Irgendwie eine Platte zur Zeit. Gut, dass ein Titel, der Bomben enthält, aktuell vielleicht etwas unglücklich erscheint, ist einfach schlechtes Timing, aber eine Band, die bereits mit Antischwurbler das passende Thema auf den Punkt brachte und generell für Solidarität und Toleranz sowie gegen Rassismus und Ausgrenzung eintritt, passt im Moment einfach. Und dazu macht sie auf dem Debüt-Album Bomben über Disneyland auch noch gute Laune, wenn sie das große Feld von Gesellschaftskritik bis Blödsinn abgrasen und dabei auch an Ironie und Selbstironie nicht sparen. Das tun sie direkt dreizehn Mal und bringen frischen Schwung in die deutschsprachige Punk-Landschaft.
Der eröffnende Titeltrack eröffnet bereits mit guter Laune, auch wenn textlich zunächst einmal alles in Trümmern liegt. Aber eben nur, um dabei optimistisch nach vorne zu schauen, sich in keine Schublade stecken zu lassen… Und zu rocken! Ein ziemlich wichtiges Anliegen der Band, denn das Tempo ist durchweg hoch. Den Spaß lässt man sich dabei auch nicht nehmen, wie z.B. Urlaub auf meinem Balkon zeigt. Mit einer Portion Ska im Gepäck scheint es der Band gar nicht so wichtig zu sein, wenn es Sterni statt Fünf-Sterne-Hotel gibt und das Eis vom Penny kommt. Wobei die Kugel Eis für drei Euro auch implizit die Gesellschaftskritik auf den Punkt bringt, denn „so wie die meisten, können wir uns das gar nicht leisten“.
Auch, wenn die Band sich trotz verschiedener Einflüsse von Ska bis hin zu poppigen Momenten klar einordnen lässt, scheint sie generell wenig von engstirnigem Denken in Schubladen zu halten. Stücke wie So Indie und Du machst den Punk kaputt (mit schleifenden Synthiemelodien im Hintergrund) signalisieren sowas. Und wer sich das direkt so auf die Fahnen schreibt, hat eben auch alles Recht der Welt, scheiße zu tanzen. Denn wenn man sich beim Blick auf die Tracklist noch fragt, was zur Hölle eigentlich WTS heißen soll, dann merkt man beim Abspielen direkt: Es steht für „Wir tanzen scheiße.“ Mit Disko-Anteil und Selbstironie wird diese Tatsache besungen, sodass man im Endeffekt trotzdem tanzen will – oder zumindest etwas tun, was entfernt daran erinnert.
Kurzum präsentieren Jack Pott sich auf ihrem Debüt breit genug aufgestellt, um vielseitig zu sein, aber haben doch einen ziemlich stringenten Sound entwickelt. Somit liefern sie ein gelungenes Punk-Debüt ab, das den bereits eingangs erwähnten frischen Wind liefert, ohne dabei klare Aussagen vermissen zu lassen.
Tracklist JACK POTT – Bomben über Disneyland:
01. Bomben über Disneyland
02. Am Ende meiner Leitung
03. Urlaub auf meinem Balkon
04. Ohne dich
05. So Indie
06. Antiparty
07. Karstadt
08. Fehler im System
09. California
10. Du machst den Punk kaputt
11. Die Anderen
12. Bundeswehr
13. WTS
Weblinks JACK POTT:
Homepage: www.jackpott-band.de
Facebook: www.facebook.com/JackPottBand