Frischer Wind für ein manchmal etwas angestaubt wirkendes Genre: Harte Bretterparts mit Gekeife in den Strophen, clean gesungene weinerliche Schmonzetten-Refrains und irgendwann kommt der Breakdown; man kennt das von Metalcore-Bands. Immunity aus Nürnberg verzichten auf ihrem Debütalbum Breathe allerdings in schöner Regelmäßigkeit auf Schema F. Doch zunächst kurz was zur Vita der Gruppe: Gegründet noch zu viert kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, schrumpften die Franken im Kern schnell auf das Duo Dominik Maiser (Gesang) und Adrien Dembowski (Gitarre und weitere Instrumente). Die beiden schickten erste Demos umher, es erschienen zwei Singles namens Trainwreck und Trust The Algorithm.
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Die sind allerdings nicht auf Breathe gelandet, das Immunity in Halle/Saale mit Annisokay-Mitglied Christoph Wieczorek als Produzent aufgenommen haben. Stattdessen gibt’s komprimiert zehn Stücke auf rund 36 Minuten. Die setzen lyrisch ganz verschiedene Schwerpunkte: Gesellschaftskritik, Herzschmerz, Krieg, Dystopien und vieles mehr wird thematisiert. Das unter den Eindrücken des russischen Einfalls in die Ukraine stehende Of Hopes And Fears zeigt an dritter Stelle, dass sich Maiser und Dembowski für den Songaufbau wirklich etwas überlegen: Midtempo mit Punch in den ersten 30 Sekunden, es folgt ein Bretterpart mit markerschütternden Shouts, der eigentlich schon für sich eine Bridge wäre, wenn nicht noch eine eher synthpoppig angelegte Bridge folgen würde, die in einem hymnischen Refrain zum Mitgrölen mündet.
Wie bereits erwähnt: Das hier ist kein Metalcore-Malen-nach-Zahlen, gekonnt verweben Immunity auf ihrem für ein Debüt erstaunlich gut klingenden Album verschiedene musikalische Einflüsse. Breaking Character und vor allem Post Human Empire erinnern in den ersten Sekunden unweigerlich an Deftones, an anderen Stellen flirren hingegen Future-Pop-Synthies umher. Besonders dominant sind die elektronischen Klänge passenderweise bei der überaus gelungenen Alphaville-Coverversion Sounds Like A Melody – von den Hits von Marian Golds Band gibt es ja schon so manch spannende Neuinterpretation, hier folgt eine weitere. So gehen deftige Bretterparts mit melodischen Emo-Refrains Hand in Hand und nicht wenige dürften es schade finden, dass der Spaß nach nur 36 Minuten schon sein Ende findet. Wem Electric Callboy mit ihrer aktuellen Entwicklung zu klamaukig und Architects mit ihrer aktuellen Entwicklung zu Stadion-anbiedernd wurden, sollte hier definitiv ein Ohr riskieren.
Was nur wirklich schade und ärgerlich ist: Bis auf Weiteres konnten die Nürnberger, mittlerweile wieder zu einem Quintett gewachsen, ihr Album noch fast nirgends live vorstellen, es sind nach aktuellem Stand auch keine Konzerte geplant. Das ändert sich hoffentlich im kommenden Jahr – wer eine talentierte, unverbrauchte Band für einschlägige Festivals oder Supportslots braucht, darf sich bei Immunity gerne melden.
Tracklist IMMUNITY – Breathe
01. Creatures
02. Faceless Void
03. Of Hopes And Fears
04. Saturn Ascends
05. Lost The Flame
06. Post Human Empire
07. Breathe
08. Sounds Like A Melody
09. Breaking Character
10. Symbiosis
Weblinks IMMUNITY
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