THE DÜSSELDORF DÜSTERBOYS – Leipzig, Conne Island (02.03.2023)

Fotos: THE DÜSSELDORF DÜSTERBOYS
The Düsseldorf Düsterboys, © Claudia Helmert
Geschätzte Lesezeit: 2 Minute(n)

Vorwärtsgewandte Nostalgie

Die Diskolichter wirbeln über die Stuhlreihen im Antifa-Areal. Flink vergeht die anfängliche Leere und zunehmend lauter klirren Gläser und tuscheln die zahlreichen Besucher:innen im ausverkauften Conne Island. Mit der Konzert-Ankündigung von Karl vom Kanal und The Düsseldorf Düsterboys lockt jener Konzertraum in den Leipziger Süden.

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Berufskleidung Traumanzug

Im dunkelroten Rollkragen und mit markanter Brille, schiebt sich Karl vom Kanal vor die Scheinwerfer. Er strahlt mit dem aufleuchtenden Gelb der Bühnenlichter um die Wette und verzaubert das Publikum mit beeindruckenden Gitarrensoli und seiner klaren, durchdringenden Stimme. Im schnelllebigen Rhythmus. den die Gegenwart mit sich bringt, besingt er den Be- und Verwertungscharakter von allerlei Lebenslagen, er tönt, alles sei drei von fünf, denn die Sterne lügen nicht. Er beflügelt den “Marlboro Cowboy”, eine seiner besungenen Figuren, zur Rauchstation aufzusteigen. Überzeugend, clever und erheiternd reiht er Wortspielereien zu Melodien aneinander. Im Hall und Rauch folgt ein Song auf den Nächsten und die anfängliche Unruhe des Publikums verfliegt von selbst. Die Aufmerksamkeit lohnt sich, denn Karl vom Kanal versteht es, mit Noisiness, mit Kratzen und Tapesounds im Melodiefluss, zu berauschen. Der Solist erfühlt und erfüllt das Conne Island mit herrlichen Geschichten, die er gekonnt in einfältige Musik verwandelt. Beeindruckt und mit einem wohligen Lächeln auf den Lippen schätzen die Konzertbesucher:innen den Künstler.

Post von der Insel der Angst

Ein paar hektische Handgriffe des Umbaus später, säuselt schon die nächste Gitarre. Am hinteren Rand der Bühne, rumpelt und krawallt Pedro Goncalves Crescenti am Schlagzeug während vorne Peter Rubel über die Gitarrensaiten heizt. Das war lediglich das Warmup des Duos The Düsseldorf Düsterboys. Die beiden Virtuosen hüllen mit ihrer aktuellen Platte Duo Duo in sonderbar verlockende, rührselige und stets klangvolle Schönheit. 2012 fanden Pedro und Peter zueinander und sind für mehr nur einen guten Bandnamen bekannt. So berauschen die Musiker auch als Teil der Gruppe International Music – mehr noch, als charismatische Gesichter der deutschsprachigen Popkultur. Jede ihrer Noten ist es Wert gehört zu werden.

Die beiden tauschen rasch ihre Instrumente gegen Akustikgitarren und verstricken sich, so sehr wie das Publikum, in formschöne Melodieverläufe. Düster, rauchig, bluesig und cool erklingen die Songs. Dabei suggerieren die beiden immer eine bemerkenswerte Unbeschwertheit während die Finger unaufhaltsam über die Saiten tanzen. Mit ihren unterschiedlichen Timbres säuseln, tönen, hauchen und besingen sie Palmen und Urlaubsträume von Teneriffa, flirrenden Lavendeltreppen, schwadronieren über die eigene Welthaltigkeit und Perspektiven in Korn auf Korn, wählen Parties, besingen das Weh und Ach hinter der Wand. In blau angeleuchteten Nebelschwaden leihen sie all ihren Pathos den Zeilen des Songs Oh, Mama: “Oh Mama halt mich aus, Halt mich aus dem trouble raus, Denn ich habe ein Gefühl, Denn ich habe ein Gefühl, Es bringt nicht viel”. Während sie zwischen den Songs die Gitarren wechseln, dotzen die Instrumente gegen die aufgestellten Mikrophone – gleich eines Running Gags. Ein Anekdötchen hier, eine EP Ankündigung da und das verträumte Knef-Cover Insel der Angst verzaubern zusätzlich. Mit Meine Muse erfüllen sie einen Zugabenwunsch des Publikums, das den glanzvollen Konzertabschluss mit lautem Applaus und freudigen Jubelrufen schätzt.

So viele Stars
So viele Sternchen
In meinem Zimmer beginnt ein neuer Tag

Take me higher

Weblinks THE DÜSSELDORF DÜSTERBOYS:

Homepage: duesseldorfduesterboys.de/
Spotify: open.spotify.com/artist/42hIWukHXzWTMKks7XoD5F?si=i5dzus-GRZ6nFDr5XTMGfw
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