Zärtlichkeitsregime
Durch den Spontanherbst (erstes Mal den dicken Mantel tragen!) treibt es durch die ausgeleuchteten Nebenstraßen in den Leipziger Süden zum allerschönsten Keller, dem Tanzcafé Ilses Erika. Den gewohnt späten Einlass vergessend, ergeben sich unaufhaltsam Gespräche, Diskolichter und tanzbare Retromusiken, bis es im Bühnenbereich raschelt und Veyls Mâneyr die erste Zigarette unter kollektiver Beobachtung ausdrückt. Der Solokünstler (eh, dass hipper Alleinunterhalter wirklich fern davon ist, muss ich nicht extra erwähnen) verzaubert mit warmer Stimme die hübsch tapezierten Räume voller Gemütlichkeitssessel und Tanzfläche, packt Klangbetten zum Ausruhen aus und schöngeistert mit lässiger Ausstrahlung durch das ungewohnte Dicht-an-dicht. Zwei-G, olé (sind das diese Postcoronatimes von denen alle erzählen?)! Trotz oder wegen all dieser Ausgelassenheit mit Livemusik und indoor-Kuscheligkeit wabern anhaltende Stimmengewirre durch die Räumlichkeiten, die bestimmt alle wohlwollend sind, aber während des Kunstgenusses schon auffallen (Zwinkersmiley). Der Nebel rauscht von oben und nach einer spontanen, gewünschter Zugabe, gibt der Künstler Einblicke in sein bald erscheinendes Musikstück (schlageresker und deutscher, als das davor gehörte).
Oh, er kann sich an meinen Kummer erinnern!
Ich merke, dass ich Ananas noch überdurchschnittlich wohlgesonnen bin und habe meine Anjola längst ausgeschlürft, während der Raucherzug aus Anwesenden erst hinaus und zum passierenden Umbauklappern wieder hineinströmt – und da formieren sie sich schon, Sloe Paul! Yes, es kann nur schön werden: In betont wohlgesonnener Haltung drängt und wippt der Publikumsraum im schönen Rhythmus der herrlichen Retrovibes der Gruppe, die sich unfassbar dankbar über die gegebene Auftrittsmöglichkeit zeigt. Die wohlige Stimme strahlt über die Musiksphären des fünfköpfigen Kollektivs, die weiteren Verlauf versprechen, ihre präparierten Kassetten im eigens mitgebrachten und hübsch anzuschauenden Rekorder abspielen zu lassen (why not). Die Widmung für L’Armour de l’escargot kommt an, das gemeinsame Performen mit dem Supportmusiker sowieso, Flaschen klirren, die Diskolichter zwirbeln, sing along statt sing alone! Wie herrlich es ist, im Takt von Herzenswärme zu tanzen, in so viel schmunzelnde Gesichter zu gucken.
Das erste Clubkonzert (dort), eines, das sich auch so anfühlt, mit Nähe, und Wärme, mit Tanzen und Getränken, mit gutem Klang und schönen Menschen (oder wie war das damals?)! Jetzt wieder ab durch den Fastfrost (das geht mit dem Glühen von Innen), einen Igel treffen.
Weblinks SLOE PAUL:
Homepage: sloepaul.net
Facebook: www.facebook.com/SloePaul
Instagram: www.instagram.com/sloe_paul/
Bandcamp: treibenderteppichrecords.bandcamp.com/album/paul-abbrechts-album