stücke hatten immer mal einen anderen Stil parat – es ging von Reggae über Pop bis zu Rap – sehr beeindruckend. Der mehrstimmige Gesang kam auch gut an. Olli selbst ist ein echtes Phänomen. Mal legte er einen „derben Freestyle“-Rap hin, dann ließ er sich über Alphaväter auf Spielplätzen aus oder erzählte Geschichten über „geile Plattenläden“, die es leider kaum noch gibt. Überhaupt musste der Sänger aufpassen, dass er sich zwischen den Tracks nicht „versabbelte“. Die Ankündigung eines neuen kommenden Albums wurde mit viel Jubel bedacht aus der tanzenden Menge. Ollis Humor war genau das richtige an diesem Tag – so kamen auch die letzten, die noch betrübt waren vom Vortag, auf andere Gedanken. Danke dafür!

Flogging Molly hatten das Wetter passend zu ihren musikalischen Klängen mitgebracht – „we brought the rain“. Irish Folk und Punk funktionieren immer – auch im feuchten Wetter – und so ging es vor der Green Stage dann trotz allem mächtig ab. Frontmann Dave war gut gelaunt, stellte sich in seinem schicken Anzug auf den Steg am Bühnenrand und stimmte Drunken lullabies an. Die Menge klatschte und tanzte drauf los. Die Musiker ließen sich auch nicht lumpen und sprangen und tanzten umher. Klänge von Swagger, A Song of Liberty oder auch Devil’s Dance Floor sorgten für ein wogendes Armemeer und ganz viel gute Laune. Selbstverständlich wurde hier auch auf der Bühne getrunken – das gehört nun einmal zu Irish Pub-Musik dazu – „Prost Deutschland“. Die Band wünschte zwischendrin allen Verletzten vom Vorabend gute Besserung und bedankte sich bei allen Helfern für ihren tollen Job – das gab einen fetten Zwischenapplaus. Dave war immer wieder am Bühnenrand zu Gange und sang verschmitzt „I’m singing in the rain“ und stellte dann erstaunt fest: „what does the rain to my fucking hair?“ Ach, das machte gar nichts, denn wir sahen ja alle gleich aus. Die Leute im Circlepit sahen noch zerstörter aus. Diese Eskalation zu Folk-Klängen im Regen war vollkommen in Ordnung für alle und jeder lächelte – auf und vor der Bühne.

Die Blue Stage hatte als Nächstes Bosse auf Lager. Wieder war der Blick auf die Bühne verhüllt mit einem Banner – das war an dem Tag auf dieser Bühne wohl echt der Running Gag. Dann fiel der Banner und Axel Bosse und seine musikalischen Kollegen wurden bejubelt. „Oh Highfield, wir ham so Bock auf dich“, so die begrüßenden Worte des Frontmanns. Direkt vom ersten Lied an wurde von den Fans lautstark mitgesungen, wie etwa bei So oder so, Die Befreiung oder zu Das Paradies, in dem der Künstler von seiner „politischen Wunschliste“ sang. Axel tanzte ausgelassen zu den eigenen Klängen und lief immer wieder hin und her. Stillstehen war für ihn keine Option. Die Band zeigte ihr ganzes Können und der mehrstimmige Gesang, vor allem in den Refrains, bildete einen tollen Klangteppich. Der Sänger und seine Kollegen hatten zur Feier des Tages einen „sehr komplizierten Tanzschritt vorbereitet“ – Fuss links – Tip – Fuss rechts – Tip – das sah schon echt schwierig aus. Die Soli des Trompeters und des Drummers auf den Bongos sorgten für Begeisterungsstürme im Publikum – diese Musiker hatten es aber auch echt drauf. „Danke, dass ihr bei diesem Dreckswetter hier seid“, so der Dank an die Zuschauer, denn es regnete leider immer noch. Das machte den Fans aber nichts aus, und so wurde weiter getanzt und am Ende schossen mehrere Konfetti-Kanonen Luftschlangen auf die Massen.

Die Schweden von Mando Diao waren an diesem Festival-Sonntag der Co-Headliner auf der Green Stage, der von den Fans sehnsüchtig erwartet wurde. „Your swedish band is back“, so Frontmann Björn und schon ging es in die Vollen. Er wackelte mit dem Hintern und die Zuschauer tanzten zu Gold ausgelassen drauf los. Die Gitarristen Håkan und Carl-Johan standen hin und wieder auf kleinen Podesten und waren so gut zu sehen. Das Banner im Hintergrund der Bühne war sehr schick. Dazu passte die Lichtshow, die anfangs in Gelbtönen gehalten war. Der Sänger war immer in Bewegung – mal stand er vor dem Schlagzeug von Drummer Samuel, dann war er auf dem Steg am Bühnenrand zu Gange und dann hüpfte und tanzte er vor sich hin, während er Songs wie Stop the train oder auch Long long way sang. „We love Deutschland“, so die Musiker, und die deutschen Fan, die an diesem Tag am Störmthaler See mit dabei waren, liebten diesen Gig sehr. Es war proppenvoll vor der Bühne und trotzdem wurde überall ausgelassen getanzt. Björn und seine Kollegen stellten sich zwischendrin gegenseitig mit viel Humor vor – etwa als „King of Viking“ oder als „Elvis from Sweden“. Da war zu merken, dass sie sich echt mochten und das macht eine gute Band aus. Selbstverständlich gaben sie auch ihre größten Hits zum Besten – wie Black Saturday. Ein souveräner Auftritt, mit dem sich die Band sicher den ein oder anderen neuen Anhänger erspielt hat.

Der Headliner auf der Blue Stage war dann endlich an der Reihe. Marsimoto, das andere Projekt von Rapper Marteria, wollte hier seinen letzten Festival-Gig überhaupt bestreiten, denn das Projekt selbst befindet sich auf Abschiedstour. Eine riesige Maske bildete das Zentrum des Bühnenaufbaus – genauso eine, wie der Sänger eine im Gesicht trug. Die Stage war ganz in grünes Licht getaucht und dann tauchte er nach einem langen Intro endlich aus großen Nebelschwaden auf. Auch die Musiker auf der Bühne trugen allesamt eine Maske. Die Menge hatte die Arme erhoben und ließ diese zu den Rhythmen aus den Boxen bouncen. Marsimoto lief viel hin und her und ließ zum Beispiel Washington P.C. erklingen. Auch er wünschte allen Verletzten vom Riesenrad-Vorfall „Gute Besserung“ und schon ging es weiter im Set mit KI (Keine Intelligenz) oder My Big Fett Green Edding. Nebelfontänen schossen immer wieder gen Himmel, während der fette Bass und Sounds, wie wir sie eigentlich von Bands wie The Prodigy kennen, das Tanzbein bei den Zuschauern zucken ließ. Laserstrahlen unterstützten die grüne Lichtshow auf der Bühne – das sah schon richtig cool aus. Die Party nahm richtig Fahrt auf und so bildete das Ganze einen krönenden Abschluss für diese Stage.

Wir machten uns dann aber auf den Heimweg, denn erstens waren wir kaputt von drei Tagen Festival, der Rücken tat uns weh und Macklemore, Headliner auf der Green Stage, hatte nicht allen Fotografen eine Erlaubnis erteilt. Wir hatten hier das Nachsehen und somit beschlossen wir, das Festival ausklingen zu lassen.

Fazit

Wieder einmal war es musikalisch gesehen ein abwechslungs- und ereignisreiches Festival, dass mit heißen Sommertemperaturen und etwas Regen am letzten Tag auch wettertechnisch verschiedene Seiten zeigte. Unsere persönlichen Highlights bei all den Gigs auf den Bühnen waren Peter Fox, Flogging Molly, Panteón Rococó, Donots und Tränen. Auf den drei Bühnen lief fast immer alles am Schnürchen – ein Lob an dieser Stelle an die Techniker und alle Helfer. Auch ein Dank an den Veranstalter, der für uns Pressevertreter wieder ein tolles Backstagezelt mit gekühltem Wasser und Klimaanlage zur Verfügung stellte – das war bei der Hitze wirklich ein Segen. Außerdem noch einmal ein großes Dankeschön an die Rettungskräfte, die bei dem Riesenrad-Brand ihr Bestes gegeben haben und gute Besserung nochmals an alle Betroffenen.
Für 2025 ist mit K.I.Z schon der erste Headliner verkündet worden. Die Tickets für das Festival, das vom 15.-17.08.2025 stattfinden soll, gibt es auch schon und dabei habt ihr hier erstmals die Möglichkeit, 11 Tickets zu kaufen, müsst aber nur 10 bezahlen. HIER findet ihr alle Infos dazu. Seid also mit dabei, wenn es am Störmthaler See wieder wild wird beim Highfield 2025! Bis dahin…

Den Bericht vom Freitag findet Ihr hier:

HIGHFIELD FESTIVAL 2024 – Freitag (16.08.2024)

Den Bericht zum Samstag findet Ihr hier:

HIGHFIELD FESTIVAL 2024 – Samstag (17.08.2024)

Weblinks HIGHFIELD:

Homepage: https://highfield.de/
Facebook: https://www.facebook.com/highfieldfestival/
Instagram: https://www.instagram.com/highfieldstvl/

Autor