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EBM für das Bücherregal: Eli van Vegas im Interview über “ELEKTRONISCHE KÖRPERMUSIK”

EBM für das Bücherregal: Eli van Vegas im Interview über "ELEKTRONISCHE KÖRPERMUSIK"

© Elektronische Körpermusik

1981 war es, als innerhalb weniger Monate die Deutsch-Amerikanische Freundschaft einen Song namens Der Mussolini und die belgischen Newcomer Front 242 eine 7″-Single namens Principles/Body To Body veröffentlichten. So gilt 1981 gemeinhin als das Jahr, in dem die Welt erstmals Notiz von EBM, also Electronic Body Music nahm, auch wenn diese Bezeichnung sich erst einige Jahre später etablieren sollte. Nun, in 2023, gibt es ein 602 Seiten starkes Buch aus Deutschland, passenderweise “Elektronische Körpermusik” betitelt, das verschiedensten Facetten der Szene beleuchtet und damit weltweit einmalig sein dürfte. Die besten Freunde Yuma Hampejs und Marcel Schulze, langjährige Fans des Genres, trugen zahllose Texte zusammen, fragten Bands, Journalisten, Clubbetreiber, Veranstalter und Fotografen nach Informationen und Gastbeiträgen.

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Das Ergebnis liegt nun vor und beleuchtet Vergangenheit und Gegenwart des Genres. Von den Pionieren wie DAF, Front 242 und den Cover-Stars Nitzer Ebb ausgehend geht es einmal um die ganze Welt. Wer das Buch liest, wird vermutlich erstaunt sein, wo noch überall EBM produziert, gespielt und betanzt wird und wurde – es handelt in einigen Kapiteln gar von Körpermusik aus Japan, Kolumbien und weiteren Ländern, die man mit den magischen drei Buchstaben vielleicht nicht sofort in Verbindung bringt. Herausgeber und Designer von “Elektronische Körpermusik” ist Eli van Vegas. Er ist Genre-Fans sicher von seiner Band Zweite Jugend bekannt, steht zudem regelmäßig mit Tension Control auf der Bühne und ist aktuell als Live-Schlagzeuger bei Front Line Assembly aktiv. Wir nahmen das Gastspiel von FLA im Oberhausener Kulttempel zum Anlass, uns mit Eli vor der Show über das Buch, die Entwicklung der Szene und auch etwas kontroversere Themen rund um EBM zu unterhalten.

Hallo Eli, einige, die unser Portal verfolgen, werden über dein Schaffen sicher informiert sein. Aber einmal für alle anderen: Was machst du und warum bist du an „Elektronische Körpermusik“ beteiligt?

Tatsächlich bin ich zunächst in meiner Jugend über Front Line Assembly zur EBM gekommen. Es gab dann 2006 die Nitzer-Ebb-Reunion, ich sah sie da live beim WGT in der Agra, habe Feuer gefangen und den Entschluss gefasst, das selber machen zu wollen. Ich komme ursprünglich aus der Gitarrenmusik, hatte Gitarre gelernt, dann aber irgendwann ohnehin schon elektronische Musik gemacht. Mit meiner alten Band Combat Conpany konnte ich einige Kontakte knüpfen, irgendwann hatte ich aufgehört, mit Metal- und Mittelalterbands als Tontechniker unterwegs zu sein.

Das ist dann wirklich ein klarer Schnitt.

Die haben mich ständig ausgelacht. Ich habe letztens noch einen von den Bandmitgliedern von damals wieder getroffen, der wieder meinte ‚Ach, elektronische Musik …ist ja nur n bisschen Trommeln, ne?‘ Nee, so einfach ist es nicht. Jedenfalls hatte ich dann erst Design studiert. Combat Company hatte nicht den großen Erfolg, ich nicht das richtige Umfeld dafür. Ich wohnte einige Jahre in Berlin und Bielefeld, kehrte aber letztlich zurück in meine Heimatstadt Osnabrück und gründete dort Zweite Jugend. Und vom ersten veröffentlichten Video aus dem Proberaum an fingen die Leute Feuer.

Wie hast du das Autoren-Duo Yuma und Marcel kennengelernt?

Yuma und Marcel sind große Zweite-Jugend-Fans. 2019 spielten wir beim BIM-Fest, Yuma kam an und fragte “Hast du Bock, ein Kapitel für ein Buch zu schreiben? Du kennst dich ja gut aus in der Szene und hast viele da kennengelernt.” Vor zwei Jahren ging es dann ums Design und der eigentlich vorgesehene Designer ist abgesprungen. Sie fragten mich. Ich war voll mit Aufträgen, sagte dann, dass es etwas dauern wird – deswegen ist das Buch jetzt erst veröffentlicht worden.

© Elektronische Körpermusik

Yuma ist, wenn ich das richtig verstanden habe, keine Musikerin, Marcel textete lediglich für völlig genrefremde Bands. Wie hat sich das über EBM zusammengefunden?

Yuma ist lange in der Szene drin, die kenne ich schon ewig. Und Sie und Marcel sind beste Freunde. Die beiden haben die Kapitel quasi bei ihren Gastautoren bestellt, ich habe auch noch einige angefragt. Man hat irgendwann Backstage-Freundschaften aufgebaut, die man dann um Infos und Texte bat. Wir sind zum Beispiel recht dicke mit den Juggernauts.

Das Werk ist inspiriert vom Buch „Den Svenska Synthen“ von Bengt Rahm, das von schwedischem Synthpop handelt.

Genau. Auch vom Format, es ist ebenfalls quadratisch. Das schickte mir Yuma zu als Vorlage. Ich wollte bei unserem Buch aber mehr Struktur reinbringen, in der äußeren wie inneren Form. Das beeinflusste natürlich die Fotoauswahl, ich musste schauen, welche Fotos vom Bildausschnitt her gut passen. Manchmal war das sehr knapp.

Wie kamt Ihr an die Informationen über die Bands? Zu vielen, die Ihr im Buch vorstellt, findet man ja nicht mal auf Wikipedia etwas.

Ich kann dir sagen, wie ich für mein Kapitel recherchiert habe. Einiges an Grundwissen und Kontakten war bei mir ja schon vorhanden. Als ich das 2020 schrieb, hatte ich zum Beispiel eine Tour mit FLA und den Krupps hinter mir, mit denen ich viel redete. Gerade von Ralf Dörper kamen viele Infos. Wo ich nicht mehr sicher war, fragte ich die Leute persönlich an. Das Schwierige ist eben: Es gibt quasi keine Literaturquellen, außer einige alte Interviews mit den Bands im Internet. Die Infos und Geschichten musst du zum großen Teil aus erster Hand bekommen.

Wie viele der im Buch mit eigenen Kapiteln vorgestellten Bands kanntest du selbst?

So 70, 75 Prozent kenne ich persönlich. Mit einigen hatte ich schon gespielt, viele andere lernte ich auf Festivals kennen. Nehmen wir als Beispiel mal Sequenz-E. Als Christian gestorben ist, haben wir die mit Combat Company gecovert.

Neben vielen Geschichten sind zahlreiche Live-Fotos aus vier Jahrzehnten Teil des Buchs. Wie kamt Ihr an die Bilder ran?

Bei aktuellen Fotografen, was Bilder der letzten 10, 20 Jahre angeht, hatte ich Zugriff auf den kompletten Fundus. Bei älteren Fotos haben die Autoren oft angefragt, zum Beispiel die Clubs angeschrieben.

Wie sehr ging das ins Geld?

Die Tantiemen sind nicht groß. Der Markt ist eben auch nicht der größte, gerade für eine rein deutschsprachige Fassung. Viele im Ausland fragten uns schon, ob es denn irgendwann auch eine englische Version gibt.

Das wäre meine nächste Frage gewesen.

Die Autoren sitzen an einer englischen Übersetzung, wie ich hörte. Mehr wird es aber wohl nicht geben.

© Elektronische Körpermusik

Auf dem Covermotiv sieht man Nitzer Ebb auf ihrer Tour mit Front 242 im Januar, ein ganz frisches Bild also. Wie schwer war die Bildauswahl?

Es war eine ewige Diskussion. Es gab erst die Idee, eine Kassette draufzupacken, quasi, um die DIY-Attitüde zu zeigen. Aber das Buch hat eine quadratische Außenform, eine 16:9-Innenform. Da hätte die Kassette sehr klein sein müssen, ein Umlauf funktioniert auch nicht wirklich. Wir experimentierten viel herum. Am Morgen nach dem Tourstopp von Nitzer Ebb und Front 242 in der Columbiahalle sah ich dieses Bild von Alexander Jung mit Douglas und Bon dann morgens beim Kaffeetrinken beim Durchscrollen. Dieses Motiv, das Licht – ich wusste: Zack, das ist es. Ich gestaltete das, wie auch die Rückseite mit Richard von Front 242, wir holten uns die Rechte bei den Bands und dann lief das alles.

Mal ein ganz anderes Thema: Das Buch ist ja quasi auch ein Guide für Einsteiger. Liest man sich als komplett Ahnungsloser einige im Netz verfügbare Infos zu EBM durch, landet man irgendwann bei der These, dass illegale Drogen im Vergleich zu anderen elektronischen Musikszenen keine oder kaum eine Rolle spielen – zumindest in Europa. Wie nimmst du das wahr?

Amerika und Europa haben da schon heftige Unterschiede. Ich habe nie in Nordamerika gespielt, aber kenne einige Hintergrundgeschichten. In Südamerika ist es gar üblich, dass man harte Drogen im Backstage hingelegt bekommt. Wir hier machen das nicht, es bleibt bei Alkohol und Tabak. Wobei man natürlich Alkohol je nach Ausprägung auch zu den harten Drogen zählen kann. Ich für mich habe eine klare Einstellung. Zuhause, wenn ich nicht auf Tour bin, trinke ich so ziemlich gar nichts, höchstens im Sommer mal ein, zwei Bier im Garten. Denn wenn du mal so drei, vier Wochen tourst, geht deine Alkoholtoleranz oft ziemlich schnell rauf, das ist dann irgendwann nicht mehr gut. Das musst du abseits der Touren bremsen.

Welche Eindrücke hast du vom Publikum?

Nordamerika ist völlig anders als Europa, die sind auch einen anderen Sound gewöhnt, viel gitarrenlastiger. Das macht auch für FLA einen großen Unterschied. 2022 war Tim Skold als Gitarrist dabei, ich fand’s super – aber in Europa gab es dafür ganz viel Kritik. Das ist so ein historisch gewachsenes Ding. Als der Techno Anfang der 90er aufkam, änderten viele EBM-Bands ihren Sound dahingehend, so wie FLA oder die Krupps, die das dann ja sogar groß gemacht hat. Aber viele sind damit untergegangen. Ich habe heute oft den Eindruck, die Fans haben Angst vor Gitarren. Weil dann die Erinnerungen wieder hochkommen, im Sinne von ‚Oh Gott, das war damals der Untergang‘.

Eli live mit Zweite Jugend, © Thomas Bunge

Wo wir bei „Untergang“ sind: Die Szene-Urgesteine, die großen Namen, gehen altersbedingt ihrem Karriereende entgegen. Gerade bei Front 242 mehren sich die Gerüchte, dass es bald vorbei sein könnte. Wie blickst du auf die Zukunft von EBM?

Bei einigen Bands erwarte ich, dass es in den nächsten zwei, drei Jahren zu Ende geht. Es gibt aber auch Gegenbeispiele, Jürgen Engler zum Beispiel. Der raucht nicht, trinkt nicht und ist topfit. Auch Bill Leeb. Er ist über die Jahre etwas ruhiger geworden auf der Bühne, was ihm oft als Kritik ausgelegt wird, aber ich finde das gut. Er hat immer noch viel Energie. Und das ist auch wichtig für die Fans, dass sie ihre Geld nicht für Bands ausgeben, bei denen man nicht weiß, ob der Sänger den Soundcheck überlebt. Was Newcomer angeht, kommen wir meiner Meinung nach wieder auf das Nordamerika-Europa-Thema.

Inwiefern?

Da gibt es Querverbindungen, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht erkennt und wo in Sachen Vernetzung noch deutlich mehr passieren könnte. Ich höre zum Beispiel seit einem Jahr durchgängig Kanga. Eine supertalentierte Musikerin, sehr umtriebig, gerade hat sie mit Bill und Rhys was für die neue Delerium gemacht, jetzt ist sie mit My Life With The Thrill Kill Kult und Adult. auf US-Tour. Wenn die nach Deutschland käme, würde ich sofort hinreisen. Ansonsten gibt es natürlich viele kleine Newcomer, aber die müssen einen bestimmten Punkt erreichen. Ständig an Wochenenden unterwegs sein, Konzerte spielen, das geht auch erstmal ins Geld. Viel kommt da zunächst nicht raus, eher im Gegenteil. Und das musst du wollen.

Wie siehst du den aktuellen Trend?

Nachwuchsbands kriegen bei den Booking-Agenturen jetzt eher Chancen als noch vor zehn Jahren. Das muss auch so sein, denn sonst entsteht irgendwann ein Loch und dann bleibt das Publikum weg. Zweite Jugend ist da ein gutes Beispiel, wir sind jetzt bei Pluswelt. Vorher machten wir alles selbst. Ich merke, dass da jetzt deutlich mehr Aktivität seitens der Agenturen ist, letztens wurden wir nach dem Out of Line Weekender vor Ort angesprochen wegen eines Bookings.

Der Altersdurchschnitt bei Szene-Konzerten ist allerdings weiterhin sehr hoch.

Du musst das junge Publikum irgendwie erreichen. Wir wollen mit Zweite Jugend auf unserem nächsten Album andere Themen ansprechen, solche, die Jüngere interessieren. Es funktioniert bislang bedingt, wir haben aber schon auf unseren Shows einige Fans in ihren Zwanzigern. Bei Front Line Assembly habe ich das in den letzten Tagen auch festgestellt, gerade in Hamburg.

Insgesamt ist da aber noch viel zu leisten, denke ich.

Wir müssen als Musiker Brücken schlagen. Wir können jetzt astreine EBM machen, wo die Alten ankommen und sagen ‚Das ist ein Klon von irgendwas‘. Oder wir nehmen Elemente aus anderen Genres mit rein, lassen Inspirationen durchscheinen – das mache ich oft mit Ska, Punk, Techno, obwohl es beim ersten Hören vielleicht gar nicht auffällt, sondern erst beim zweiten. Unser Lied Elektronische Körpermusik kommt beispielsweise aus dem Techno. Sowas zu machen, ist die Zukunft. Wenn Fans in zehn Jahren noch auf Konzerte gehen wollen, dann müssen wir das machen.

© Elektronische Körpermusik

Wo du vorhin Kanga erwähntest: Ein weiteres schwieriges Thema im EBM-Bereich ist die Präsenz von Frauen. Die war über Jahrzehnte quasi nicht vorhanden.

Ein Riesenthema, das mich schon Jahre beschäftigt. Ich spiele jetzt auch nur mit Jungs in Bands, aber ein Großteil unserer Crew sind Frauen. Unter anderem haben wir uns auch deswegen für Pluswelt entschieden, das war ein Grund von 20, aber ein wichtiger. Unsere Kollegin da ist in den Dreißigern und hat total Bock drauf. Ich sprach letztens mal mit Andrea von Ad:Key, wir wollen seit Ewigkeiten ein Lied zusammen machen und kriegen es zeitlich einfach nicht hin. Sie sagte, sie hätte bald ein Projekt mit vielen Frauen am Start, wo ich was produzieren soll. Mal sehen, wann wir das hinbekommen. Seit 1,5 Jahren plane ich auch ein Nebenprojekt, bei dem ich ausschließlich mit Frauen auf der Bühne stehen will und dann auch eher im Hintergrund. Keine reine EBM, aber elektronisch, viele Genres miteinander verbunden.

Welche Rolle spielt das Thema bei Festivals mit EBM-Beteiligung? Man schaue sich nur mal das aktuell feststehende E-Tropolis-Line-up für 2024 an. Zehn Bands, nur bei einer gibt es weibliche Bühnenpräsenz.

Das ist schon zunehmend Gesprächsthema. Ich habe mal einen Song mit Liss Eulenherz gemacht, eher in die Tech-House-Ecke, einen zweiten, den wir noch veröffentlichen müssen und auch den Zweite-Jugend-Song Die ganze Nacht nochmal mit ihr aufgenommen. Gerade aus der Motivation, dass Frauen in der Szene mehr Raum kriegen sollen.

Die Schwedin Rein ist so ein Name, die mir da einfällt, um etwas zu verändern.

Auf jeden Fall, da freue ich auch, sie beim WGT zu sehen. Die spielt da direkt nach uns von Tension Control. Sie kenne ich auch schon länger, sie spielte früher in einer Band namens The Blister Exists Schlagzeug. Wir spielten vor Jahren mal zusammen auf Festivals, sprachen damals auch mal darüber, vielleicht ein Projekt zu starten, aber sie meinte, dass sie gerade was Eigenes in der Mache hat. Das wäre dann zu zeitintensiv geworden.

Ebenfalls beim WGT und im Kommen sind Ultra Sunn, die nun wahrlich nicht wie eine Kopie von DAF, Nitzer und Front klingen.

Auf jeden Fall. Das sagen auch ganz viele meiner Leute, gerade die, die gerne mal zwischen den Genres wandeln. Es gibt viele Bands, die da gerade aufsteigen. Wir müssen die eben nur zum Headliner machen. Wir als Musikfans. Wir müssen Tickets kaufen, wenn die bei uns spielen. Damit wir in zehn Jahren noch auf Konzerte gehen können.

WGT 2023 – Wave-Gotik-Treffen in Leipzig – Bands, News und Co. hier!

Ein letztes Thema, das ich noch anschneiden will: Symbolik. Oft wird EBMern fälschlicherweise vorgeworfen, mit faschistischen Symbolen zu spielen – man denke nur an das Sturm-Café-Bandlogo mit den angeblichen „SS-Runen“, die natürlich keine sind.

In meinem Kapitel habe ich da was zu geschrieben. Irgendwie hat sich das aus dem Punk so ein wenig in EBM rübergerettet, wenngleich nie so extrem, alleine schon, weil viele Symbole in Deutschland verboten sind. Die Punks damals in England schmierten sich SS und Hakenkreuze auf die Lederjacken, einfach, um ihre Eltern zu provozieren, die aus der Kriegsgeneration kommen und die Nazis als Feinde hatten. Ein jugendliches Rebellieren. Das haben wir jetzt nicht mehr so, meine Eltern hatten solche Kriegsfeinde nicht. Die Rebellion im EBM war eher, dass die Instrumente der Eltern, die Gitarren, weggelassen wurden. Ich denke aber, wir müssen neue Symbole finden, um zu provozieren. Ich benutze zum Beispiel auf der Bühne die Regenbogenfahne. Das ist einigen alten Fans gegenüber eine Provokation. Auf unserem aktuellen Promobild trage ich eine Regenbogenbinde. Da kam direkt ein fieser Kommentar. Anscheinend ist das also nötig. Ich mache das nicht nur, weil es meine Werte sind – und natürlich sind das meine Werte –, sondern auch, um Flagge zu zeigen und eben zu provozieren, meine Punk-Adern ausleben zu lassen, anzuecken. Wir brauchen neue Symbole, die andere Werte haben. Wenn es Offenheit für Sexualität und Liebe ist und man damit provozieren kann, läuft in der Welt echt was falsch. Und das gibt mir erst recht den Grund, damit weiterzumachen.

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