Drei Jahrzehnte Folk-Rock und Folk-Punk aus Franken: Fiddler’s Green feiern in einem Jahr, in dem eigentlich nichts zu feiern gibt, ihren 30. Bandgeburtstag. Die passenden Lieder dazu veröffentlicht die Gruppe um Sänger Ralf “Albi” Albers nun zur Adventszeit. Auf 3 Cheers For 30 Years interpretieren Fiddler’s Green elf britische und irische Volkslieder – dabei handelt es sich wenig überraschend nicht selten um astreine Trinklieder (oder solche, die man je nach Laune problemlos in Trinklieder verwandeln könnte).
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Einige Stücke dürften dem durchschnittlichen Mitteleuropäer schon in anderen Versionen berühmter Musikacts bekannt sein. So zum Beispiel Whiskey In The Jar – da werden viele wohl gleich an Metallicas Adaption denken. So brachial wie Hetfield & Co. gestalten die Erlanger ihre Fassung natürlich nicht. Ähnliches gilt für Auld Lang Syne im Anschluss, Ende der 90er-Jahre von den Toten Hosen unter ihrem weihnachtlichem Pseudonym Die Roten Rosen aufgenommen. Klar wird schnell: Alles klingt nach typischer Fiddler’s-Green-Musik. Manchmal richtig schnell, andere Male eher im beschwingten Midtempo gehalten. Unter diese Kategorie fällt zum Beispiel The Galway Girl (nein, nicht das Lied von Ed Sheeran, sondern das von Steve Earle). Eher schon in Faunsche Gefilde driftet später der Shanty Haul Away Joe, bevor dann ein Stück folgt, das man in Deutschland vor allem unter anderem Namen kennt.
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The Wild Rover, im Original ein irisches Volkslied, wurde hierzulande 1982 als norddeutsche Schlagerhymne An der Nordseeküste ein Riesenhit – mit dem von Klaus und Klaus gesungenen Schunkler hat die Punkrock-Version von Fiddler’s Green glücklicherweise rein gar nichts zu tun. Besinnlich wird es dann mit dem Wild Mountain Thyme, bevor der “Hit” der Platte folgt. The Drunken Sailor erinnert den einen oder anderen wohl noch an den Englisch-Unterricht in Klasse 5. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus der Szene ließen es nicht nehmen, dem Traditional mit den unzähligen Strophen ihre Stimme zu leihen. Mit dabei sind (siehe Video oben) unter anderem Mitglieder von Subway To Sally, Saltatio Mortis, Die Apokalyptischen Reiter, Dritte Wahl, In Extremo, Exilia und Schandmaul. Sollte auf den einschlägigen Partys, so sie denn irgendwann nächstes Jahr hoffentlich wieder stattfinden dürfen, zu einem Floorfiller werden.
Das letzte Drittel wird mit einem Stück eröffnet, das ebenfalls auch schon mit deutschen Lyrics bekannt wurde – allerdings gleich in mehreren Fassungen. So handelt Seven Drunken Nights von einer Frau, die scheinbar Abend für Abend ihren meist betrunkenen Gatten betrügt – das Ganze gab es auch schon “op Kölsch” (Höhner: Die voll Woch), von Mike Krüger (Trunkenbold) und sogar von Udo Jürgens (Du trinkst zuviel). Bis zum Refrain ziehen Fiddler’s Green hier einen Spannungsbogen, dann wird aufs Tempo gedrückt. Ähnlich gestaltet sich die “inoffizielle Stadthymne Dublins”, Molly Malone, im Anschluss. Und zum Ende geht’s bei Greensleeves (wieder so ein Stück britischen Ursprungs, das es ebenfalls schon auf unzähligen anderen Sprachen gibt) nochmal etwas ruhiger zu.
Letztlich werden auch Hörer, die sonst keinen Irish Folk und Artverwandtes hören, auf 3 Cheers For 30 Years einige Melodien sofort mitsummen, haben sich Fiddler’s Green hier doch vor allem Balladen und Traditionals gegriffen, die einem an vielen verschiedenen Punkten im Leben wohl schon mal begegnet sind – ob im Original, im Gedichtband oder per eingedeutschter Fassung. Manch ein Genrefreund hätte sich vermutlich mehr Risiko bei der Songauswahl gewünscht. Doch diese Veröffentlichung ist eine reine Spaßplatte – und genau diesen Zweck erfüllt sie mit Bravour. Darauf ein Guinness, ein Kilkenny oder ein Gläschen Whiskey – und ein dreifaches “Cheers”!
Tracklist FIDDLER’S GREEN – 3 Cheers For 30 Years
01. Whiskey In The Jar
02. Auld Lang Syne
03. The Galway Girl
04. All For Me Grog
05. Haul Away, Joe
06. The Wild Rover
07. Wild Mountain Thyme
08. The Drunken Sailor
09. Seven Drunken Nights
10. Molly Malone
11. Greensleeves
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