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MARATHONMANN – Alles auf Null

MARATHONMANN - Alles auf Null

Ja, das ist schon alles irgendwie besonders. In vielerlei Hinsicht. „Besonders“ kann man dabei positiv wie negativ lesen (und sicher auch noch mit anderen Adjektiven aufladen). Dass die ganze Situation, in der wir uns gegenwärtig befinden, eine besondere ist, muss niemandem mehr gesagt werden. Dass dementsprechend das Spielen von Konzerten anno 2020 eine Besonderheit war, ist logisch. Das, was Marathonmann draus gemacht haben, war ebenfalls besonders – dass man dann auch noch ein Live-Album ausgerechnet aus dem besagten Jahr veröffentlicht, ist sicherlich ungewöhnlich. Überhaupt war es ein sehr eigenartiges Gefühl, eines der Konzerte der Alles auf Null-Tour zu besuchen, wenn man zuvor monatelang keine Show sah. Dass man das ganze Gefühl dieser besonderen Shows auf CD festgehalten hat, ist ein Glücksfall.

Kannte man Marathonmann bisher vor allem als im Punk und im Post-Hardcore verortet, so war hier das Motto Alles auf Null ernstgemeint und entsprechend umgesetzt: Die Stücke wurden reduziert in „stripped down“-Versionen umgesetzt, weitestgehend akustisch dargeboten (mit Ausreißern wie dem Gitarrensolo in Rücklauf), um Streicherarrangements ergänzt und eindrucksvoll präsentiert, wie gut die Stücke auch in den Alles auf Null-Umsetzungen beibehalten kann. Schon beim eröffnenden Holzschwert wird es deutlich. Würde man das Stück nicht kennen, würde einem vermutlich nichts auffallen, denn das ruhige, nachdenkliche Gewand sitzt sehr gut. Einfühlsames Streicher-Intro, von Tasten begleitete Strophen und ein harmonisches Gefühl begegnen, als wäre das Stück schon immer so gedacht gewesen.

So geht es einem auch bei den Stücken des aktuellen Albums Die Angst sitzt neben dir, wie man im folgenden Nie genug spürt. Das Raue in Michi Lettners Stimme ist noch zu spüren, die Anspannung ist noch drin, es ist weiterhin ein treibendes Stück Musik, aber die dem Song inhärente Hoffnung ist durch die Instrumentierung noch mehr zu spüren. Was auf dem Album zwischenzeitlich begegnete, ist dem Anlass von Alles auf Null entsprechend noch intensiver: die wirklich ruhigen Momente. Ein Stück wie Die Bahn, schon auf dem Album eine Ballade, verstärkt das Gefühl hier noch einmal. Aber damit das geschieht, muss ein Stück im Ursprung auch keine Ballade sein. Wo ein Versprechen noch was wert ist zeigt es eindrucksvoll, ist es doch im Original mit einem hohen Tempo verbunden, während man hier der Nachdenklichkeit frönt.

Aber bei allem Schreiben über Nachdenklichkeit: Zu keiner Sekunde gerät aus den Augen (bzw. Ohren), dass Marathonmann Spaß an dem haben, was sie hier spielen. Eine munter tapsende Nummer wie Rücklauf (laut Livestream-Show zum Album sinngemäß „Musik, die Clowns privat hören“) zeigt es natürlich gut, aber gerade auch, wenn das Live-Album mit Die Stadt gehört den Besten endet, spürt man all das, was diese Scheibe ausmacht, noch einmal. Mit Gefühl, Tempo und Spielfreude geht es noch einmal nach vorne und das Album endet so, dass man es gerne wieder von vorn beginnt. Marathonmann mögen hier ein anderes Gesicht zeigen, aber auch eines, das ihnen sehr gut steht und echt, ja – authentisch, ist.

Tracklist MARATHONMANN – Alles auf Null:

01. Holzschwert
02. Nie genug
03. Hinter den Spiegeln
04. Flashback
05. Abschied
06. Die Bahn
07. Rücklauf
08. Wir sind immer noch hier
09. Blick in die Zukunft
10. Wo ein Versprechen noch was wert ist
11. Am Ende nichts
12. Die Stadt gehört den Besten

Weblinks MARATHONMANN:

Homepage: www.marathonmannband.de
Facebook: www.facebook.com/marathonmannband
Twitter: www.twitter.com/marathonmannMUC

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